Die kalte und nasse Jahreszeit hat ihren ganz eigenen Klang. Überall röchelt, hustet und schnieft es. Und wie ist das in Kombination mit Sport? Sport bei Erkältung? Soll man auch bei leichten Erkältungszeichen und anderen Symptomen lieber ganz aufs Laufen verzichten?
Ausrede: Ich bin krank
Klar ist: Wer wirklich krank ist, sollte keinen Sport treiben. Also Sport bei Erkältung: nein.
Nur: Wo fängt Kranksein an und hört Gesundsein auf? Sind Sportler*innen, die trotz Erkältung laufen gehen, Held*innen des Alltags oder einfach nur Volltrottel?
Im Leistungssport herrschen sehr einfache Gesetze: “No Pain, no Gain”, keine Schmerzen, kein Gewinn. Oder sportpoetisch ausgedrückt: “Nur die Harten kommen in den Garten”. Macho-Gehabe einer Leistungsgesellschaft. Wer ganz nach oben will, darf sich nicht von Wehwehchen geschlagen geben. So lautet das Leitmotiv.
Der Beruf der Leistungssportler*innen verlangt es, immer an Grenzen zu gehen. Und manchmal auch darüber hinaus. Als Basketball-Superstar Dirk Nowitzki 2011 in einem NBA-Finalspiel mit 38,4 Grad Fieber antrat, wurde er von Medien und Fans dafür gefeiert, Sportärzt*innen dagegen schüttelten den Kopf.
Denn während Nowizki um die Meisterschaft kämpfte, kämpfte sein Körper um seine Gesundheit. Und so ein Kampf kann im schlimmsten Fall in einer lebensbedrohlichen Herzmuskelentzündung münden.
Was tun bei Fieber?
Fieber ist keine Krankheit, Fieber ist ein Warnsignal. Der Körper ist geschwächt, das Immunsystem in erhöhter Alarmbereitschaft. Wer zu diesem Zeitpunkt seinen Körper durch Sport zusätzlich schwächt, dem drohen ernsthafte Konsequenzen.
Medikamente können die Sportler*innen zwar kurzfristig aufpäppeln, aber eben nur scheinbar und vorübergehend. Der Schmerz geht, die Gefahr bleibt. Wer Fieber hat, muss sich ausruhen. Und wer Fieber oder Medikamente eingenommen hatte, sollte einige Tage pausieren, bis er seinen Körper wieder belastet.
Im Zweifelsfall: Training aussetzen
Geschwollene Lymphknoten, Hals- oder Gelenkschmerzen, gelber oder grüner Auswurf, Dauerhusten – alles gute Gründe, das Training ausfallen zu lassen, meint Fernando Dimeo, Sportmediziner der Berliner Charité. “Beschwerden, die sich durch eine lokale Behandlung – Nasentropfen oder Hustenbonbons – therapieren lassen, sind meistens eher harmlos.”
Hartes Training bei geschwächtem Immunsystem bringe aber keine Leistungssprünge mit sich. Im Gegenteil: Infektionen können langwierige Krankheiten nach sich ziehen und damit lange, unnötige Trainingspausen forcieren. Im Zweifelsfall also: aussetzen und es sich gut gehen lassen. Sport bei Erkältung ist nicht so empfehlenswert.
Krank oder gestresst?
Viele Hobbyläufer*innen sagen aber: “Ich bin krank” und meinen eigentlich: “Ich bin gestresst, ich fühle mich nicht so gut, ich bin überlastet, es ist mir alles zu viel.” Ob Bewegung, Sporttreiben oder Auspowern das individuelle Stressgefühl an dieser Stelle verringern oder zusätzlich verstärken würde, können Ärzt*innen nicht sicher sagen. Das muss man selbst spüren.
Die Aufgabe ist also, die Signale des Körpers wieder zuzulassen und wahrzunehmen. Nicht alles wegschieben, abschalten oder unterdrücken.
Fazit: Auf den Körper hören
Es ist ein schmaler Grat zwischen Anspannung und Entspannung. Bevor sich der Körper nimmt, was er braucht, sollte man ihm geben, was er benötigt. Und das sind gerade in der kühleren Saison ganz banale Dinge: ausreichend Schlaf, ausgewogene Ernährung und Bewegung an der frischen Luft.
Wer sich in gesunden Zeiten ein bisschen fordert und die Leistungsgrenzen allmählich verschiebt, der stärkt nicht nur sein Immunsystem, sondern auch sein Körpergefühl. Und dieses Körpergefühl hilft dann in schlechten Zeiten, die richtige Entscheidung zu treffen.
Möchtest du mehr Tipps zum Laufen bei Nässe und Kälte bzw. Sport bei Erkältung haben wir hier zwei Podcast-Tipps für dich.
Im ACHILLES RUNNING Podcast spricht Lauchcoach Lucas Przygodda über das Laufen bei Nässe und Kälte.
Und im ACHILLES RUNNING Shorts Podcast geben wir dir schnelle Tipps zum Laufen im Herbst und Winter: