Olaf Wolff ist leidenschaftlicher Nordic Walker. Der Brandenburger gibt Kurse und bietet Touren an. Ein Gespräch über die richtigen Strecken, schlendernde Frauengruppen und warum Nordic Walking in der Stadt nur halb so viel Spaß macht.
Achilles Running:* Herr Wolff, Sie bieten spezielle Nordic Walking Touren an: Wie muss denn die ideale Strecke beschaffen sein?
Olaf Wolff: Die Touren, die ich mache, stehen alle unter einer Überschrift: landschaftlich reizvoll, sportlich angenehm. Ich komme aus Neuruppin im Norden Brandenburgs. Hier finden sich ideale Voraussetzungen zum Walken:
Wir haben den Naturpark Stechliner Land, wo es Buchenwälder, Klarwasser-Seen und Moore mit entsprechenden befestigten Waldwegen gibt. Innerhalb des Naturparks haben wir den Laufpark Stechlin: Das Streckennetz umfasst mehr als 500 Kilometer idiotensicher ausgeschilderte Wege …
Sie geraten ja richtig ins Schwärmen. Klingt nach einem schönen Spaziergang …
Nee, meine Touren sind nichts für Walking-Einsteiger. Die sollten lieber vorher einen Kurs machen. Wir haben auch trockene Heide, Sandwege, vergleichbar mit dem Sand an der Ostsee. Das wird richtig anstrengend. Wir sind rund drei Stunden unterwegs – das ist richtiger Sport, nichts für Spaziergänger (lacht).
Trinkgürtel und Picknickkorb kann man also zu Hause lassen?
Sowieso. Natürlich sollte man ausreichend Trinkflüssigkeit dabei haben und auch mal mit einer Blase am Fuß umgehen können. Aber das ist ja das Schöne. Wir wissen nicht, was kommt: Schnee-, Regenschauer, Glatteis, Gewitter. Das hat ein “Abenteuer-Feeling”, wenn man gemeinsam mehrere Stunden in der Natur unterwegs ist.
Ich bin ja auch noch zertifizierter Natur- und Landschaftsführer. Da kann ich nebenbei auch noch was erzählen.
Nordic Walking in der Stadt: “Keine frische Luft, keine Natur.”
Ist Nordic Walking in der Stadt überhaupt sinnvoll?
Für mich nicht (lacht). Ich walke zwar hin und wieder entlang der Straße, auch auf Asphalt. Vor allem im Winter oder wenn ich keine Zeit habe. Aber nur damit ich nicht aus dem Training komme – ich bin Wettkämpfer.
Aber vom Grundsatz her widerstrebt mir Nordic Walking in der Stadt. Keine frische Luft, keine Natur. Nordic Walking soll dir physisch und psychisch was bringen – tut es auch –, aber nur in der Natur.
Wenn Sie Nordic Walker*innen sehen, die mit zweifelhafter Technik die Bürgersteige unsicher machen: Juckt es Sie nicht, einzuschreiten?
Doch, das tue ich auch (lacht). Aus diesem Grund habe ich immer ein paar Visitenkarten und Flyer im Auto liegen. Und wenn es sich ergibt, verteile ich die an die Gruppe. Meist sind es zwei bis drei Frauen mittleren Alters, die zusammen losschlendern – Männer verstecken sich meist. Klar, das ist besser als gar keine Bewegung, aber das ist kein Nordic Walking.
Nordic-Walking-Abzeichen
Ist denn Nordic Walking überhaupt ein Sport?
Da gibt es ja unterschiedliche Lager: Die einen betrachten Nordic Walking als Bewegungskonzept und keine Sportart – zum Beispiel, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Krankenkassen.
Andere meinen: Es ist wohl ein Sport. Ich denke, es kommt darauf an, wie man es angeht. Ich betreibe Nordic Walking als sportliche und leistungsorientierte Tätigkeit, aber man kann es auch anders angehen.
Es gibt sogar ein Nordic-Walking-Abzeichen – was muss man dafür tun?
Ich bin vom Deutschen Leichtathletikverband berechtigt, Abzeichen auszugeben. Dafür muss man 120 Minuten zusammenhängend walken.
Das ist alles?
Ja, das ist sogar die höchste Stufe: Es gibt auch 30 und 60 Minuten. Das sind alles keine sportlichen Höchstleistungen, aber das muss man auch erst mal auf die Reihe bekommen. Das Abzeichen dient als Ausweis für die Gesundheitsprogramme der Krankenkassen. Seit ich das anbiete, gibt es eine gute Nachfrage danach.
Wie sind Sie eigentlich zum Walken gekommen?
Als Jugendlicher war ich Hürden- und Kurzstreckenläufer. Dann habe ich jahrzehntelang nichts gemacht, wie das oft so ist: Andere Dinge wie Familie und Beruf standen im Vordergrund.
Als ich Rückenprobleme bekam, habe ich mich dem Nordic Walking gewidmet und schnell gemerkt, dass das nicht nur ein Gesundheits-, sondern auch ein Leistungssport ist. Ich brauche das Auspowern. Also habe ich richtig trainiert, bei Wettkämpfen mitgemacht. Ja, und dann kamen die Kurse und die Touren.
Zur Person: Olaf Wolff, Jahrgang 1965, ist Nordic Walking-Trainer, DOSB-Übungsleiter sowie Natur- und Landschaftsführer. Er bietet Kurse und Touren in Brandenburg an. Mehr Infos auf der Facebook-Seite “Nordic Walking Fitness”.
*Um die Antworten des Interviewpartners nicht zu verfälschen, werden lediglich die Fragen “gegendert”.