Jede Sportart hat einen eigenen Rhythmus. Eine eigene Musik. Rhythmen, Klänge und Frequenzen lösen in Athlet*innen Erstaunliches aus: Sie ermöglichen bessere Leistungen, mindern Ängste – und lassen sogar Schmerzen verschwinden.
*Bumm-bumm-bumm*. Schon auf den Galeeren des alten Roms waren sie von großer Bedeutung: Die Trommler – Taktgeber, die die Armbewegungen der Männer an den Rudern in Einklang brachte.
Auch heute gibt es bei den Ruderinnen und Ruderern immer eine Schlagfrau beziehungsweise einen Schlagmann. Musik kann aber mehr, als nur den Rhythmus vorgeben.
Musik als Leistungs-Pusher
Wer joggt heute noch ohne Stöpsel in den Ohren oder ohne Kopfhörer auf dem verschwitzen Haupt? Besonders beim Laufen eignet sich Musik optimal als Taktgeber, weil die Bewegungen immer gleich bleiben. Sie hilft Läufer*innen, ihre Schritte synchron zu den Songs und somit immer im gleichen Tempo auszuführen.
Musik pusht. Und kann sogar die sportliche Leistung verbessern, das zeigen wissenschaftliche Studien. Besonders, wenn die Songs von den Sportler*innen selbst gewählt werden.
Denn Lieblingslieder sorgen für gute Laune. Die macht das ein oder andere Wehwehchen während der Übungseinheiten schon mal vergessen und hilft, höhere Level zu erreichen.
Wir haben mal ein bisschen recherchiert. Streamingangebote gibt es unzählige. Nur welcher Song passt zu welchen Übungen?
Beim Aufwärmen und Dehnen empfiehlt sich natürlich ein langsamerer Takt (etwa 120 Beats per Minute, BPM). Generell aber trainieren Läufer*innen gerne zu 180 BPM. Allerdings Songs mit genau dieser Schlaganzahl zu finden, ist gar nicht so einfach. Zeit für eine 180-BPM-Laufliste …
180-BPM-Laufliste
Auf den verschiedenen Angeboten finden sich auch immer wieder Playlisten mit Musik speziell für Ausdauersport. Musik, die einen vorwärts pusht und einen antreibt. Wer nicht fündig wird: Dieser Musiker hat extra für Läufer*innen ein Lied mit exakt 180 BPM aufgenommen. Warum 180 bpm?
Video: selfmade 180-BPM-Song
Musik als Mental-Trainer
Manche Lieder haben einfach dieses besondere Etwas. Sie sind episch, machen große Momente noch größer. Diese Songs nutzen Sportler*innen gerne, um sich unmittelbar vor dem Wettkampf einzustimmen, sich heiß zu machen.
Manch einer benutzt Musik als reine Ablenkung, um den Kopf auf andere Gedanken zu bringen, bevor es richtig losgeht. Für andere sind musikalische Klänge Teil ihrer mentalen Vorbereitung. Um alles um sich herum zu vergessen, um sich hundertprozentig auf den Wettkampf zu konzentrieren.
Egal wie man es hält: Musik kann so manchen Mental-Trainer*innen das Wasser reichen. Vor dem nächsten Waldlauf also einfach mal ein paar epische Hymnen auflegen – und schon schwebt ihr über Stock und Stein.
Musik als Therapeut
Etwas manifestierter wird Musik in verschiedenen Profisport-Bereichen als Therapeut benutzt. Um Stress zu regulieren und die Entspannung und Ausgeglichenheit zu fördern.
Mit Hilfe des Musiktherapeuten Ulrich Conrady erlebte Deutschland 2007 im Handball sein zweites Sommermärchen. Conrady half den Nationalspielern mit einem Konzept aus – das Nervensystem stimulierenden – Tönen und speziellen Schallwellen, ihre Emotionen zu beherrschen und der Mammutaufgabe WM im eigenen Land positiv entgegenzublicken.
Direkt nach den Spielen bekamen die Sportler zur Entspannung klassische Musik auf die Ohren. So überwand das Team Ängste und Stress und holte mit konzentrierten Leistungen den WM-Titel.
Das Konzept machte von sich reden, sodass es auch der VfL Wolfsburg in der Saison 2008/2009 in der Fußballbundesliga anwandte – und prompt deutscher Meister wurde. Anschließend feierten die Skispringer Österreichs mit dem Musiktherapeuten viele Erfolge.
Nach dem Abendlauf aber erst mal duschen, bevor ihr “eine kleine Nachtmusik” auflegt und euch ins Land der Träume verabschiedet.
Musik als Trainings-Element
In Aerobic-, Zumba- und selbst Yoga-Kursen werden spezielle Songs gerne als anleitende Rhythmus- und Bewegungslinie gebraucht. Mit Hip-Hop-Beats hält man sich zum Beispiel super fit: einmal mittanzen bitte.
Und wenn ihr am Abend noch nichts vorhabt: Schnappt euch eure Liebsten für ein “Stelldichein” mit Ball! Denn auch in Spiel-Sportarten kann man Musik als koordinativen Taktgeber verwenden.
Einer, der um die Kraft der Musik im Training weiß, ist Holger Geschwindner – genialer wie auch kauziger Entdecker und Trainer von Dirk Nowitzki.
Er weckt die Jugendlichen in seinen Basketball-Camps mit sanften Klängen und veranstaltet frühmorgendliches, durchaus gewöhnungsbedürftiges Aufwärm-Tanzen.
Und er geht noch einen Schritt weiter: Seine Schüler lehrt er, mit dem Basketball zu Gitarrenmusik zu dribbeln und zu tanzen, sodass das Aufprallen der Bälle auf einmal selbst zu einem Musikrhythmus wird. Verrückt aber wahr: Zum Abschluss kommt sogar noch eine Opernsängerin hinzu.
Ihr müsst ja nicht gleich ein Orchester zum nächsten Volkslauf mitbringen, aber amüsant wäre das sicher. Ob konventionell oder experimentell: Musik und Sport, das passt einfach.