Lauftraining bei Infekt: ja oder nein? Hüstelnde Läufer*innen, die sich derzeit für einen Wettkampf vorbereiten, beschäftigt diese Frage. Dr.med. Matthias Krüll, Rennarzt beim Berliner Halbmarathon, erklärt, warum und wie lange man pausieren sollte.
Jede*r Läufer*in kennt das: Der Hals schmerzt, ein Husten setzt sich fest, aber so richtig krank fühlt man sich noch nicht.
Doch ob “nur” ein leichter viraler Infekt oder vielleicht doch “mehr” dahintersteckt, sollte in den letzten Vorbereitungswochen vor einem Halbmarathon unbedingt ärztlich abgeklärt werden, rät Dr. med. Matthias Krüll vom SCC EVENTS Medical Institute.
Verschleppte Infekte sind häufige Ursachen von ernsten Komplikationen bis hin zu Todesfällen, die auch bei Halbmarathon-Veranstaltungen immer wieder auftreten, denn auch diese Streckenlänge stellt für Breitensportler eine intensive bis maximale Belastungen dar.
Sicherheit geht jetzt vor: Bei leichter Schnupfnase sollten Läufer lieber drei bis vier Tage pausieren. In diesen Tagen merkt man, ob sich noch Husten, Gliederschmerzen oder gar erhöhte Temperatur und Fieber dazu gesellen.
Sollte das der Fall sein, dann bedeutet dies auf jeden Fall zehn bis 14 Tage Trainingspause. Man muss zwar bei Nichtbeachtung nicht gleich mit dem Allerschlimmsten rechnen, das heißt einer aus einem viralen Infekt entstehenden (mitunter vor allem bei hoher Trainings- und Wettkampfbelastung lebensgefährlich verlaufenden) Herzmuskelentzündung.
Häufig genug entwickelt sich durch das geschwächte Immunsystem aber eine hartnäckige Bronchitis mit weiteren Komplikationen, die ein Lauftraining oder gar eine Wettkampfteilnahme nicht zulassen.
Aus diesem Grunde sind Pausen während der Infektphase zwingend geboten. Der Trainingszustand wird sich auch durch eine kurze Pause von zehn bis 14 Tagen nicht groß verschlechtern und der Ausfall von vier, fünf Trainingseinheiten in diesem Zeitraum wird sicher nicht ausschlaggebend sein für einen Erfolg beim Berliner Halbmarathon.
- Sport bei Fieber ist tabu. Mindestens 10 bis 14 Tage Pause.
- Gönnen Sie sich, ihrem Körper und ihrem Immunsystem Zeit, Ruhe und Erholung, denn ein Infekt ist kleiner “Marathonlauf” für ihr Immunsystem.
- Linderung der Symptome durch (Selbst-)Medikation heißt definitiv auch Sportpause in diesem Zeitraum.
- Bei Unsicherheit über Art und Ursache von Infekten sollte immer einen Arzt aufgesucht werden
- Nach einem Infekt (10-14 Tage später) sollte das Training in den ersten Tagen mit leichter bis mittlerer Intensität wieder aufgenommen werden.
Die Ansteckung, die anschließende Inkubationszeit (das “Ausbrüten” einer Infektion mit einem Krankheitserreger) dauert in der Regel bei klassischen Infektionen der oberen Atemwege fünf bis sieben Tage.
Eine leistungsgerechte sportliche Tätigkeit stärkt bei sachgemäßer Anwendung das Immunsystem und macht es stabiler in der Infektabwehr. Die mikrobiologische Forschung hat allerdings gezeigt, dass dennoch viele Bakterien und Viren unserem Immunsystem häufig einen Schritt voraus sind und dann doch nicht immer optimal abgewehrt werden können.
Ein einfacher “Trick” beim Sport ist das Tragen adäquater Funktionskleidung, die neben der atmungsaktiven eine ausreichend wärmende sowie windabweisende Komponente besitzt.
Zudem sollte das “Schwätzchen” nach dem Training auf den Zeitraum nach der heißen Dusche verschoben werden, da die Auskühlung nach dem Sport, und damit das Ansteigen der Infektanfälligkeit vor allem in den Wintermonaten häufig unterschätzt wird.
Wer kurz vor dem Berliner Halbmarathon Fragen bezüglich eines beginnenden oder abgelaufenen Infekts hat, sollte sich von einem Arzt untersuchen lassen. Die Notfallsprechstunde des Medical Institutes ist hierfür während der Messe Berlin Vital/ Vattenfall Berliner Halbmarathon für alle Läufer*innen geöffnet.
Zum Autor: Priv. Doz. Dr.med. Matthias Krüll weiß, was es heißt einen Marathon zu laufen. Dreimal ist er in seinem Leben schon selbst über die 42,195 Kilometer gelaufen. Der Internist und Intensivmediziner ist seit zwei Jahren im Medical Team von SCC EVENTS.