Urlaubszeit ist Trainingszeit. So denken viele Läufer*innen. Endlich ohne Stress Kilometer schrubben und Tempoläufe machen. Einmal am Tag genügt nicht: Coach, ich hab jeden Tag Zeit und könnte auch zweimal! Doch ist es gut und hilfreich, im Urlaub so viel zu laufen?
Wie viel Training im Urlaub ist sinnvoll?
Urlaub ist zur Erholung da. Nicht umsonst macht man und braucht man diese Auszeit. Abschalten von Job und Alltagsstress. Laufen kann dabei hilfreich sein, aber der Aktivurlaub sollte seine Grenzen haben. Wer ohnehin im Berufsleben gestresst und viel unterwegs ist, der sollte sich vor zu viel Freizeitstress und Trainingsseifer hüten.
Man holt in zwei oder drei Wochen Urlaub nicht nach, was im Rest des Jahres nicht möglich ist. Im Gegenteil: Mache ich meinem Körper den Anspruch auf Erholung streitig, wird er sich rächen. Ausgepowert statt erholt aus dem Urlaub kommen, macht den Wiedereinstieg ins den Berufs- und Trainingsalltag nur unnötig schwer. Wer Urlaub vom Urlaub braucht, hat etwas falsch gemacht.
Trainingsplan und Erholung müssen im Gleichgewicht sein
Laufen ist nur ein Ausgleich und kann nur ein Teil einer aktiven Erholung sein, wenn sich Beruf, Familie und Freizeit die Waage halten. Das gilt im Alltag wie im Urlaub. Wer mit seinem Trainingseifer die Urlaubsharmonie stört und der Trainingsplan das Ferienprogramm diktiert, wird kaum glücklich. Das Verständnis des Mitreisenden für läuferische Aktivitäten sollte nicht überstrapaziert werden.
Wirkungsvoll kann Training im Urlaub auf alle Fälle sein. Für viele gehört – gut dosierte – Aktivität zum Urlaubseffekt dazu. Oft sind die freien Wochen eine gute Gelegenheit, dem Körper mit sportlicher Wellness Erholung zu verschaffen und vielleicht mit nützlichen Dingen wie Yoga, Stretching, Schwimmen, Radfahren für erholsamen Ausgleich zu sorgen. Die Erfahrung, wie wohltuend Yoga oder Dehnung sind, kann dann fester Bestandteil des Trainings nach der Rückkehr aus dem Urlaub sein.
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Fazit: Wettkampf- und Trainingsziele erreichen Läufer*innen nicht durch intensives Training in zwei oder drei Wochen Urlaub, sondern durch das Training, das bestmöglich in den Alltagsrhythmus integriert wird. Und dieses gelingt umso besser, wenn man sich hin und wieder eine Auszeit vom Alltag nimmt.
Der Autor:
Früher war Piet Könnicke selbst erfolgreicher Läufer, unter anderem mit einer Halbmarathon-Bestzeit von 63:40 Minuten. Heute macht er gemeinsam mit den Trainern von GotoRun.de Freizeitläufer*innen fit. Er betreut Läufer*innen vom ersten Schritt bis zu den lang ersehnten 42 Kilometern. Dabei geht es nicht nur um Bestzeiten, sondern um die ganz persönliche Genugtuung des Läufers.