Kompressionsbekleidung im Sport soll Halt geben, die Leistung steigern und die Regeneration beschleunigen. Aber ist das wirklich so? Was bringt Kompression wirklich? Welchen Nutzen hat die enge Sportbekleidung für Läufer und andere Sportler. Zehn schnelle Fragen zu Kompressionswäsche.
Was bringt Kompression?
Seit einigen Jahren gibt es immer mehr Sportmarken, die Kompressions-Laufbekleidung anbieten – nicht nur für die Beine in Form von Strümpfen, sondern für den ganzen Körper. Man erhofft sich durch die Kompressionswäsche eine gesteigerte Leistungsfähigkeit, schnellere Regeneration und eine geringere Verletzungsanfälligkeit.
Wie läuft das medizinisch ab?
In der Medizin finden so genannte “Stützstrümpfe” schon seit Jahren Anwendung, vor allem zur Therapie von Venenleiden bzw zur Thrombose-Prävention. Der Druck von außen soll den venösen Rückstrom unterstützen.
Die Kompression unterstützt die Muskelpumpe und die Lymphgefäße von außen. Dadurch wird die Blutzirkulation verbessert – der Muskel also besser mit Blut versorgt.
Zudem stellt sich die Wissenschaft der Frage, ob die enge Bekleidung die Muskelvibration positiv beeinflusst.
Welchen Nutzen hat Kompressionskleidung für Sportler?
Lutz Aderhold schreibt in seinem Buch “Laufen”: “Mit der gesteigerten Blutversorgung der Muskulatur soll es zu einer Leistungssteigerung kommen. Dies äußert sich in einer niedrigeren, subjektiven Belastungseinschätzung, geringeren Laktatwerten und besseren Laufzeiten (Jochen et al. 2011).”
Der Sportmediziner Lutz Graumann hat in Untersuchungen festgestellt, dass der Proband, der in einer Kompressionstight gelaufen ist weniger Sauerstoff verbraucht hat als die Vergleichsperson. “Dies würde bedeuten, dass er ökonomischer gelaufen ist”, so Graumann in einem Interview mit Runner’s World.
Zudem sollen Kompressionsstrümpfe einen schnelleren Abtransport von Abfallprodukten herbeiführen und durch den Halt die Muskulatur so wirksam stützen, dass Muskelvibrationen verringert würden und damit Beschwerden und Verletzungen womöglich reduziert würden.
Jörg Beitzel vom Kölner Unternehmen “Strammer Max” erklärt, welche Effekte zusätzlich mit einem Kompressionsshirt erzielt werden sollen: “Der Oberkörper wird athletisch geformt, die Taille wird schlanker und der Bauchumfang messbar reduziert. Außerdem wird die Körperhaltung und Rückenmuskulatur durch speziell eingearbeitete Rückenzonen unterstützt. Durch die enge Passform wird zudem die Stoffwechseltätigkeit gesteigert.”
An welchen Körperstellen ist die Kompression besonders wirksam?
Der Klassiker sind die Kompressions-Strümpfe für Läufer. Sie bieten gerade Langstreckenläufern mit speziell eingearbeitete Zonen Unterstützung für Muskulatur und Blutzirkulation. Viele Sportler haben dadurch das Gefühl, dass sie ausdauernder sind und sich die Muskeln beim Tragen nach dem Sport schneller erholen.
Doch vor allem Kompressionsshirts haben sich in den vergangenen Jahren immer weiter entwickelt und scheinen immer beliebter.
Ist die positive Wirkung auf den Körper nicht zu subjektiv?
Gerade bei ambitionierten Sportlern ist das subjektive Empfinden von entscheidender Bedeutung. So hat man herausgefunden, dass Laufschuhe dann besonders gut für Läufer sind, wenn sie die Schuhe als “komfortabel” empfinden.
Was Komfort bedeutet, ist aber individuell verschieden.
Kompressionsshirts beispielsweise sorgen unabhängig von der medizinischen Wirkung für eine aufrechtere Haltung und lassen den Körper gleichzeitig athletischer wirken.
Der Körper wird mehr gehalten und unterstützt. Je nach Materialbeschaffenheit und Kompressionszonen und -stärken können sogar das Bindegewebe bzw. die Faszien stimuliert werden.
An der Entwicklung der Shirts und Socken sind generell Physiotherapeuten, Sportmediziner und aktive Sportler beteiligt.
Wie erkenne ich die richtige Größe für mich?
Bei den seriösen Anbietern gibt es spezielle Größentabellen für die richtige Wahl der Strümpfe. Hier spielen je nach Marke Geschlecht, Schuhgröße, Waden- und Fesselumfang am Knöchel eine Rolle.
Die optimale Passform ist entscheidend für die versprochene Wirkung, daher lohnt sich eine korrekte Körpermessung. Bei Shirts ist es meist einfacher, da hier das Kompressionsshirt meist in in derselben Größe wie bei T-Shirts bestellt werden kann.
Ob die Kompressionsbekleidung am Ende wirklich subjektiv komfortabel sitzt, muss man tatsächlich einfach ausprobieren.
Lässt sich der Effekt wissenschaftlich nachweisen?
Wie so oft in der Wissenschaft, gibt es keinen deutlichen einhelligen Konsens. Der Effekt der Kompression hat sich zwar in diversen Studien bewährt, eindeutig nachgewiesen sind die versprochene Effekte allerdings nicht. Zu unterschiedlich ist die Qualität der Forschungsergebnisse.
Lediglich der verbesserte venöse Rückstrom scheint übereinstimmend bewiesen worden zu sein.
Ähnlich wie bei der Forschung nach dem richtigen Laufschuh scheint es aber gar nicht so sehr davon abzuhängen, was “objektiv”, nachgewiesenermaßen, passiert oder nicht passiert. Viel wichtiger ist vielleicht das subjektive Empfinden: Wie fühle ich mich mit Kompressionsstrümpfen oder Shirt?
Der eine mag es sehr eng, der andere weniger eng. Manch einer mag Socken von Marke X, der andere von der Marke Y. Stichwort ist Komfort und Wohlbefinden. Fühle ich mich in der Bekleidung wohl, habe ich bessere Voraussetzungen, mehr sportliche Leistung zu bringen.
Erhöht sich die Körpertemperatur in Kompressionsbekleidung?
Durch die enge Sitzform reibt das Shirt an der Haut und erwärmt die Muskeln. Bei qualitativ hohen Shirts ist das Material aber zugleich atmungsakti, so dass die die Körperwärme während und nach der körperlichen Aktivität auch bei hohen Temperaturen gekühlt bleibt und die Feuchtigkeit abtransportiert wird.
Aber auch das lässt sich nur durch Ausprobieren herausbekommen. Denn jeder schwitzt unterschiedlich stark.
Kann man durch Kompressionsbekleidung abnehmen?
Die Kompressionskleidung alleine macht natürlich nicht schlank. Wer das glaubt, bleibt vollschlank.
In der Kombination mit Sport oder Bewegung kann die enge Passform aber zu einer Stimulierung des Stoffwechsels führen. In der Folge könnte es sein, dass die Fettverbrennung zusätzlich angeregt wird.
Gerade bei übergewichtigen Menschen ist aber der haltende Effekt der engen Laufbekleidung nicht zu unterschätzen.
Wie wasche ich Kompressionsbekleidung?
Wichtige Frage. Die Socken und Shirts bestehen aus Hightech-Gewebe und sollten demetsprechend behandelt werden. Also: Waschen bitte im Schonwaschgang bei einer Temperatur von bis zu 30° C. Zu den Vorteilen gehört, dass besonders schnell von alleine trocknet. Ein Trockner ist also überflüssig, Falten bleiben aus und Bügeln ist nicht nötig.