Wie bringt man das Laufen im stressigen Alltag unter? Besonders Organisation und Motivation sind ausschlaggebend. Insbesonders für Menschen, die ihre Mittagspause dem schönsten Sport der Welt widmen. Wie das klappen kann, hat sich unsere Redakteurin Anna überlegt – ein Gedankenspiel.
Laufen in der Mittagpause? Bist du verrückt?! Diese Reaktion kennen wohl die meisten, die nur vage andeuten eine Runde der freien Mittagszeit zu drehen. Klar ist das schwer. Klar erfordert das Vorbereitung und auch ein gewisses Maß organisatorisches Talent und Laufverrücktheit.
Probieren lohnt sich trotzdem! Nicht nur weil ihr damit eure*n Chef*in und die lieben Kolleg*innen beeindruckt. Nein! Ihr verschafft den müden Gedanken Luft und Raum sich zu entfalten.
Aber wie schafft man das Laufen am Mittag? Am wichtigsten ist wohl sich mental darauf einzustellen. Genau wie Profi-Athelt*innen das machen. Die gehen vor wichtigen Wettkämpfen oft nochmal alles, bis ins kleinste Detail durch. Das heißt, sie malen sich Wettkampfsituationen und Abläufe ganz genau aus.
Und genau diese Technik probieren wir heute, um uns dem Thema Laufen in der Mittagspause etwas zu nähern. Also, macht euch bereit für Kopfkino im besten Sinne.
Mental-Training Mittagslauf
Dein Kopf schmerzt. Der flackernde Bildschirm vor dir auch auch keine Hilfe. Angespannt schleicht dein Blick immer wieder verstohlen in die rechte Ecke des Bildschirms.
11.58 Uhr. Gähn.
11.59 Uhr. Tief durchatmen.
12.00 Uhr. Endlich!
Als ob dein Stuhl plötzlich 200°Grad hat, springst du auf und greifst deinen Rucksack, der neben deinem Schreibtisch steht. Du beachtest deine verwunderten Kolleg*innen nicht, die sich fragende Blicke zuwerfen, und verschwindest auf dem Klo.
Dort windest du dich in deine Tights mit den neongelben Streifen, streifst dir dein bestes Laufshirt über – immerhin bist du auf der Arbeit – schlüpft in deine liebsten Treter und ziehst dein Longsleve über den Kopf. Schnell das Normalo-Kostüm in den Rucksack stopfen.
12.03 Uhr. Super, du bist genau in der Zeit!
Nochmal schnell durchs Büro Richtung Ausgang flitzen. Den Rucksack zwischendrin noch am Arbeitsplatz platzieren. Du spürst die Blicke deiner Kolleg*innen über dein strahlendes Outfit wandern. Alles nur Neid! In deinem Laufoutfit fühlst du dich wie ein*e waschechte*r Superheld*in. So als könntest du heute noch Gotham retten und Lord Voldemort eine Lektion erteilen.
12.05 Uhr. Jetzt eine entspannte halbe Stunde laufen.
Draußen wartet schon der Kollege aus der anderen Abteilung, der sich genau wie du, dem Läufer*innenleben verschrieben hat. Kurz gemeinsam Recken und Strecken. Die Route hast du heute ausgesucht. Etwas Kurzes. Man will ja nicht gleich übertreiben.
Und überhaupt, Laufen statt Lunchen ist nicht dein Ding und warum auch etwas ausschließen, wenn man es kombinieren kann? Dein Motto lautet natürlich: Laufen UND Lunchen. Man braucht schließlich Energie, um erhobenen Hauptes durch den Rest des Tages zu schreiten und den Meeting-Marathon zu überstehen. Du denkst kurz sehnsüchtig an deine prall gefüllte Lunch-Box, die in deinem Rucksack schlummert. Die wohl beste Belohnung!
12.07 Uhr. Los geht’s!
Du füllst deine Lungen mit der frischen Februar-Luft. Schon bemerkst du wie die du deine negativen Gedanken verlierst und dein Kopf sich mit einer angenehmen Leere füllt. Ist das diese Entspannung von der alle immer reden? Dein Kollege trabt wortlos im rhythmischen Schritt neben dir her. Wie das unter Läufer*innen eben so ist. Das magst du an ihm. Ihr versteht euch auch ohne Worte.
12.17 Uhr. Easy!
Gemeinsam federt ihr der Mittagsentspannung entgegen. Stress? Was war das nochmal? Ein wohlig-warmes Gefühl breitet sich in der Mitte deines Körpers aus. Du fühlst dich stark. Als könntest du jeden Papierberg bezwingen, den dir dein*e Chef*in in den Weg legt und danach noch 100 Burpees machen.
12.27 Uhr, verrät der Blick zum Handgelenk.
Wow. Schon 20 Minuten? Die Zeit verfliegt, wenn man tut was man liebt. Schon rollt das Bürogebäude um die Ecke und auf dich zu. Die angenehme Entspanntheit hat sich inzwischen in deinem kompletten Körper ausgebreitet. Immer gut mal ordentlich durchzulüften. Du merkst, dass sich ein fettes Grinsen auf dein Gesicht gezeichnet hat.
12.37 Uhr. Yes. Geschafft!
Kurzes High-Five mit dem Kollegen. Zwei Sekunden noch Pseudo-Dehnen, falls euch jemand beobachtet. Dann geht’s ab unter die Dusche. Wie schön, dass dein*e Arbeitgeber*in diesen kleinen Luxus bietet. Aus den Klamotten schälen und eh du dich versiehst, prasselt das warme Wasser auf deinen Rücken.
12.47 Uhr. Nochmal tief durchatmen.
Abtrocknen und zurück ins Normalo-Outfit. Deo nicht vergessen! Während du dir abwesend den wohlriechenden Balsam unter die Arme reibst, schweben deine Gedanken schon in Richtung Festschmaus. Den hast du am Abend vorher liebevoll zubereitet.
Ein Couscous-Salat mit dicken Oliven, Schafkäse, Paprika und natürlich Avocado. Dazu das leckere Honig-Senf-Dressing. Die Gönnung ist nur noch ein paar Meter und wenige Sekunden entfernt.
12.50 Uhr. Das Wasser läuft dir im Mund zusammen.
Du schreitest wie in Zeitlupe mit deinem hochroten Kopf durch das Büro. Die Fragezeichen über den Köpfen deiner Kolleg*innen werden immer größer. Einfach ignorieren! Fokussiere das Ziel: Dein Mittagessen.
Du ziehst deine Glasbox aus dem Rucksack. Das Plonk des Verschlusses ist Musik in deinen Ohren. Der Duft steigt dir in die Nase. Schmeckt Essen nicht immer am besten nach dem Sport?!
12.58 Uhr.
Die Box ist leer, der Magen voll, der Kopf gelüftet und der Countdown bis zum Feierabend hat begonnen.
Nur noch eine Frage: Was machst du eigentlich heute Abend? Laufen warst du ja schon.