Zum Joggen braucht man eigentlich nur Schuhe, Hose, Shirt. Erst einmal. Alles andere ist für Dauerläufer und ambitionierte Sportler. Der Gelegenheitsläufer muss sich nicht gleich kleiden wie ein Vollprofi. Worauf man zu Beginn gut verzichten kann, erklären wir hier.
Vorab: Niemand will irgendwem den Spaß verderben. Jeder, der mit den folgenden Accessoires laufen möchte, sollte das tun. Es geht lediglich darum zu erklären, dass man – gerade am Anfang – nicht tausend Dinge braucht, um erst einmal gemütlich ein paar Runden zu drehen. Für die Laufbekleidung gilt dasselbe wie fürs Laufen an sich: Langsam steigern.
Zu Beginn sollte der Laufanfänger erst einmal mit dem Laufen – beginnen und dann schauen, was für ihn hilfreich ist. Worauf du bei den ersten Kilometern verzichten kannst:
1. Trinkgurt
Der Klassiker der überflüssigen Lauf-Accessoires: Es soll ja Leute geben, die bei ihrer Laufrunde um die Aschebahn so viele Trink-Patronen im Halfter haben, dass sie sich locker einen Cocktail mixen könnten. Der Getränkegürtel ist im wahrsten Sinne des Wortes: überflüssig. Hässlich noch dazu.
Hier gibts nur eins: bitte keinen Trinkgurt, wenn keine Wüste oder Berge in der Nähe sind. Und selbst dann nicht. Neueste Studien haben im Übrigen ergeben, dass man als Mensch in der Lage ist, eine Stunde lang ohne Trinken zu überleben.
2. Spezielle Trinkflasche
Lauf-Anfänger haben oft das Gefühl, dass sie eine neue Trinkflasche bräuchten, weil sie ja bald anfingen zu joggen. So eine durchsichtige Plastikflasche in “O”-Form, wo die Hand bequem reinpasst. Oder rutschfest, mit Noppen.
Ganz praktisch sind auch die Sicherheitsverschlüsse, wo man mit Zähnen erst fest zubeißt, dann ruckartig zieht und danach stark saugt ? nur um festzustellen, dass das Trinken anstrengender ist als das Laufen selbst.
Eine stinknormale Wasserflasche tut’s auch.
3. Gewichtsmanschetten
Ab und zu sieht man sie noch: Menschen, die mit Gewichte um die Knöchel geschnallt oder mit kleinen Hanteln in der Hand joggen.
Das ist großer Quatsch. Wer glaubt, dass er damit Lauf- und Krafttraining vereint, liegt falsch. Die Gelenke werden überlastet, der Laufstil versaut und mehr Kraft hat man später auch nicht. Höchstens mehr Schmerzen.
4. Jogginganzug
Es gab mal eine Zeit, als die Jogginghose noch zum Joggen da war. Heute tragen diese dicken, beuligen Baumwollhosen nur Traceure, also Leute, die Parkour betreiben. Sonst ist die Jogginghose zu allem gut, was nichts mit Sport zu tun hat. Sie braucht einen neuen Namen: Home-, Heim-, Chill-, Wellness-, Couch-Potato-, Lounge-Hose.
Wer eine hat, kann natürlich damit laufen gehen. Aber wer joggen will, kann sich den Kauf einer klassischen Jogginghose – fürs Laufen – ersparen. Lieber in eine Shorts investieren.
4. GPS-Uhr
Kleider machen Leute, und GPS-Uhren machen Läufer, schon klar. Wer nicht am Armgelenk rumfummelt, kann nicht mitreden. Aber es gibt dann doch einen Unterschied zwischen Ironman Hawaii und Volkspark Friedrichshain. GPS-Uhren sind nützlich und manchmal auch cool. Aber es kommt darauf an, was man damit vorhat.
In der Marathonvorbereitung sind GPS-Uhren mit Herzfrequenzmessung eine praktische Hilfe, für den Gelegenheitsjogger, der gerade mal 25 Minuten durchhält, sind sie definitiv kein Muss.
Ist es notwendig, dass ich die halbe Stunde leichtes Traben mit Freunden mitten in der Stadt per GPS aufzeichne? Muss ich alle drei Sekunden meine Herzfrequenz checken? Muss ich nicht. Statt Laufen nach Zahlen lieber Laufen nach Laune.
5. Kompressionsstrümpfe
Diese engen medizinischen Strümpfe waren einst verpönt, doch seit Marathonis meinen, damit länger laufen zu können, trägt man die Waden vermehrt verdeckt. Hier gibt es kein pauschales Falsch oder Richtig. Die Wissenschaft ist noch uneins, ob der leistungssteigernden oder regenerierenden Wirkung für Sportler, aber entscheidend ist eh das subjektive Gefühl. Wenn man meint, dass es hilft, hilft es auch.
Aber auch hier gilt: Man muss es nicht übertreiben. Wer ab und zu um den Block rennt oder eine Runde im Wald dreht, braucht keine 40-Euro-Funktionssocken. Die Frage – Kompressionssocken ja oder nein – kann man getrost auf später verschieben. Dann, wenn man länger unterwegs sein möchte.
6. Running App
Jede Lauf-App verspricht, wie einfach es ist, mit dieser App seine Läufe aufzuzeichnen. Wie motivierend, vernetzend und spaßig. Kann alles sein. Ist sogar manchmal so. Aber es dauert eben eine Weile, bis man die richtige App für sich gefunden hat. In der Recherche-Zeit hätte man schon gut ein paar Meter abspulen können.
Noch einfacher ist, es den digitalen Schnick-Schnack erst einmal außen vor zu lassen und zunächst gepflegt analog loszulaufen. Merke: erst abgehen, dann downloaden.
7. Smartphone
Wann bist du das letzte Mal ohne Smartphone aus dem Haus gegangen? Hm, lange her? Dann wärst du ja nicht erreichbar, stimmts? Dann könntest du deine Facebook-Timeline gar nicht checken. Nicht instagrammen, keine Nachrichten empfangen oder lesen. Nicht mal Musik hören, E-Books lesen oder den Regenradar für die nächsten Minuten abrufen. Das geht dann alles nicht.
Siehst du, und genau deswegen ist es ein Wonne, das Handy zu Hause zu lassen, wenn du joggen gehst. Genieße die digitale Stille.
Ausnahme: Wer sehr lange oder in einsamen Gegenden unterwegs ist, sollte das Handy vielleicht lieber mitnehmen ? oder zumindest jemandem Bescheid sagen, wo man gedenkt zu laufen.
8. Schweißband
Noch so ein Relikt der Achtziger. Wobei: Kann cool aussehen. Hat durchaus das Zeug zum Fashion-Comeback, aber fürs Joggen erst einmal vernachlässigenswert.
Im Übrigen hat der Schweiß eine kühlende Funktion, wenn man ihn auf der Haut lässt und er dann verdunstet. Daher ist es gar nicht so klug, ihn gleich abwischen zu wollen. Das Schweißband wird erst dann wieder interessant, wenn es eine Tasche für den Schlüssel hat.
9. Warnweste
Warnwesten können sehr hilfreich sein – bei Unfällen oder Straßenarbeiten. Oder eben bei Dunkelheit oder in der dunklen Jahreszeit. Aber als Läufer muss man nicht unbedingt mit neongelbem Umhang durch die Straßen rennen. Selbst Laufbekleidung vom Discounter haben mittlerweile integrierte Reflektoren. Die reichen meistens aus.