Micha Klotzbier hat sich in den Kopf gesetzt, beim Berlin-Marathon im September an den Start zu gehen, obwohl er immer noch schwer übergewichtig ist. Sein Trainer hat ihm sieben Aufgaben gegeben, die er bewältigen muss. Eine erste Bilanz.
Mein erster Marathontrainings-Monat ist vorbei. Ich fühle mich großartig! Ich werde schneller und halte längere Strecken durch. Körperlich geht’s mir prima. Auch mein Umfeld reagiert super. Mein Vater fragt täglich nach Schrittzahl und Gewicht, Freund*innen treffen sich mit mir zum Laufen und meine Familie ist sehr verständnisvoll für meine Zeitnot.
Ich gebe mir aber auch Mühe. Um meinen Sohn mehr zu sehen, laufe ich morgens um 5.00 Uhr. Dann kann ich beim Frühstück dabei sein. Aber nicht in allen Bereichen bin ich zufrieden. Mein Essverhalten ist weiterhin nicht gut.
Die Aufgabe: Abnehmen und Ernährungsprotokoll führen
Ich habe zugenommen: von 103 auf 109 Kilo. Woran es liegt? Ein Teil von mir hofft, dass ich Muskelmasse aufbaue – und vielleicht stimmt das auch. Aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich: Ich futtere zu viel und falsch. Burger, Eis und Bier – haben super geschmeckt, die Fußball-Europameisterschaft hat auch nicht geholfen – aber jetzt ist der Frust groß.
Das Ernährungsprotokoll, das ich mithilfe von Apps führe, ist gnadenlos. Ich muss alles, was ich esse, dokumentieren. Das ist anstrengend und nervig. Mir ist schon klar, dass darin eine große Chance liegt, Fehler zu erkennen und sie anzugehen. Dennoch fällt es mir unglaublich schwer, es richtig umzusetzen.
Was Trainer Piet Könnicke sagt
Die 50 Kilo, die schon runter sind, hat Micha durch viel Sport und ein neues Essverhalten verloren. Früher gab es für ihn fast nur Junk Food, Süßes und Fettiges – das war derart schlecht, dass es leicht zu erkennen und vergleichsweise leicht zu reduzieren war.
Das ist jetzt viel schwieriger. Auch in seiner vermeintlich besseren Ernährung verstecken sich Abnehm-Killer wie Zucker und Fette. Es ist gar nicht so einfach, diese zu entdecken und zu reduzieren – deshalb ist das Ernährungsprotokoll so wichtig. Er muss lernen, was wirklich nährt und in welchen Situationen es zu Rückfällen kommt.
Die Aufgabe: Regenerationsvermögen und Energiebereitschaft steigern
Ich glaube, ich habe die perfekte Balance zwischen Training und Erholung gefunden. Und man merkt wirklich eine Leistungssteigerung, wenn man sich Pausen gönnt. Ich muss aber zugeben: Piet und meine Freund*innen achten drauf, dass ich die Regenerationsphasen auch einhalte.
Ich tracke inzwischen auch meinen Schlaf. Ergebnis: zu wenig Schlaf. Dass ich abends mit zu viel im Bauch schlecht zur Ruhe komme, wusste ich eigentlich, aber ich esse trotzdem spät. Echt doof von mir. Ärgert mich.
Was Trainer Piet Könnicke sagt
Mit Empfehlungen und klaren Vorgaben kommt Micha gut zurecht: Steht “trainingsfrei” im Plan, wird auch freigemacht. Was mir überhaupt nicht gefällt, sind die Vor- und Nachbereitung des Trainings: Er hat keine Trinkflasche dabei. Trinken vor und nach dem Training vernachlässigt Micha zu sehr. Auch eine Banane davor, ein Stück Melone oder Apfel danach – Fehlanzeige. Ich bin gespannt, wie mein Vortrag über disziplinierte Organisation eines Trainings bei ihm fruchtet.
Die Aufgabe: Leistungsfähigkeit verbessern
Ich finde, ich bin auf einem guten Weg. Ich bin deutlich schneller geworden. Früher schlich ich mit 7:30 Minuten pro Kilometer durch die Gegend, heute schaffe ich die zehn Kilometer teilweise in 5:30 Minuten Durchschnittsgeschwindigkeit. Das merken auch meine Laufkamerad*innen und ich denke, Piet sieht es auch.
Zudem läuft die “Fit-statt-fett”-Challenge sehr gut. Jeden Tag kam eine Fitnessübung dazu – viele für die Stabilisation. Ich will jetzt die Übungen, die mir schwergefallen sind, weiterführen – also alles für den Rumpf. Aber um ehrlich zu sein, habe ich seit Ende der Challenge letzte Woche nichts mehr gemacht.
Was Trainer Piet Könnicke sagt
Die Aktion “Fit-statt-fett” war super für Micha – endlich hat er regelmäßig Stabilisations-Übungen gemacht. Aber es war lediglich ein Hilfsprogramm. Jetzt muss er selbstständig dranbleiben – auch ohne digitale Mitturner*innen. Ich bin gespannt, ob es klappt oder ob er die Übungen wieder verdrängt.
Die Aufgabe: Alternative Trainingsmethoden
Ich fahre inzwischen wirklich viel und gerne Rad – nicht nur die zehn Kilometer zur Arbeit und zurück. Ich habe mein erstes Radrennen absolviert – den Berliner Velothon mit 60 Kilometern. Schwimmen und Yoga werde ich auf jeden Fall bis zum Marathon noch dazu nehmen.
Was Trainer Piet Könnicke sagt
Daumen hoch! Michas Einsatz ist hier sehr gut. Zwei bis drei Radeinheiten pro Woche sind inzwischen selbstverständlich für ihn.
Die Aufgabe: Weiterdenken
Woran ich momentan am meisten denke? Ganz klar: an den Berlin-Marathon. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich mir vorstelle, wie meine Familie und Freund*innen im Ziel auf mich warten und ich auf sie zulaufe.
Aber klar denke ich daran, wie es nach dem Marathon weitergehen soll. Ich brauche dann womöglich ein neues Ziel. Meine Verhaltensänderung fühlt sich an wie ein Entfliehen aus der Schwerkraft – ich muss mich Stück für Stück immer mehr von meinen Gewohnheiten lösen. Gerade bei der Ernährung habe ich enorm Angst vor einem Rückfall.
Vielleicht werde ich mich mit meiner Psyche beschäftigen: Warum esse ich so viel? Warum kann ich Dinge nicht lassen, die mir schaden? Will ich irgendeine Leere füllen? Laufe ich vor etwas davon?
Was Trainer Piet Könnicke sagt
Angesichts des Ideen- und Gesprächsmarathons, den ich während unseres letzten gemeinsamen Trainings absolviert habe, steht aktuell weniger die Frage, ob Micha nach dem Marathon noch Sport treibt. Es geht jetzt darum, wie und womit er weiter ein bewegtes Leben führt. Dieser Frage muss er sich bald stellen.