Es gibt eine Stelle, an der jede*r Läufer*in einmal im Leben steht: dem Anfang. Wir meinen diese Startlinie, die sich so monumental anfühlt, wie die erste Matheklausur in der Grundschule. Hier werden Laufbahnen gelegt, Träume geboren und vielleicht auch Panikattacken ausgelöst.
Dieser Lauf wird Grundlage unseres eigenen, ganz persönlichen Laufmythos. Sie ist die Geschichte, die wir nach 20 Jahren Laufkarriere so oft erzählt haben, dass unsere Familie und vor allem unsere Laufbuddies heimlich mit den Augen rollen und sich wissende Blicke zuwerfen, die flüstern „jetzt packt der*die schon wieder diese ollen Kammellen aus.“
Dass diese Geschichten sich bei den verschiedensten Lauftypen immer in etwa gleich anhören, hat nichts mit Einfallslosigkeit zu tun. Tatsache ist, irgendwie ist so ein erster Lauf schon etwas Universelles. Vielleicht kommt daher auch der Einheitbrei an Klischees? Wir haben die neun beliebtesten Sprüche gesammelt:
1. Ich hatte den Muskelkater des Todes.
Wahlweise auch den Muskelkater des Zorns. Egal, welche Formulierung gewählt wird, die Aussage wird auf wissendes Nicken im Umkreis stoßen. Denn Läufer*innen wissen, der Adrenalinschub beim ersten Lauf führt zu allerlei Aktionen. Ein Beispiel: Zu schnelles Loslaufen, was zwangsläufig das Übersäuern der noch relativ untrainierten Muskulatur nach sich zieht. Und damit kommen wir zu Klischee Numero duo.
2. Alles tat weh.
„Autsch, autsch, auuuuutsch!“ Ja, diese Erinnerungen schwirren den meisten noch durch den Kopf, wenn sie an ihren ersten Lauf denken. Oder besser gesagt, an die Tage nach dem Lauf. Die Muskeln sind übersäuert, es tut weh Treppen zu gehen oder sich auch nur auf einen Stuhl zu setzen. Aber wer ehrlich ist, gibt zu, dass dieses Leiden auch ein bisschen genossen wurde.
3. Ich bin viel zu schnell losgelaufen.
Der Klassiker. Übrigens wahrscheinlich auch noch beim zweiten oder dritten Lauf. Denn es ist doch so, dass es mehr Disziplin erfordert die eigenen Beine unter Kontrolle zu behalten, wenn das Adrenalin durch die Adern schießt.
4. Ich habe gepumpt wie ein Maikäfer.
Ja, entweder das, oder gehächelt wie ein Hund bei 40 Grad im Schatten. Warum? Müssen wir das noch erklären?
5. Aua. Seitenstechen.
Auch eine klassische Erfahrung, die vom zu schnellen Loslaufen ausgelöst werden kann. Die Atmung stimmt nicht, Rhythmus – was war das nochmal? – und überhaupt, was mache ich hier eigentlich. Da ist Seitenstechen irgendwie vorprogrammiert. Jetzt nicht die Fassung verlieren und versuchen, ruhig zu atmen.
6. Ich dachte nur: „Nie wieder“.
Oh die Ironie, wenn du das deinen Enkelkindern erzählt, nachdem du etwa drei Marathons pro Jahr seit deinem 35. Lebensjahr gelaufen bist.
7. Bei den anderen Läufer*innen sah das so leicht aus.
Tja, mit dem Laufen ist das so wie auf Instagram: Nicht alles was man sieht, ist echt.
8. Mein Outfit: Baumwoll-Hose und T-Shirt.
Ja, das waren noch Zeiten, bevor alles atmungsaktiv war. Das war so ein bisschen wie, wenn man mit Klamotten schwimmen geht. Ist auch klar, wenn sich das Baumwolloutfit mit gefühlt hundert Litern Schweiß vollsaugt. Lecker.
9. Hat mein Leben verändert.
Jetzt ist nur die Frage, ob zum Guten oder zum Schlechten *hust*. Asking for a friend.