Einmal laufen gehen – das schaffen viele. Aber regelmäßig den inneren Schweinehund zu überwinden und loszurennen, erfordert starken Willen. Achilles Running erklärt, wie das Durchhalten gelingen kann.
Eine Zeitung fragte ihre Leser*innen: “Was hindert Sie daran, Vorhaben in die Tat umzusetzen?” Vier Prozent nannten fehlendes Wissen oder sachliche Hürden als Gründe, weitere vier Prozent mangelnde Unterstützung durch andere. Sieben Prozent der Befragten gaben an, zu viele Projekte gleichzeitig zu haben, 20 Prozent sahen sich durch die Tagesarbeit oder äußere Zwänge verhindert. 23 Prozent führten fehlende Kraft durch berufliche und private Belastungen an und 34 Prozent zu wenig Disziplin, um mit eingefahrenen Verhaltensweisen zu brechen.
Das grundsätzliche Ergebnis: 92 Prozent der Menschen tun nicht das, was sie eigentlich wollen.
Warum gelingt es uns so selten, umzusetzen was wir uns vornehmen? Ein wichtiger Grund: Die Vorsätze sind falsch gefasst. “Echte Verhaltensänderungen setzen klare, emotional bewegende Bilder des erwünschten Zustandes voraus”, sagt der Berliner Motivationsexperte Gerhard Huhn.
Sozialer Druck hilft
Wer mit dem Laufen beginnt, sollte sich vor Augen führen, wie gut die Lieblingshose bald wieder passt. Manch einem hilft es, jedem vom Start in die Sportkarriere zu erzählen und die ungläubigen Blicke zu genießen. Andere sind besser damit beraten, die guten Vorsätze für sich zu behalten. Wieder andere brauchen Skepsis als ultimativen Motivationskick, weil sie den Zweiflern zeigen wollen, wo der Zielstrich ist.
“Wer einen Freund hat, der selbst etwas ändern will, schließt sich zu einer Sparrings-Partnerschaft zusammen”, rät Huhn. Wichtig: feste Tage verabreden. Steht der*die Trainingspartner*in vor der Tür, fällt Kneifen schwer.
Wem trotzdem der innere Schweinehund in die Quere kommt, der sollte einen typischen Fehler vermeiden: in der kommenden Woche das Pensum zu erhöhen. Im Gegenteil – wer daran scheitert, innerhalb eines Monats ein Kilo abzunehmen, darf sich nicht zwei Kilo minus auflasten. Das führt zu noch größerer Frustration. Wer den ersten Schritt nicht schafft, sollte im zweiten vielmehr seine Ziele reduzieren.
Realistisch bleiben: Was ist machbar?
Kommt es dann zu einem Erfolgserlebnis, steigt das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Schritt für Schritt kann man dann die Anforderungen steigern – bei Rückschlägen aber auch wieder senken. Dazu braucht es den Mut, immer wieder mal die innere Neustart-Taste zu drücken.
Wer anfangen will, zu laufen, sollte realistisch überlegen: Was ist für mich der nächste machbare Schritt? Für jemanden, der bisher nur auf der Couch lag, war der Vorsatz womöglich eine Nummer zu groß, sich Anfang Januar Laufschuhe zu kaufen und gleich fünf Kilometer durch den Wald zu rennen.
Der schlauere Start wäre, sich erst mal fünf bis zehn Minuten zu bewegen, unpeinliche Gymnastik zu machen, einen zügigen Spaziergang zu probieren. Nach einer Woche geht man dann ins Sportgeschäft, kauft sich ein Paar gute Laufschuhe und informiert sich, wie man sinnvoll ein Lauftraining beginnt, das nicht vom ersten Moment an frustriert.
Dann kommt er: Der Moment, in dem Laufen zur Lust wird
Nach vier, acht, zwölf Wochen nimmt man sich jeweils ein paar Minuten Zeit für eine Betrachtung aus der Vogelperspektive. Es ist ein guter Zeitpunkt, Details zu korrigieren oder auch den bisherigen Weg infrage zu stellen, wenn sich gar keine neue Motivation eingestellt hat. Es ist ein Weg von “trial and error”, der funktioniert, wenn man Denken, Handeln und Fühlen kombiniert mit dem Mut zur Korrektur.
Wer nach ein paar Wochen immer noch jeden Laufschritt als Qual empfindet, dem helfen ohnehin keine Psychotricks. Laufen ist womöglich nicht der geeignete Sport. Diese Einsicht sollte man akzeptieren und sich auf die Suche nach einer Alternative machen.
Unbezahlbar ist aber der Moment, in dem man als Anfänger*in das Laufen nicht mehr als Last, sondern als Lust empfindet. Durchzuhalten und nicht aufzugeben, den Kampf gegen den inneren Schweinehund zu gewinnen, schafft Befriedigung und Selbstbewusstsein. Dabei hilft übrigens auch die Erkenntnis, dass der legendäre Schweinehund exakt so groß ist, wie man ihn selbst macht. Wer über das Tier lacht, läuft ab sofort befreiter los.