“Der Kopf läuft mit”, heißt es immer. Doch was mache ich mit dem Kopf, wenn es nicht läuft? Matthias Vette ist Stresstherapeut und Mentaltrainer. Er sagt: Mit ein bisschen Mentaltraining kann man viel erreichen.
Wenn man sich so umschaut, hat man das Gefühl, dass jeder gestresst ist. Stress sogar als Zeichen dafür gewertet wird, ob man wichtig ist oder nicht. “Stress entsteht dann, wenn ich mich fremdgesteuert fühle”, sagt Matthias Vette. Der Oldenburger ist Stresstherapeut und Mentaltrainer. Wenn man das Gefühl hat, dauernd eine Vielzahl von Bällen in der Luft halten zu müssen, immer mit der Angst, dass einer herunterfällt oder gar alle auf einen niederprasseln.
Chronischer Stress wiederum führt zu Beschwerden und Krankheiten. “Laut der Weltgesundheitsorganisation sind rund 80 Prozent der Zivilisationskrankheiten Folgen von Stress”, sagt Vette. Magenverstimmungen, Muskelverspannungen, Burn Out, sogar Herzinfarkte. Wenn der Druck von Außen so hoch ist, schaltet der Mensch in einen instiktiven Überlebensmodus. Dann geht es nur noch um Gefahrenabwehr: Angriff, Flucht oder Verteidigung.
Hör auf deine Körper-Botschaften
Die Antworten für den Druck von Außen gibt nur die Stimme von Innen. Nur wer sich seine echten Emotionen eingesteht und achtsam mit sich und seinen Bedürfnissen umgeht, hat auch die Kraft, Stress zu bewältigen, bzw. fühlt sich weniger gestresst. Der Körper hilft einem, indem er Signale sendet. Man muss sich nur die Zeit nehmen, diese Nachrichten auch wahrzunehmen und zu entschlüsseln.
“Körperliche Symptome sind Whats-App-Nachrichten meiner Seele.”
Stresstherapeut Matthias Vette
Wenn ich ständig Magenprobleme habe, sollte ich mir die Frage stellen: Was schlägt mir auf den Magen? Was kann ich nicht verdauen?
Die Lösung des Problems, da ist sich Vette sicher, liegt immer in einem selbst. Wenn ich chronische Verdauungsprobleme habe, liegt es vermutlich weniger an der falschen Ernährung, sondern womöglich an einem ungelösten emotionalen Problem. Das ist keine Esoterik, sondern ganz logisch, findet Vette. Negative Emotionen lösen körperliche Symptome aus. Vette versucht dann als Therapeut und Berater, diese Körperbotschaften zu übersetzen und damit die Blockaden zu lösen.
Wenn der Sport zum Stress wird
Sport, körperliche Bewegung ist an sich ein sehr effektiver Weg, den Alltagsstress hinter sich zu lassen. Allerdings ist gerade das ambitionierte Laufen nicht nur Fun. Die Marathonvorbereitung ist alles andere als stressfrei. Leistungsdruck hat schon einige Läufer*innen in eine sportliche Sackgasse befördert.
Auch da arbeitet Vette mit Sportler*innen. Er sagt: Bei den mentalen Fertigkeiten ist es so wie mit den sportlichen Skills. Man muss sie trainieren.
Ab Minute 46 gibt Matthias Vette im Podcast drei praktische Tipps, wie man sich mental stärkt und sich gestärkter im Alltag bewegt.
- Sich abends fragen: Was war heute gut und warum? Wofür bin ich dankbar? Dieser kurze innere Dialog fördert den Nachtschlaf durch die Ausschüttung von Glückshormonen wie Serotonin und Dopamin. Das Stresshormon Cortisol wird eingedämmt.
- Sich generell fragen: Was will ich erreichen und warum? Was hält mich davon ab? Was ist der Grund, der dahinterliegt?
- Morgens sich die Zeit nehmen, sich selbst in seinem besten Ich zu visualisieren, denn das Gehirn läuft besser über den Videokanal als auf Textspur. Also ein positives Bild von sich zeichnen, wie ich den Marathon finishe, wie ich das Projekt erfolgreich bewältige usw.
Mehr zu dem Thema Mentaltraining, Achtsamkeit, Stressbewältigung und dem Zusammenhang mit sportlicher Leistung gibts im Achilles Running Podcast mit Matthias Vette.