Gesund einzukaufen ist leichter gesagt als getan, denn die Werbeindustrie hat jede Menge Tricks, um uns in die Irre zu führen. Wer Gesundheits-Claims, Zutatenlisten, NutriScore & Co. richtig zu interpretieren weiß, ist also klar im Vorteil – und wie das klappt, verrät uns Sport-Ernährungswissenschaftlerin Dr. Christina Steinbach.
Gesund einkaufen: nicht so einfach wie man denkt?
Jedes Jahr nehmen sich viele vor, ihre Ernährung zu verbessern und endlich gesünder einzukaufen. Doch nach kurzer Zeit scheitern sie oft an den eigenen Vorsätzen. Woran liegt das? Emotionen spielen dabei eine große Rolle. Oft verbinden wir nämlich positive Gefühle mit Lebensmitteln, die leider nicht besonders gesund sind. Gewohnheiten – wie etwa Alkohol auf Feiern – sind ebenfalls hartnäckig und lassen sich nicht so leicht ablegen.
Daneben gibt es viele, die denken, sie würden gesund einkaufen, ohne es wirklich zu tun. Oft orientieren sie sich nämlich an fragwürdigen Maßstäben. Der Nutri-Score beispielsweise, kann eine erste Hilfe sein, doch er ist nicht immer eindeutig. Manchmal werden unverarbeitete Lebensmittel schlechter bewertet als verarbeitete. Aber auch bunte Marketingstrategien können täuschen. Durch bestimmte Farben, Verpackungsdesigns und Schlagwörter wie „Protein“ oder „Low-Carb“ sollen gezielt bestimmte Gruppen angesprochen werden – gerade im Sportbereich ist das besonders häufig zu beobachten, wie Christina berichtet.
Wie sieht ein guter Einkauf aus?
Ein gesunder Einkauf muss gar nicht kompliziert sein! Wir haben Christina nach ein paar einfachen Tipps gefragt, an welchen wir uns orientieren können.
Zunächst stellt sich die Frage, wo wir unsere Lebensmittel am besten besorgen. Wer Wert auf Nachhaltigkeit legt, schaut vielleicht zuerst im Bio-Markt vorbei. Dort sind die Produkte allerdings häufig teurer, und oft reicht es auch, in Discountern einzukaufen. Diese haben nämlich mittlerweile auch ein großes Angebot an regionalen und biologischen Angeboten. So lässt sich ein vernünftiger Bio-Anteil auch mit kleinerem Budget erreichen.
Doch schauen wir uns nun den Warenkorb genauer an. Wer seinen Einkaufswagen optimieren möchte, sollte zuerst auf natürliche Lebensmittel setzen. Bei den Fetten bieten Nüsse, Samen, Avocados und Olivenöl eine ideale Grundlage. Verarbeitete Fette aus Backwaren oder Fertiggerichten sollten hingegen nur selten zum Einsatz kommen. Auch bei den Proteinen zahlt sich Abwechslung aus: Tierische Produkte wie Skyr, Quark und Eier lassen sich gut mit pflanzlichen Alternativen wie Hülsenfrüchten, Nüssen oder Samen kombinieren. Wer vegan lebt, kann auf Tofu, Linsen oder Pilze zurückgreifen. Für eine ausreichende Energieversorgung sind Kohlenhydrate wichtig. Vollkornprodukte, Kartoffeln und Obst eignen sich hier als solide Basis. Vor dem Training dürfen es auch leicht verdauliche Snacks wie Obstmus oder Reiswaffeln sein. Eine gesunde Darmflora hängt zuletzt eng mit Ballaststoffen zusammen. Fermentierte Produkte wie Joghurt, Kimchi und Sauerkraut können zusätzlich helfen, das Gleichgewicht im Darm zu unterstützen.
Was sind No-Gos?
Ein häufiges Problem sind irreführende Bezeichnungen wie beispielsweise „ohne Zuckerzusatz“. Oft klingt das gesünder, als es wirklich ist. Hinter diesem Label stecken häufig Sirup oder andere Süßungsmittel. Wer tatsächlich weniger Zucker möchte, sollte deshalb auch bei „zuckerreduzierten“ Produkten ganz genau hinschauen. Zwar können Süßungsmittel helfen, Kalorien einzusparen, doch sie sind nicht automatisch gesünder. Langfristig ist es ohnehin sinnvoller, sich an einen weniger süßen Geschmack zu gewöhnen, statt nur von Zucker auf Ersatzstoffe umzusteigen.
Lange Zutatenlisten gelten ebenfalls als No-Go, weil sie häufig kryptische Fachbegriffe und E-Nummern enthalten. Diese stehen zwar meist für Zusatzstoffe, die deklariert werden müssen, sind aber trotzdem nicht immer unbedenklich. Wer auf stark verarbeitete Lebensmittel verzichtet, vermeidet automatisch viele dieser ungesunden Stoffe – darunter Transfette und gehärtete Öle. Besser sind natürliche Fettquellen wie Nüsse oder Avocados, die den Körper mit wertvollen Nährstoffen versorgen.
Wer sich nicht von bunten Verpackungen und Werbeversprechen täuschen lässt und stattdessen auf Frische sowie kurze Zutatenlisten achtet, schafft die Grundlage für eine gesunde Ernährung. Das muss weder teuer noch kompliziert sein – wichtig ist vor allem, Lebensmittel zu wählen, die möglichst wenig verarbeitet sind und gut zum eigenen Alltag passen.
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