Lauf-Bloggerin Sarah Pappusch lief zum ersten Mal den NYC-Marathon und ist immer noch begeistert. Ein enthusiastisches Gespräch über krampfende Waden, Straßen-Party und – Heißhunger auf Kuchen.
Achilles Running:* Hallo Sarah. Der NYC-Marathon war dein dritter Marathon nach Berlin und Hamburg: Lassen sich die drei Lauf-Events vergleichen?
Sarah Pappusch: Nein, die Gemeinsamkeiten sind wirklich nur die 42.195 Kilometer. Der NYC-Marathon ist einfach etwas ganz Besonderes. Die Strecke ist super abwechslungsreich, man lernt viele neue Ecken von New York kennen.
Wie steckt man den Jetlag vor dem Lauf weg?
Ich dachte ehrlich gesagt, dass mich die Zeitverschiebung mehr aus dem Konzept bringen würde. Die erste Nacht war zwar sehr kurz, aber anschließend gewöhnte ich mich ziemlich schnell daran. Trotz Umzug und Jobwechsel in Deutschland war ich auch gut vorbereitet, hatte immer wieder lange Läufe in mein Training eingebaut und lief auch oft noch kurz vor der Arbeit. Ich war so unglaublich motiviert, in NYC zu starten.
“New York ist keine einfache Strecke”
Was hat überwogen: Anspannung oder Vorfreude?
Die Tage vor dem Lauf war ich noch entspannt und voller Vorfreude und habe mich mit Stadt-Touren abgelenkt. Aber als ich dann am Tag des Laufs um vier Uhr morgens aufwachte, fing ich an zu realisieren, was da bald auf mich zukommen würde.
Obwohl mein Beutel für den Startbereich schon längst gepackt war, fing ich immer wieder an, die Sachen aus- und einzusortieren. Als wir dann aber um sechs Uhr im Bus saßen und zum Start fuhren, löste sich dann die Anspannung und wandelte sich in pure Vorfreude um. Ich hatte mir auch extra keine Zeit vorgenommen, sondern wollte genießen.
“Meine Waden machten dicht”
Ein Marathon – gerade in New York – ist aber natürlich kein Zuckerschlecken …
Mir wurde ja schon von vielen berichtet, dass NY keine einfache Strecke ist. Tatsächlich ging es durchweg immer wieder etwas auf und ab und die Brücken hatten es echt in sich. Ich bin ja Straßenläuferin. Bei Kilometer 25 lief man etwa zwei Kilometer nur aufwärts und das gefiel meinen Waden so gar nicht, obwohl ich bis dahin ein wirklich gutes Gefühl hatte und jeden kleinen Anstieg problemlos mitnahm
Die 1st Avenue war dann vor allem für den Kopf nicht leicht, denn man sah kein Ende der Straße. Wirklich mies lief es zwischen Kilometer 34 bis 38.
Hast du zwischenzeitlich ans Aufgeben gedacht?
Meine Waden machten komplett dicht und ich konnte weder richtig gehen noch laufen. Ich blieb dann teilweise kurz stehen und massierte sie etwas. Aber ich wollte zu keiner Zeit aufgeben. Ich fluchte und riss mich dann bei Kilometer 39 nochmal zusammen und lief weiter, so gut es ging.
Hast du spezielle Techniken, um dich zu pushen?
Die Masse am Straßenrand hat mich automatisch motiviert. Aber was mich noch viel mehr pushte, war der Gedanke an meine Familie, Freunde und Community. Ich bekam so unfassbar viele liebe Nachrichten in den Tagen zuvor. Die Gedanken daran sind in einem Tief einfach Gold wert.
“Eine einzige Party”
Wie hast du die Fans und die Stimmung an der Strecke erlebt?
Es ist der Wahnsinn, wie die Zuschauer uns Läufer feierten. Überall Musik, Trommler und Menschen, die uns einfach so anfeuerten. Selbst nach dem Lauf gratulierte auf dem Weg zur Unterkunft gefühlt jeder. Das habe ich so bei noch keinem Lauf erlebt. Es war eine einzige Party.
Was ging dir durch den Kopf, als du es dann endlich geschafft hattest?
Ich war einfach nur überwältigt und musste minutenlang weinen. Überwältigt davon, dass soeben ein Traum in Erfüllung gegangen ist, dass ich gegen mich selbst gekämpft und gewonnen habe. Ich suchte mir im Zielbereich erst einmal eine ruhige Ecke und rief meinen Freund an. Vor Freude fing ich wieder an zu weinen, und realisierte mein Finish dort erst so richtig.
“Beim Kuchen wurde ich schwach”
Und dann begann gleich die Regenerationsphase?
Meinen Beinen ging es am Mittwoch nach dem Marathon eigentlich wieder ganz gut, aber ich merkte trotzdem, dass mein Körper nun eine kleine Auszeit braucht. Ich habe in den Tagen nach dem Lauf einen Bärenhunger gehabt, und vor allem: Bei jeglichem Kuchen wurde ich schwach.
Außerdem hatte ich nach dem Rückflug mit dem Jetlag zu kämpfen. Ich musste mich nach zehn Stunden Schlaf regelrecht zwingen, aufzustehen. Alles in allem bin ich auch heute noch absolut überwältigt.
Zur Person: Als Triathletin und Läuferin berichtet die Münchnerin Sarah Pappusch bei Instagram von ihrem sportlichen Alltag.
*Um die Antworten der Interviewpartnerin nicht zu verfälschen, werden lediglich die Fragen gegendert.