Die Mittelstreckenläuferin Denise Krebs ist mehrfache deutsche Meisterin und bereitet sich derzeit auf die Olympischen Spiele in Tokio vor. Unsere Redakteurin Anna hat mit ihr über das Ziel Olympia 2020, Rückschläge und wie sie ihren Sport finanziert, gesprochen.
Die Läuferin Denise Krebs kann bereits auf eine lange Karriere mit vielen Hochs und Tiefs zurückblicken. Sowohl in ihrer Jugend-, Junioren- und Aktivenzeit holte sie sich mehrfach den Titel als Deutsche (Hallen-)Meisterin oder eine Platzierung unter den Top drei.
Außerdem qualifizierte sie sich regelmäßig für internationale Meisterschaften, u.a. die Universiade in Shenzen und die Europameisterschaften 2012 in Helsinki über 1500 Meter, sowie 2018 die Europameisterschaften in Berlin über 5000 Meter. Denise kann bereits auf eine tolle Karriere zurückblicken, musste aber auch herbe Enttäuschungen einstecken.
Vom Pech verfolgt bei internationalen Meisterschaften
2011 startete Denise für Deutschland bei der Universiade in Shenzen (China) und lief auf Platz fünf. Jahre später wurden die beiden Russinnen, die Platz vier und drei belegten, sowie die Siegerin Aslı Çakır Alptekin, des Dopings überführt. Denise wurde nachträglich die Silbermedaille verliehen.
Ein ähnliches Schicksal ereilte sie bei den Europameisterschaften in Helsinki. Sie schied im Halbfinale aus. Was sie damals noch nicht wusste: Eigentlich hätte ihr der Platz im Finale zugestanden. Denn auch hier wurden vier Läuferinnen aus dem Endlauf des Dopings überführt und gesperrt. Unter ihnen erneut die Gewinnerin Aslı Çakır Alptekin, der ihr Titel anschließend aberkannt wurde. Ein herber Schlag.
Als sie sich 2018 erneut für die Europameisterschaften, diesmal über 5000 Meter, qualifizierte, schaffte sie es in den Endlauf. Dann der Schock: Sie stürzte, lief aber trotz Schmerzen ins Ziel. Wenig später dann die Diagnose: Außenbandriss und ein abgebrochenes Knochenstück am Sprunggelenk. 2019 fiel dem Ziel Recovery zum Opfer.
Trotz der vielen Rückschläge verfolgt Denise hartnäckig ihren Traum von den olympischen Spielen. Im Interview erzählt die 32-Jährige, wie sich ihr tragischer Sturz bei den Europameisterschaften 2018 auf ihre Vorbereitung auswirkte, warum es so schwierig ist, Sport und Beruf zu vereinbaren und wie sie sich für Tokio 2020 qualifizieren will.
Hey Denise! Du bereitest dich momentan auf die olympischen Spiele 2020 vor. Wie geht’s dir und wie läuft das Training?
Es läuft ganz gut. Bisher konnte ich jede Einheit machen und war nicht krank oder habe mich verletzt. Außerdem war ich noch nie zuvor so kilometerverträglich. Ich schaffe momentan durchschnittlich 130 Wochenkilometer. An meiner Trainingsspitze bin ich sogar 165 Kilometer pro Woche gelaufen, drei Stunden Rad gefahren und habe vier Stunden Krafttraining gemacht. Das wäre früher undenkbar gewesen (lacht).
Der Druck sich zu qualifizieren ist groß. Trainierst du dieses Jahr anders als bisher?
In der Vorbereitung auf Tokio mache ich auch zum ersten Mal eine Höhenkette. Dafür war ich bereits zweimal im Trainingslager in Südafrika in Dullstroom. Das ist etwa vier Stunden von Johannesburg entfernt. In einer Woche geht es dann zum dritten Mal dorthin. Darauf freue ich mich sehr.
Südafrika! Das klingt toll und vor allem warm. Mit wem wirst du dort trainieren?
So warm ist es dort tatsächlich nicht (lacht). Das letzte Mal hatten wir zwei Wochen Regen. Ich fahre gemeinsam mit 40 weitere Athleten nach Dullstrom, da verliert man schnell den Überblick. Alina Reh und die Schweizer Läuferin Fabienne Schlumpf sind auch dabei und ich werde dort viel mit den beiden trainieren.
Gibt es denn eine Hallensaison für dich?
Auf die Halle habe ich dieses Jahr definitiv keinen Fokus gelegt. Ich werde zwar über die 3000 Meter bei den deutschen Hallenmeisterschaften starten, aber eben weil das auf die Qualifikation für Tokio einzahlt.
Aber 3000 Meter sind keine olympische Disziplin. Über was für eine Distanz willst du in Tokio starten und warum nicht genau als Übung in dieser Disziplin antreten?
In Tokio möchte ich über die 5000 Meter an den Start gehen, obwohl ich auf dieser Distanz noch nicht so viel Erfahrung habe wie über 1500 Meter. Aber genau das ist mein Vorteil, denke ich. Ich bin frischer im Kopf. Kann den Effekt der neuen Strecke für mich nutzen.
Dass ich bei den deutschen Hallenmeisterschaften über 3000 Meter an den Start gehe, liegt an den komplizierten Nominierungskriterien für die olympischen Spiele. Die Logik hinter denen verstehe ich ehrlicherweise selbst nicht ganz (lacht). Aber es ist dieses Jahr so, dass man sich nicht nur über die A-Norm qualifizieren kann.
Ich kann mich auch über eine schnelle 3000 Meter Zeit plus zwei schnelle 5000 Meter Wettkämpfe qualifizieren. Außerdem kann man Punkte bei drei hochwertigen Rennen sammeln.
Was allerdings die genauen Kriterien sind, wissen nur die Trainer. Für Athleten ist nur die Zeit für die A-Norm klar. Der Rest ist sehr schwammig formuliert. Was ich weiß, ist: Man muss sich clever anstellen, um am Ende mit nach Tokio zu dürfen.
„Man muss sich clever anstellen, um am Ende mit nach Tokio zu dürfen.“
Denise Krebs, Mittelstreckenläuferin
Du hast dich 2018 bei den Europameisterschaften in Berlin schwer verletzt. Hast du dich vollständig erholt?
Leider nicht. Ich habe mir beim Sturz in Berlin ein Ödem im Sprunggelenk zugezogen. Außerdem ist mir ein Stück Knochen am Sprunggelenk abgebrochen. Eigentlich steht hier noch eine Operation aus. Die Prognose der Spezialisten war aber, dass ich dann neun Monate nicht trainieren kann und danach das Sprunggelenk auch nur bis zu 70 Prozent wiederhergestellt sein würde. Das hätte mein aus für Tokio bedeutet.
Als ich im Januar 2019 keine Schmerzen hatte habe ich beschlossen, mich nicht operieren zu lassen. Das war keine leichte Entscheidung. Sogar der Chefarzt des DOSB hat mich damals gefragt, ob ich es nicht einfach lassen will. Das war sehr desillusionierend. Aber ich wollte nicht ein Jahr vor Olympia aufgeben. Da ist der Traum einmal dabei zu sein einfach zu groß.
„Aber ich wollte nicht ein Jahr vor Olympia aufgeben. Da ist der Traum einmal dabei zu sein einfach zu groß.“
Denise Krebs, Mittelstreckenläuferin
Bisher war das die Entscheidung gegen die OP auch die richtige. Klar ist aber auch, dass mein Sprunggelenk eine tickende Zeitbombe ist und dass der Tag X kommen wird, an dem es nicht mehr weiter geht.