Sogar ein Handy habe ich im Bauchgurt kaputt geschwitzt. Die Nässe ist in das Innere des Handys gedrungen, sodass ich auch bei maximal eingestellter Lautstärke meine Telefongesprächspartner*innen nicht mehr hören kann.
Auch die atmungsaktivsten Laufklamotten kommen mit dem Atmen nicht hinterher und sind nur kurze Zeit später so nass wie ein ordinäres Baumwoll-Shirt. Ich laufe nur deswegen weiterhin in Funktionsbekleidung, da meine Shirts aus recycltem Ozeanplastik bestehen und ich an dieses Problem am Strand einfach tagtäglich erinnert werde.
Aber auch diese T-Shirts kleben mir am Rücken, doch habe ich wenigstens das Gefühl, dass hierdurch irgendwo auf der Welt vielleicht ein paar Plastikflaschen weniger am Strand liegen.
Nach dem Laufen geht das Problem mit dem Schwitzen aber erst richtig los. Ich bin oft über mehrere Stunden wegen Nachschwitzen sozial isoliert. Duschen hilft dabei nicht, ich schwitze anschließend einfach weiter.
Schmerzhaft gelernt habe ich das bereits kurz nach unserer Ankunft, als ich morgens zu einem gemeinsamen Eltern-Frühstück der Kita-Gruppe unseres Sohnes eingeladen war. Ich hatte schon im Auto gemerkt, dass es nicht klug gewesen war, vorher einen Morgenlauf gemacht zu haben und kam trotz Dusche schon wieder nassgeschwitzt dort an. Schon bei der obligatorischen Begrüßung mit Wangen-Küsschen hielt die Gastgeberin merklich Sicherheitsabstand.
Richtig unangenehm wurde es dann beim Frühstück, als ich merkte, dass ich auf Stuhlpolstern wie -lehne und selbst auf der Tischdecke vor mir schnell wachsende Schweißflecken produzierte. Daraus habe ich gelernt und verabrede ich mich direkt nach dem Laufen, wenn überhaupt, nur noch mit anderen Lauffreund*innen.
Der erste Marathon am Kilimanjaro
Ob Laufen in dieser Hitze noch gesund ist, weiß ich nicht genau. Nachdem ich den Umgang mit Timing, Trinken und Tempo gelernt habe, finde ich aber jetzt immer mehr Gefallen am Laufen in Tansania.
Nach meinen ersten 18 Monaten hier laufe ich nun regelmäßig längere Strecken durch andere Stadtteile. Für mich gibt es keinen besseren Weg, als joggend neue Teile dieser spannenden Stadt zu entdecken.
Beim Laufen in der Innenstadt kurz für einen Chai Pause zu machen oder irgendwo an der Straßenecke aus einer Kokosnuss zu trinken, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, sind Erlebnisse, die ich nicht mehr missen will.
Wir bleiben jetzt noch ein Jahr hier und ich will es wissen: Bald laufe ich meinen ersten Halbmarathon, plane bereits meinen ersten Marathon am Fuße des Kilimanjaro und möchte unbedingt die gesamte Küste Sansibars entlang joggen. Falls ich alles überlebe, melde ich mich wieder zum Laufen in Tansania.
Von Thomas Grigoleit
Zur Person: Thomas Grigoleit arbeitet eigentlich in Berlin im Bereich Wirtschaftsförderung und Erneuerbare Energien. Derzeit lebt er in Elternzeit mit seiner Familie in Daressalam, Tansania. Wenn er dort gerade nicht auf seine drei Söhne aufpasst, läuft er in der Hitze, klettert auf Berge, fotografiert in der Serengeti und schreibt an einem Buch über Wandern und Laufen in Tansania. Seine Bilder könnt ihr auf Instagram bewundern: @tgrigoleit.