„Geh schlafen, morgen sieht alles anders aus“ ist die menschliche Version von „schon mal versucht an und wieder auszuschalten, wenn der PC nicht funktioniert.“ Solche oder ähnliche Erkenntnisse haben vielen Menschen unter der Dusche. „Shower thoughts“, oder zu deutsch Duschgedanken, nennt sich das und beschreibt Gedanken, die bei besagter Tätigkeit entstehen. So ähnlich ist das mit dem Laufen – es gibt Gedanken, Ideen, Einfälle, die nur im Rhythmus der Beine auf vor sich hinschlängelnden Wegen entstehen. Ein paar dieser Laufgedanken – so nennen wir sie jetzt einfach mal – haben wir für euch gesammelt. Erkennt ihr euch wieder?
1. Was esse ich nach dem Longrun? Pizza? Döner? Eis? Alles?!
War eine rein rhetorische Frage. Die wirkliche Frage ist, in welcher Reihenfolge wir uns die Leckereien einverleiben. Das erlaufene Kaloriendefizit muss schließlich ausgeglichen werden.
2. Wie lange laufe ich schon? Ein Jahr? – Was? Erst fünf Minuten?!
Ja, aber die ersten fünf Minuten sind auch oft die schlimmsten. Da fühlt sich der Boden noch an wie zähe Gummimasse, in der unsere Beine festkleben und sich kaum lösen können. Aber jetzt ist durchhalten angesagt, denn danach wird’s besser. Versprochen.
3. Ehrlich gesagt frage ich mich, wie ich gerade ausschaue.
Und die ehrliche und ungeschönte Antwort ist: DAS WILLST DU NICHT WISSEN. Wirklich. Mach jetzt nicht diesen Fehler – HALT. STOPP. Nein. Pack das Handy jetzt ganz langsam wieder in die Tasche. Genau so. Langsam. Tief durchatmen. Fast geschafft. Nein. Nein. Nein! Selber schuld! So ein Selfie mit Tomatengesicht macht sich nicht gut. Nein, auch nicht im Dunkeln.
4. Hält das Auto an? Hält es an? Nein, es fährt.
Jetzt hast du zwei Optionen: Vollbremsung oder Gas geben. Wir empfehlen natürlich die Vollbremsung. Gegen so ein Auto verliert auch dein Astralkörper.
5. Soll ich winken?
Fast schon eine philosophische Frage, denn obwohl einen das Hobby Laufen verbindet, heißt das noch lange nicht, dass ich allen, die das tun, auch winken muss. Ein anerkennendes Nicken tut es auch.
6. Warum laufe ich eigentlich?
Es wird philosophisch. Ja, warum eigentlich? Die Frage poppt spätestens nach dem ersten schmerzhaften Kilometer im Kopf hoch, wie eine nervige Facebook-Notification. Mal kann sie stehen lassen, aber dann sieht man immer diese nervige rote Nummer oben rechts in der Ecke. Also kurz das 1×1 der besten Laufgründe aufzählen, damit sich die Frage nicht wie der Ohrwurm von „Last Christmas“ in deinem Kopf festbeist.
1. Spaß.
2. Gesundheit.
3. Spaß.
4. Dann schmeckt das Essen noch besser.
5. Weil ich beweisen möchte, dass ich es kann.
6. Grenzen testen.
7. Spaß
7. Nur noch einen Kilometer? Yeah! Jetzt Vollgas.
8. Was machen die Leute vor mir? Nordic Walking?
Wahrscheinlich. Einfach vorbeilaufen. Eigentlich auch egal, was die anderen machen. Bleib auf dich fokussiert.
9. Wenn ich jetzt umkippe und sterbe: Wer findet mich?
Die selbe Angst, die Singels beim Abendessen plagt: plötzlicher Tod und in drei Wochen finden die Nachbar*innen die Überreste, die bereits von der Katze angenagt wurden. Bei Läufer*innen überträgt sich dieses Szenario auf die jeweilige Laufstrecke. Der einzige Trost: irgendwie ist der Gedanke beim schönsten Sport der Welt das Zeitliche zu segnen vergleichsweise schön.