Viele Sportler*innen nicht gut einschlafen, wenn sie abends laufen waren. Der Körper kommt nicht zur Ruhe, die Beine wollen weiterlaufen. Woran liegt das? Lauftrainer Piet Könnicke erklärt, wie der Körper wieder seine Ruhe findet.
“Trainer, ich kann nicht schlafen”
Ein guter Dauerlauf, eine schnelle Einheit auf der Bahn oder ein intensives Fahrtspiel im Wald – Läufer*innen sind mit einem erfolgreichen Training ja schnell zu euphorisieren. Und oft scheint eine*n die Euphorie um den Schlaf zu bringen.
Unruhige Nächte nach intensiven Trainings, manchmal auch unruhige Beine – haben sicher schon viele Läufer*innen erlebt. Auch wir bei gotorun.de hören immer wieder, dass uns Läufer*innen sagen: “Trainer, ich kann nicht schlafen. Woran liegt das, warum habe ich Schlafstörungen?
Trainings, insbesondere intensive Einheiten, bringen das vegetative Nervensystem extrem aus dem Gleichgewicht. Das vegetative Nervensystem steuert zum Beispiel die Atmung, den Stoffwechsel, die Verdauung sowie den Blutdruck.
Zu dem System gehören der Sympathikus und Parasympathikus. Ersterer macht den Körper bereit, zu kämpfen oder zu flüchten, während sein Gegenspieler für Ruhe und Regeneration sorgt. Sinn und Zweck eines Trainings ist es, die beiden “Gegenspieler” aus der Balance zu bringen:
Wir wollen den “Leistungspart” des Vegetativums, also den Sympathikus, trainieren: Er stärkt unsere körperliche Leistungsfähigkeit, lässt das Herz schneller und kräftiger schlagen und uns besser atmen.
Wie der Körper seine Ruhe wiederfindet, wenn wir abends laufen
Das Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems stellt sich von selbst wieder her, doch es dauert eine Weile. Wenn man zu intensiv oder zu spät abends trainiert oder eben abends laufen geht, kann der Körper seinen Ruhemodus nicht rechtzeitig einstellen.
Der “Ruhepart” unseres Systems kommt nicht zum Zuge, auch wenn man schon im Bett liegt und schlafen will. Die Regenerationszeit ist dann zu kurz, daher zucken oder kribbeln die Beine und man hat das Gefühl, trotz körperlicher und – hoffentlich wohltuender – Erschöpfung hellwach zu sein.
Unruhige Beine, verursacht durch spätes intensives Training, sollte man aber nicht mit dem “Restless Legs Syndrom” (RLS) verwechseln. Das RLS, auch “Syndrom der ruhelosen Beine”, ist eine neurologische Erkrankung.
Fazit: Schlaflose Nächte in intensiven Trainingsphasen sind kein Grund zur Besorgnis. Wer dies mindern will, sollte intensive Trainingseinheiten nicht allzu spät absolvieren. Überlisten lässt sich das vegetative Nervensystem nicht. Aber ein beruhigender Tee vor dem Schlafengehen ist durchaus hilfreich.
Zur Person: Früher war Piet Könnicke selbst erfolgreicher Läufer, unter anderem mit einer Halbmarathon-Bestzeit von 63:40 Minuten. Heute ist er als freiberuflicher Autor und Lauftrainer tätig. Er betreut Läufer*innen vom ersten Schritt bis zu den lang ersehnten 42 Kilometer. Dabei geht es weniger um Zeiten als um die ganz persönliche Genugtuung der Läufer*innen.