Voguing ist ein Workout auf High Heels: Tanzen, Modeln und Mentaltraining zugleich. Es stärkt Kondition, Kraft und Selbstbewusstsein. Hier das Wichtigste über Voguing.
Was passiert beim Voguing?
Beim Voguing imitieren Tänzer*innen die Körperbewegungen und Gestiken von Models. Der Tanz besteht aus einer Aneinanderreihung von Posen. Also typische Arm- und Beinbewegungen, wie sie Models auf dem Laufsteg oder auf Zeitschriften-Covern machen.
Diese Posen werden schnell hintereinander in einem Tanz abgespult. Hinzu kommen Einflüsse aus Breakdance, Eiskunstlauf, Martial Arts und Kung-Fu-Filmen.
Welche Stile gibt es?
Beim Voguing unterscheidet man drei Stile:
- Old Way – die ursprüngliche Form. Arme und Beine bilden dabei klare Linien oder rechte Winkel und sind oft symmetrisch. Es werden ägyptische Hieroglyphen oder Pharaonen imitiert. Wichtig ist: die Bewegungen präzise durchzuführen.
- New Way – eine Weiterentwicklung des Old Way. Die Schritte und Armbewegungen sind schneller. Beweglichkeit ist wichtig. Typisch sind Bewegungen, die aussehen, als würde man sich die Schulter auskugeln.
- Vogue Fem – die weibliche Interpretation des Old Way. Die Bewegungen sind femininer. Typisch hierfür ist das “Hair Whipping”. Die Haare werden im Takt zur Musik hin- und hergeschwungen.
Um was genau geht es?
Voguing ist nicht nur ein Tanz, sondern auch Schauspielen. Tänzer*innen schlüpfen in andere Rollen. Auf einer Bühne präsentiert man sich im Kostüm. Dabei steht nicht der Tanz an sich, sondern der*die Tänzer*in als Individuum im Vordergrund.
Man muss kein*e gute*r Tänzer*in sein, um beim Voguing Erfolg zu haben. Viel wichtiger ist: Bühnenpräsenz, selbstbewusstes Auftreten, ein kreatives Kostüm und individuelle Schritte. Denn beim Voguing gibt es keine Choreographie. Alles ist improvisiert.
Wie ist Voguing entstanden?
Bereits in den 20er Jahren soll es Maskenbälle in New York gegeben haben, bei denen man sich verkleidete. Dabei sollte nicht zu erkennen sein, ob jemand Frau oder Mann war.
Später in den 60ern entwickelte sich im New Yorker Stadtteil Harlem Voguing als Tanz Unterprivilegierter, sagt Vogue-Tänzerin Georgina Philp aka Leo Melody. “Minderheiten hatten damals keine Chance, in der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Viele sehnten sich nach einem besseren Leben – ein Traum, wie ihn weiße Models in der Mode-Zeitschrift Vogue verkörperten.”
Um ihrer Realität zu entfliehen, fingen vor allem Lesben, Schwule und Transsexuelle an, sich zu verkleiden und Models zu imitieren. Inspirationsquellen stellten damals neben Models auch Hollywood-Diven und Las-Vegas-Show-Girls mit Federboas und Glitzer-Kleidern dar.
Was wird beim Voguing trainiert?
Voguing ist Tanz und Workout zugleich. Es trainiert den ganzen Körper: Bauch, Beine, Po, und vor allem die Arme. Das model-ähnliche Posieren und Catwalk-Laufen kosten anfangs Überwindung. “Wenn man sich einmal getraut hat, merkt man, wie viel Spaß das macht”, so Philp. Außerdem trainiere es das Selbstbewusstsein. Wer in High Heels tanzen möchte, kann dies tun – es ist aber nicht Pflicht.
Für wen ist Voguing geeignet?
Für jede*n, die*der Lust auf Tanz und Bewegung hat. Für Mutige, die gern durchs Scheinwerferlicht gleiten. Für Schüchterne, die Bühnenangst haben und ihr Selbstbewusstsein aufpäppeln wollen. Für Frauen, die lernen möchten, auf High Heels zu gehen. Für Männer, die mal ausprobieren wollen, wie es sich auf Absatzschuhen anfühlt.
Wo kann man Voguing lernen?
Voguing wird in vielen Tanzstudios angeboten. Für Anfänger*innen gibt es oft ein- oder zweistündige Workshops, in denen man Voguing einfach mal ausprobieren kann.
Sehr zu empfehlen ist der Besuch eines sogenannten “Balls”. Das ist ein Event, auf dem sich die Tänzer*innen treffen und in Battles gegeneinander antreten und tanzen. Wer nicht selbst mitmachen möchte, kommt einfach als Zuschauer*in.