Vorsicht vor der Fehlberatung! Achilles-Running-Experte Dr. Matthias Marquardt empfiehlt Läufer*innen, ganz genau hinzuschauen, wenn sie im Sportgeschäft eine Bewegungsanalyse machen.
Im Bereich der Bewegungsanalysen, die Läufer*innen angeboten werden, gibt es Qualitätsunterschiede: Man muss deutlich unterscheiden, ob es sich um eine Bewegungsanalyse zum Laufschuhverkauf oder um eine medizinische Bewegungsanalyse handelt. Im Folgenden werden die typischen Analyseinstrumente im Laufgeschäft mit ihren Haken und Ösen kurz vorgestellt.
Welche Analyse-Methoden es gibt?
- Der Fußscanner: Dieser ermittelt den Fußabdruck, ohne die Druckverteilung unter der Fußsohle zu erfassen. Ferner sind sämtliche Analyse-Ergebnisse rein statischer Natur und geben deshalb nur in geringstem Ausmaß Informationen über die Bedürfnisse der Läufer*innen in der Bewegung.
- Die Fußdruckmessung: Diese zeigt die Gewichtsverlagerung und -verteilung unter der Fußsohle und gibt, sofern diese während der Bewegung durchgeführt wird, gute Hinweise auf die Notwendigkeiten der Schuhversorgung. Leider ist es in den wenigsten Institutionen üblich, diese Analyse in der Geh- oder noch besser Laufbewegung durchzuführen. Abgesehen davon benötigt die Auswertung allerlei medizinische Erfahrung und muss mit anderen Untersuchungsbefunden kombiniert werden.
- Laufband-Analyse mit Filmen der Sprunggelenke: Wenn man im Laufgeschäft aufgefordert wird, die Hose hochzukrempeln, um auf dem Laufband zu laufen, wobei die Sprunggelenke gefilmt werden, ist Vorsicht geboten! In solchen Fällen wird lediglich der Winkel zwischen Fuß und Unterschenkel gemessen, der naturgemäß auch von der Stellung der Beinachse (X- oder O-Bein) abhängt. Leider sind Fehlberatungen bei unsachgemäßer Anwendung hier sehr häufig anzutreffen.
- Das Achillexsystem: Dieses System arbeitet über einen Mess-Sensor am Rückfuß, der Drehbeschleunigungen der Fersenkappe des Schuhs erfasst und somit Aussagen über das Ausmaß der Pronationsbewegung zulässt. Die Fehlerquellen dieses einfachen Systems sind gering und beziehen sich primär auf das Erkennen eines O-Beins, bei dessen Vorliegen keinesfalls eine Pronationsstütze eingesetzt werden sollte.
- Motionquest: Im Rahmen dieser Bewegungsanalyse werden sieben Fragen zur Bio-Mechanik in ein Computersystem eingespeist, sodass nach der Ermittlung von Fußtyp, Beinachse, dynamischer Beinachse, Fußrotation und so weiter eine verlässliche Schuhempfehlung erfolgt. Wenn es um orthopädische Probleme beim Laufen geht, wird keines der genannten Systeme die gewünschten Informationen liefern. In diesem Falle ist eine medizinische Bewegungsanalyse unausweichlich.
Video: Bewegungsanalyse für Läufer*innen
Worauf Läufer*innen achten sollten
Hierauf müssen Läufer*innen bei einer medizinischen Bewegungsanalyse ganz besonders achten:
- optimale Laborausrüstung (Laufband mit Vor- und Rückwärtsgang, zwei Kameras, gute Ausleuchtung, Kalibrierung des Systems, um optische Messfehler zu minimieren)
- systematischen Untersuchungsdurchgang mit der Erhebung aller Winkel im Bereich der seitlichen Ansicht
- systematischen Untersuchungsdurchgang mit der Erhebung von Wirbelsäule, Becken, Beinachse, Knie und Fuß
- hohe Qualifikation der Analyst*innen, die idealerweise über eine medizinische Basisqualifikation verfügen
Zur Person: Dr. med. Matthias Marquardt, Triathlet und Marathonläufer, beschäftigte sich nach hartnäckigen Verletzungen ausführlich mit der Frage nach der besten Lauftechnik. Das von ihm dazu entwickelte Konzept: 77 Dinge, die ein Läufer Wissen muss.