Vitaminspritzen aus der weiten Welt: Uwe Schröder präsentiert in RUNNING – das Laufmagazin sechs exotische Obstsorten, die auf den Läufer*innen-Speiseplan gehören.
Viele von uns kennen das: Für den heimischen Volkslauf wird hart trainiert, um gerade dort die wichtigsten Lorbeeren der Saison zu ernten. Und dann kommen die “Exot*innen” und greifen ab, was es abzugreifen gibt.
Nach anfänglichem Ärger wird aber schnell klar, dass sie mit ihren schnellen Zeiten eine Bereicherung jeder Sportveranstaltung sind, dass hier das Wort Globalisierung in seiner besten Form greift und dass die “Exot*innen” heute nicht mehr exotisch sind, sondern zu unserem Alltag dazugehören. All das trifft auch auf die exotischen Obstsorten im Supermarkt zu.
Was wie beispielsweise Zitrusfrüchte für unsere Eltern noch fremd war, kommt heute meist aus dem Mittelmeerraum und gehört fast zum Standardsortiment. Ausländische Produkte haben heute deutlich längere Reisewege hinter sich und bereichern mit ihren Farben und Formen, mit ihren Aromen und Inhaltsstoffen jeden Läufer*innen-Speiseplan.
Ergänzung des Nährstoffspektrums
Auch wenn hin und wieder viel Kreativität verlangt ist, um bis zum essbaren Teil vorzudringen, lassen sich exotische Früchte meist vielseitig verwenden. Ob als Bestandteil von Milch-Shakes, püriert zum Verfeinern von Saucen, als Konfitüre oder Chutney. Sie bringen Abwechslung auf den Tisch und können manchen deutschen Rezeptklassiker zum kulinarischen Highlight werden lassen, wie etwa Schweinebraten mit Mango-Chutney.
Neben ihrem Nährstoffreichtum und der Ergänzung zu heimischen Obst- und Gemüsesorten wartet exotisches Obst oftmals noch mit natürlichem, intensivem Geschmack auf. Während viele europäische Obstsorten auf Ertragsreichtum und Schädlingsresistenz hin gezüchtet sind und damit viel von ihrem Ursprung verloren haben, sind (sub-)tropische Früchte in der Regel noch nicht überzüchtet. Allerdings gelten in vielen Teilen der Welt weniger restriktive Vorgaben für die Anwendung von Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln.
Obst immer gründlich waschen
Vor dem Verzehr und der Verarbeitung sollten exotische Früchte daher immer mit warmem Wasser abgewaschen und dann mit einem Einmal-Küchentuch trocken gerieben werden.
Das gilt ebenfalls für Bio-Früchte, denn auch sie tragen natürliche Keime und feinste Schmutzpartikel ihrer Herkunftsländer auf der Schale. Selbst wenn diese nicht direkt gefährlich sind, sind sie doch für unser Immunsystem unbekannt und können unter anderem Magen-Darm-Infekte hervorrufen.
Modernste Logistik, computergesteuerte Kühl- und Lagersysteme sowie schnelle Transportmittel garantieren in den heimischen Supermärkten frische, reife und nährstoffreiche Früchte vom entferntesten Punkt der Erde. Wir stellen sechs dieser importierten Köstlichkeiten vor.
1. Granatapfel: für Wettkampf und Regeneration
Der Granatapfel galt im Altertum als Innbegriff für Liebe und Fruchtbarkeit. Die süß-säuerlich schmeckenden Kerne der Frucht des immergrünen Granatapfelbaumes lassen sich einfach aus der Schale löffeln.
Sie sind aber ebenso geeignet für Desserts, Mixgetränke, Eis sowie zu Fleisch und Fisch. Und: frischer Granatapfelsaft ist für jeden Trinkplan eine Bereicherung.
Diese ursprünglich aus Persien stammende und heute im Mittelmeerraum und auf den Kanaren angebaute Frucht besitzt ein hohes antioxidatives Potenzial, das durch einen hohen Polyphenolgehalt besticht. Er kann helfen, vor einem Wettkampf eine Art “antioxidative Schutzbarriere” aufzubauen, um oxidativem Stress Paroli bieten zu können.
Auch der mit circa 16 Gramm pro 100 Gramm Frucht hohe Kohlenhydratgehalt klassifiziert den Granatapfel als Lebensmittel vor intensiven Belastungen, aber noch mehr für die unmittelbare Regeneration. Zudem enthält er viel Vitamin C, etwas Kalzium und sogar Eisen.
Achtung: Die weißen Trennhäute sind bitter und kaum essbar! Und die Schale enthält einen hohen Gerbsäureanteil, weshalb Granatapfelsaft bleibende Flecken hinterlassen kann.
2. Mango: Vitamin-Lieferant
Ebenfalls hartnäckig sind die Saftflecken der Mango. Diese ursprünglich aus Indien stammende, ganzjährig erhältliche Frucht wird inzwischen weltweit in tropischen Gebieten angebaut. Das Multitalent für Läufer*innen weist neben seinem Kohlenhydratgehalt von etwa zwölf Prozent einen hohen Provitamin-A-Gehalt (Beta-Karotin) auf. Sie liefert genauso viel Vitamin C wie eine Grapefruit und hat im Vergleich zum beliebten Apfel bei fast allen Nährwerten die Nase vorn.
Wenn die Schale auf leichten Fingerdruck nachgibt und sie bereits ungeschnitten einen aromatischen Duft verströmt, ist die Mango reif. Das Fruchtfleisch kann pur, als Dessert oder Chutney zu Fleisch und Lachs zu einem Gaumenfest werden.
Achtung: Mango und Milch vertragen sich nicht! Besonders bei empfindlichem Magen sollte auf Müsli oder Milch-Shakes mit frischer Mango verzichtet werden. Da sie leicht abführend wirkt, empfiehlt sich ihr Verzehr nicht in zeitlicher Nähe zum Training oder Wettkampf.
Zum direkten Verzehr geeignet ist die mit dem Flugzeug importierte Flugmango. Sie wird reif gepflückt und kommt schnellstens auf den Markt. Da Flugmangos “vor Ort” reifen, sind sie besonders aromatisch und geben jedem Obstsalat aus heimischen Sorten ein exotisches Flair.
3. Marajuca: beruhigende Wirkung
Die bekannteste der Passionsfrüchte, zu denen auch Granadillen und Curubas gehören, ist die Maracuja. Sie stammt aus Südamerika und wird heute außerdem in Australien, Neuseeland, Afrika und im Mittelmeerraum angebaut.
Neben dem bekannten Saft lohnt es sich, die frische Frucht zu testen. Sie ist ganzjährig auf dem Markt und entfaltet ihren aromatischen, leicht säuerlichen Geschmack sowohl direkt aus der schrumpeligen, dunkel rot-braunen Schale gelöffelt als auch im Obstsalat, auf Eis, als Fruchtsauce und im Milch-Shake oder zu Quarkspeisen.
Die Maracuja enthält neben circa 13 Prozent Kohlenhydraten einen nennenswerten Eiweißanteil von etwa 2,5 Prozent. Zusammen mit ihrem für Früchte hohen B-Vitamingehalt, vor allem Pyridoxin (Vitamin B6) und Niacin, dem ansprechenden Vitamin-C-Anteil und ihrem Mineralstoffprofil mit Kalzium und Eisen eignet sie sich für die Regeneration nach intensiven und langen Einheiten. Zudem soll sie eine beruhigende Wirkung besitzen. Achtung: Maracujas nicht im Kühlschrank lagern!
4. Tamarillo: ideal vor dem Long-Jogg
Aus Neuseeland, Afrika, Südamerika und Indien kommen die Baumtomaten, auch Tamarillos genannt, ganzjährig zu uns. Ihr Geschmack erinnert an Tomaten, ist aber süßer sowie säuerlicher. Die hellorangen bis dunkelroten, gut acht Zentimeter langen Früchte haben ein dunkelgelbes Fruchtfleisch mit kleinen Kernen.
Tamarillos sind nur voll ausgreift als Frischobst ein Genuss. Meist werden sie gegart und wie eine Tomate überbrüht und gehäutet. Die an Beta-Karotin und Mineralstoffen reichen Früchte eignen sich für Obstsalate und Konfitüren. Ihre Vorzüge werden aber auch als Begleiter von Käse, Fisch und dunklem Fleisch wie Lamm offenbart.
Mit circa zehn Prozent Kohlenhydraten und einem geringen Säureanteil sind sie gut als Gemüsebeilage vor dem Long-Jogg geeignet.
5. Drachenfrucht: aromatische Trendfrucht
Die schuppige, mit warzenartigen Auswüchsen versehene Hülle gab der Drachenfrucht ihren Namen. Die als Pitahaya bekannte Kakteenfrucht liegt aktuell im Trend. Ihr ausgezeichnetes Aroma kann direkt beim Auslöffeln des weißen Fruchtfleisches mit essbaren dunklen Kernen genossen werden.
Der Lieferant der Vitamine B und C lässt sich gut mit Quark oder als Gratin mit Ei kombinieren. Die antioxidativen Eigenschaften und der hohe Wasseranteil (90 Prozent) machen sie zum erfrischenden, läufergerechten Genuss an heißen Sonnentagen.
Achtung: Speziell für Sportler*innen kann der deutsche Name Drachenfrucht schnell eine neue Bedeutung gewinnen, denn die Kerne wirken leicht abführend. Damit der “Drache” nicht zuschlägt, ist die Pitahaya nicht vor und schon gar nicht beim Laufen zu verzehren!
6. Kaki: perfekter Laufsnack
Gegensätzliches gilt für die Kaki und der mit ihr verwandten Sharonfrucht. Ihr geringer Säureanteil, der hohe Kohlenhydratgehalt (über 15 Prozent) und viel Pro-Vitamin A und Vitamin C machen sie zum perfekten Vor-Laufsnack. Die orange-gelbe Kaki ist eher rund, besitzt kleine Kerne und schmeckt wegen ihrer Gerbsäure leicht herb. Die Sharon dagegen ist eher flach und leicht quadratisch, ohne Kerne und nahezu gerbstofffrei.
Das süße, aprikosenartige Aroma der aus Brasilien, den USA und dem Mittelmeerraum importierten Paradiesäpfel, wie diese Früchte auch genannt werden, passt bestens zu Joghurt und Quark, aber auch zu Kuchen und Salat. Vor oder während des Sports verzehrt, sind sie erfrischende Energiespender.
Achtung: Besonders bei Kaki nur ausgereifte Früchte verwenden, da die Schale Tannine enthält, die Blähungen und eine Behinderung der Eisenresorption bewirken können!