Foot Locker schließt alle Runners Point-Filialen und stampft die Marke ein. Das hat das Unternehmen, das die Laufschuhkette 2013 zu 100 Prozent übernommen hatte, gegenüber der dpa bestätigt. Viele von uns waren hin und wieder in einem der Runners Point-Geschäften. Ob Fan oder nicht, die meisten verbinden irgendwas mit der Kette. Chefredakteurin Eileen Wegner stimmt die massenhafte Schließung wehmütig. Hat sie doch ihre ersten Laufschuhe dort gekauft. Ein Abschiedsbrief.
Liebes Runners Point,
danke, es war schön mit dir.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Erst zwei oder drei Wochen bin ich mit meinen ausgelatschten Turnschuhen aus der Schulzeit regelmäßig unterwegs gewesen. Gejoggt in einer 7er-Pace durch die schöne Rummelsburger Bucht in Berlin. Aber ich wusste: das will ich weiterhin machen, jetzt aber mit richtigen Schuhen. Also ging es zum nächstliegenden Laufschuhgeschäft: Runners Point.
„Wie kann ick dir helfen?“
„Ich brauche Laufschuhe“ (leicht nervöses Lachen)
„Okay, wie weit läufst du so?“
„Grad erst angefangen. So 3 bis 5 Kilometer. Ich will einen Hindernislauf machen…“
Dann brabbelte ich schon die Verkäuferin mit meinen bisherigen Lauferfahrungen voll. Sie hörte sich alles geduldig an und brachte mir eine kleine Auswahl von Laufschuhen. Nach zwei oder drei Anproben hatte ich ihn gefunden.
Liebe auf den ersten Blick bei Runners Point
Mein erster Laufschuh. Der Asics Cumulus. Keine Woche später kaufte ich mir mein erstes Laufoutfit bei Runners Point. Eine blaue ¾ Hose, ein blau-weißes Laufshirt und eine dunkelblaue Trainingsjacke. Alle werden bis heute regelmäßig von mir getragen. Auch der Cumulus ist bis heute bei mir Zuhause. Lange als Laufschuh getragen, ist er irgendwann zu meinem Hindernislaufschuh geworden. Bis jetzt haben wir um die 900 Trainingskilometer zusammen erlebt. Außerdem bin ich alle meine ersten Wettkämpfe bis 10 km und sieben Hindernisläufe mit dem Schuh gelaufen.
Obwohl ich mittlerweile, berufsbedingt, nicht mehr auf Laufschuhläden angewiesen bin, ging ich bis heute immer mal wieder gerne zu Runners Point und lauschte den Gesprächen der anderen. Ich fand es immer spannend zu hören, was die anderen Läufer*innen vorhatten, für welches Event sie sich neue Schuhe gönnten und auch was die Verkäufer*innen empfohlen. Läufer*innen reden ja gerne über das Laufen, also auch hier. Das Verkaufspersonal kann bestimmt so einige Geschichten erzählen – Memo an mich selber –> Podcast!
Der merkwürdige Kauz war ich
Ich stand einfach lauschend vor den Schuhregalen, stöberte zwischen den Sonderangeboten der Laufbekleidung und quatschte mit den Verkäufer*innen über die neusten Trends. Für die war ich bestimmt immer dieser komische Kauz, der immer mal wieder vorbeischaute, quatschte und nichts kaufte.
Einmal bin ich sogar, dank eines erfolgreichen Gewinnspiels, unter deiner Flagge gelaufen. Es war eine Schweinehitze beim B2Run, aber es hatte großen Spaß gemacht. Irgendwie hatten wir doch so eine kleine Verbundenheit.
Karstadt Sport auch?
Aber nicht nur du, Runners Point, wirst uns verlassen. Nach diversen Medienberichten sieht es danach aus, dass ein großer Teil der Karstadt Sport Filialen dir ebenfalls folgen wird.
Klar, wir sind auch ganz beim #supportyourlocalLaufladen. Aber irgendwie haben doch viele von uns mal in den Ketten gestöbert, Sachen anprobiert und gekauft. Und es ist einfach schade, wenn Geschäfte schließen. Denn nicht nur haben wir dann in den Innenstädten weniger Auswahl. Sondern es fallen auch einfach Arbeitsplätze weg. Im Falle von Galeria Karstadt Kaufhof wären es laut Wirtschaftswoche bis zu 5.000 Stellen. Uff!
Laufschuhverkäufer*innen, die Eierlegendewollmilchsäue mit Herz
An dieser Stelle danke ich euch, ihr geduldigen Verkäufer*innen. Oftmals wart ihr eine Mischung aus Berater*in, wenn es einen neuen Schuh geben sollte, Schulter zum Ausheulen, wenn gerade mal was im Training nicht lief und beste Freund*in, die sich mitfreute, wenn der langersehnte Wettkampf näherrückte. Geduldig und einfühlsam habt ihr jedem Lauf-Wehwehchen gelauscht und über manch so unsinnige Online-Shoppingkatastrophe innerlich den Kopf geschüttelt.
Danke!
Eure Eileen
Die Hintergründe
Die Laufgeschäft-Kette Runners Point wird es in naher Zukunft nicht mehr geben. Das hat der Handelskonzern Foot Locker nun bekannt gegeben. Alle 81 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden demnach schnellstmöglich geschlossen.
Von der Schließung sind rund 700 Mitarbeiter*innen betroffen. Foot Locker nannte keine genauen Gründe für die Pläne. Das Unternehmen sprach aber von einer vorangegangenen “Bewertung unserer Geschäftstätigkeit und der Wettbewerbslandschaft in Deutschland über den Zeitraum der vergangenen zwölf Monate”. Foot Locker selber und das Tochterunternehmen Sidestep sind nicht von den Schließungen betroffen.