Jasmina Berger, aka @jasminaruns, hat eine unheilbare Krankheit, die ihr immer wieder Steine in den Weg legt. Aber im Kopf denkt sie bereits an die nächste Bestzeit. Ein Gespräch über Thunfischbrote und Todesangst, wie Laufen politisch sein kann und worauf es im Leben ankommt.
Es war eine unliebsame Gewichtszunahme durch Massen von Thunfischtoast mit Mayonnaise, die Jasmina dazu brachte, während ihres Auslandsjahres mit dem Laufen anzufangen. Das ist fast 20 Jahre her. Damals war das Laufen noch uncool, nur wenige sind joggen gegangen, erinnert sich Jasmin lachend. „Ich war alleine im Wald unterwegs.“ Seitdem zieht sich das Laufen durch ihr Leben wie ein roter Faden.
Podcast mit Jasmina
Jasmina absolviert diverse Fitnesstrainerscheine, studiert Jura und zieht von Berlin nach Köln. Begeistert von ihrer Erfahrung mit den Berliner Laufcrews „RunPack“ und „Club der Töchter“ möchte Jasmina auch in Köln Crewlove verbreiten. Also gründet sie mit ihren damaligen Lauffreunden eine eigene Crew: „Run Squad Cologne“, dessen Captain sie bis heute ist. Das Motto der Crew lautet “We don’t stop when we’re tired, we stop when we’re done.” und hat für Jasmina eine ganz besondere Bedeutung. Denn für sie geht es darum, als Gruppe zu wachsen und sich gegenseitig zu pushen.
Die Energie um nicht aufzuhören, kommt aus der Gruppe. Die Energie kommt aus dem Gemeinsamen. Ich finde Laufen ist absolut ein Teamsport.
Jasmina Berger
Diese Erfahrung macht sie auch regelmäßig, wenn sie zu Wettkämpf reist und Laufcrews aus der ganzen Welt trifft. Besonders hat sie und auch ihre serbische Mutter eine Laufcrew aus Belgrad beeindruckt. Durch ihre Energie und positive Art gab die Gruppe Jasminas Mutter die Hoffnung an ihr Heimatland wieder, das sie noch als depressiv und kriegserschüttert wahrnahm.
Die Todesangst macht sie gelassener
Aber das Leben hält auch weniger schöne Dinge für sie bereit. Muskelabrisse, Ermüdungsbrüche, im Thailand-Urlaub steckt sie sich mit dem Dengue-Fieber an.
Eine krasse Grenzerfahrung erlebte sie Ende 2015. Als sie sich körperlich zunehmend schlechter fühlt, lässt sie sich medizinisch untersuchen. Die Ärzt*innen können ihren Zustand zunächst nicht genau einordnen und vermuten Leukämie oder Lymphdrüsenkrebs.
Zehn Tage lang denkt Jasmina über ihren möglichen nahen Tod nach. Sie schreibt ihr Testament, überlegt, wer sich um ihren Hund kümmern würde und wer ihr Vermögen bekommt.
Worauf es im Leben ankommt
Dann die Entwarnung – zumindest teilweise. Kein Krebs. “Aber eine Auto-Immunkrankheit, die meine Lunge zerfrisst”, wie sie sagt. Doch diese Todesangst ist ein Gefühl, das sie nie vergessen möchte. Denn dadurch wisse sie, worauf es für sie ankomme.
Darum geht’s im Leben: Dass du dich selbst verwirklichst, dass du tust, was dich glücklich macht. Dass du tust, was dir inneren Frieden gibt und (es geht) um die Beziehungen, die du hast.
Jasmina Berger
Seitdem muss sie mit dieser Krankheit leben. Eine Heilung gibt es nicht. Das hält sie aber nicht auf. Sie hat noch große Pläne und möchte beispielsweise einen Halbmarathon in unter 90 Minuten beenden. Wann genau, weiß sie noch nicht. Sie muss schauen, wie ihr Körper das alles mitmacht.
Ihre Laufleidenschaft teilt sie auf Instagram auf ihrem Kanal @jasminaruns. Hier gibt sie immer wieder Einblicke in ihren Trainingsalltag, ihre Wettkämpfe und auch in ihr Leben mit ihren gesundheitlichen Rückschlägen.