Unsere Serie über die „Nachhaltigkeit und ökologische Belastung von Laufschuhen“ geht weiter mit Lunge. Wir kontaktierten zwölf Marken aus dem Laufschuh-Bereich und stellten den teilnehmenden Marken zwölf Fragen. Nicht alle Fragen wurden von allen Marken beantwortet – entweder aus inhaltlichen oder aus unternehmerischen Gründen.
Lunge Laufschuhmanufaktur
Seit der Gründung der “Lunge Schuhmanufaktur” vor über zehn Jahren durch die Gebrüder Lunge, Ulf und Lars, ist das Unternehmen mit der Devise „Made in Germany“ zu einem einzigartigen Anbieter im Laufschuh-Markt herangewachsen.
Lunge setzt seit Beginn an auf den Einsatz von umweltfreundlichen Materialien und die Nutzung von Lieferanten aus dem europäischen Raum. Damit unterzieht sich die gesamte Lieferkette, bis hin zur Fertigung der Schuhe in Mecklenburg-Vorpommern, deutschen Regeln und Gesetzen.
Im Vergleich zum Markt sind Schuhe, made by Lunge, etwas höherpreisiger. Dafür investiert das Unternehmen gezielt in die Langlebigkeit der Produkte. Die Beantwortung des Fragenkatalogs fand in der Manufaktur vor Ort in Düssin mit Lars Lunge statt:
Fragen und Antworten
Robert Jerzy: 1.: Wie viele Laufschuh-Modelle sind in der aktuellen Kollektion?
Lunge:* Zwölf verschiedene Modelle – darin nicht inbegriffen: alle Farbvariationen.
2.: Wie hat sich der Absatz von Laufschuhen in den vergangenen fünf Jahren verändert?
Unser Absatz hat sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt.
3.: Wie hat sich das Angebot beziehungsweise die Anzahl an Modellen in diesem Zeitraum verändert?
Vor zehn Jahren haben wir mit einem Modell angefangen. Mit gestiegener Nachfrage kamen über die letzten Jahre dann nach und nach mehr Modelle hinzu.
4.: Inwiefern hat sich der Einsatz von Materialien zur Produktion von Schuhen in den vergangenen fünf Jahren verändert?
Wir haben immer noch die gleichen Ausgangsmaterialien wie vor zehn Jahren. Auch, weil wir diese von denselben Lieferanten beziehen und es keinen Grund gibt, daran etwas zu ändern. Alle unsere Materialien sind frei von Schadstoffen. Die Obermaterialien sind nach Oeko-Tex 100 zertifiziert und können somit keine Allergien erzeugen.
5.: Existiert eine Produktdiversifikation im Hinblick auf den Einsatz von verwertbareren Materialien?
Nein, die existiert nicht. Eine Diversifikation besteht eher im technischen Bereich der Schuhe, da die Modelle an die unterschiedlichen Bedürfnisse angepasst werden. Unsere Rezeptur bei der EVA-Mittelsohle hat sich vielleicht verändert, nicht aber das Material selbst.
6.: Werden diese bei höherpreisigen Modellen verwendet?
Da machen wir keinen Unterschied.
7.: Sofern existent, bitte beschreiben Sie das Programm, das die Entwicklung und den Einsatz von umweltfreundlicheren Materialien thematisiert.
Es war von Anfang an unsere Philosophie, umweltfreundlich zu produzieren. Wir arbeiten jeher mit Lieferanten aus Deutschland und Europa zusammen. Dazu entwickeln wir den Einsatz von Klebstoffen weiter. Das Trägermittel ist mittlerweile Wasser. Dem ging ein langer Entwicklungsprozess voraus.
8.: Bitte definieren Sie eventuell vorhandene unternehmensinterne Zielsetzungen, bis zu einem Zeitpunkt “X” umweltfreundlichere Schuhe zu produzieren.
Wir forschen ständig daran, recyceltes beziehungsweise recycelbares Material einzusetzen. In Fersenkappen verwenden wir beispielsweise geschredderte CDs. Derzeit entsprechen keine komplett biologischen Materialien den technischen Anforderungen an einen Schuh. Soweit sind wir da noch nicht …
9.: Inwiefern könnten aktuelle Modelle repariert werden? Oder ist dies aufgrund der Produktionsart und des Designs nicht möglich?
Wir bieten die Reparatur beziehungsweise die Neubesohlung unserer Schuhe in Zusammenarbeit mit unseren Partnern an. Unsere Obermaterialien halten mittlerweile sehr lange. Mit diesem Service gehen wir stark in die Energieeinsparung. Manchen Kunden nutzen ihre Schuhe dadurch fast sechs Jahre. So realisieren wir auch Müllvermeidung.
10.: Was für ein Reparaturprogramm wäre notwendig?
Wir haben Dienstleistungspartner, die bundesweit verteilt sind. Da können die Kunden hingehen beziehungsweise den Schuh hinschicken.
11. und 12.: Wie stark sind Ihre Zielgruppen an umweltfreundlicheren Produkten interessiert und bereit, dafür mehr Geld auszugeben?
Letztendlich wissen wir das nicht, da wir dazu noch keine konkreten Umfragen gemacht haben. Es ist aber ein Argument zu wissen, dass unsere Schuhe in Deutschland produziert werden. Über die digitalen Kanäle erhalten wir Zuspruch. Wie auch bei unserem Tag der offenen Tür. Händler schicken uns ebenfalls Anfragen, weil deren Kunden an nachhaltigeren Schuhen interessiert sind. Ob dies aber die oberste Priorität bei der Kaufentscheidung hat? Das würde ich mit „nein“ beantworten.
Zuerst sind die Passform und der Preis wichtig. „Made in Germany“ galt lange Zeit als Qualitätsmerkmal. Mittlerweile steht dieses Gütesiegel aber auch für eine nachhaltige, umweltbewusste und sozial verträgliche Produktion. „In Deutschland gibt es nichts, was nicht geregelt ist“, sagt Inhaber Lars Lunge mit einem Augenzwinkern während des Interviews.
Dahinter verbirgt sich allerdings eine hohe Anforderung an den Produktionsprozess sowie die eingesetzten Materialien. Einhergehend mit den nationalen Regularien sind mittlerweile auch in Europa Standards platziert, die eine schadstoffhaltige und menschenunwürdige Produktion von Ausgangsstoffen und Materialien verhindern sollen.
Lunge trat mit dem Anspruch in den Markt, umweltfreundlich und nachhaltig zu produzieren. Und sie haben sich etabliert. Eine Liste aller Lieferanten ist auf der Website einsehbar. Das Unternehmen lädt immer wieder zum Tag der offenen Tür ein, an dem die Produktion besucht werden kann. Die Produktpalette ist kleiner als bei den Branchenführern. Die Produktstrategie zielt auf Nachhaltigkeit.
Fazit
Lunge kann als Disruptor des Marktes bezeichnet werden. Das in Mecklenburg-Vorpommern angesiedelte Unternehmen hat im Bereich Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Herstellung große Schritte getan. Nicht nur der Einsatz von umweltfreundlicheren Materialien ist ein Pfeiler, auch die Vermeidung von Energie sowie Themen wie Up-Cycling werden bei Lunge aktuell angestrebt.
Eine 100-prozentige Nutzung von biologischen Materialien ist auch bei Lunge noch nicht möglich. Die Anforderungen an einen Laufschuh lassen dies nicht zu. Lunge geht mit dieser Rechnung jedoch transparent um und nennt die Müllvermeidung und -einsparung als aktuell erreichbare Ziele.
*Um die Antworten von Lunge nicht zu verfälschen, werden diese nicht “gegendert”.
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