Kein Sport ist so simpel wie das Laufen. Dennoch wird Freizeit-Sportler*innen regelmäßig gesagt: Ihr lauft falsch! Achilles Running stellt in einer Serie neue Laufschulen vor, die uns besseres Laufen versprechen. Dieses Mal geht es ums Rückwärtslaufen oder neudeutsch: “Retrorunning”.
Retrorunning bedarf zunächst keiner weiteren Erklärung, man läuft eben rückwärts. Was in der Theorie leicht klingt, stellt sich in der Praxis aber schwieriger dar, als gedacht.
Läufer*innen haben einen entscheidenden Nachteil: Sie sehen zwar, wer hinter ihnen kommt, aber nicht, was vor ihnen liegt. Deshalb sollte man erst einmal auf einer Wiese oder einer Tartanbahn üben. Fortgeschrittene laufen gemischt und lassen sich von einem*r Vorwärtsläufer*in den Weg zeigen.
Was bringt Rückwärtslaufen?
Der Perspektivwechsel tut jedem*r Läufer*in gut – auch aus medizinischer Sicht. Die Knie werden entlastet, Hüft-, Wirbelsäulen- und die hintere Oberschenkelmuskulatur werden gestärkt. Vor allem für Menschen, die viel sitzen, ist Retrorunning eine Wohltat für die muskulär unterbelasteten Körperpartien.
Ambitionierte Läufer*innen nutzen das Rückwärtslaufen auch, um Lauftechnik und Schnelligkeit zu verbessern. “Retrorunning nutzt mir vor allem als Verletzungsprophylaxe, da es andere Muskelgruppen trainiert als beim Vorwärtslaufen”, sagt Thomas Dold, mehrfacher Weltrekordler im Retrorunning und der beste Treppenläufer der Welt (vorwärts).
Wer macht Retrorunning?
Die Deutschen dominieren den Wettkampfsport Retrorunning und räumen bei Weltmeisterschaften den Titel ab. Roland Wegner ist einer der bekanntesten Botschafter der Rückwärts-Bewegung. Der ehemalige Leichtathlet hält mit 13,6 Sekunden seit 2007 den 100-Meter-Weltrekord (Stand: Juni 2016).
Über lange Distanzen ist Achim Aretz der Beste, er hält die Weltrekorde im Halbmarathon (1:35:49) und Marathon (3:42:41).
Ansonsten ist Retrorunning eine willkommene sportliche Abwechslung für Büromenschen und Leistungs-Sportler*innen aus anderen Disziplinen wie Handball, Fußball oder Basketball.
“Rückwärtslaufen hat für jeden Läufer einen Mehrwert. Aber man darf es nicht unterschätzen und sollte in homöopathischen Dosen anfangen, dann langsam steigern, sonst wird man schnell von Muskelkater geplagt”, rät Thomas Dold.
Zur Person: Thomas Dold ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet, der vor allem als Treppenläufer und Retrorunner bekannt wurde. In seinem Buch erklär “Retrorunning: Rückwärts zu neuen Zielen” erklärt er die Vorteile vom Rückwärtslaufen.