Das Laufband ist vielleicht das am meisten missverstandene Fitnessgerät – und das meist unterschätzte. Denn das Laufband ist mehr als ein Lückenbüßer für Schlechtwetter-Läufer*innen, es hat bei allen Nachteilen auch überzeugende Vorzüge. Wenn man es richtig macht, kann das Heimtraining auf dem Laufband äußerst sinnvoll sein. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten für euch zusammengetragen.
Laufband – das sagt der Geräte-Experte
Ralf Gier, Vertrieb und Marketing Mitarbeiter Cardiofitness, erklärt euch die wichtigsten Dinge über das Laufband.
Was ist ein Laufband?
Laufband – klar ein Band, das läuft. Richtig, hier bewegt sich der Boden unter den Füßen, und wir müssen mithalten. Die Geschwindigkeit sowie die Steigung können bei allen modernen Laufbändern elektronisch geregelt werden. Neuere Modelle ermitteln sogar Schrittlänge und Schrittfrequenz.
Wie geht’s?
Drauf stellen, Start drücken, loslaufen. An sich war es das schon. Wichtig ist noch, den Safety-Key am Hosenbund zu befestigen und das Tempo langsam zu steigern. Der Safety-Key löst sich aus dem Display, wenn man stürzt – und so schaltet sich das Gerät aus.
Den Notfallschlüssel immer benutzen, auch wenn man meint, alles unter Kontrolle zu haben. Die Geschwindigkeit langsam steigern, da es ungewohnt ist, dass sich der Untergrund bewegt. An diese neuen koordinativen Anforderungenmuss man sich erst einmal gewöhnen.
Der Blick sollte möglichst geradeaus und nicht unten auf die Füße gerichtet sein.
Welche Vorteile hat das Laufband-Training?
Das Training auf dem Laufband bietet viele Vorteile. Es ist perfektes Ausgleichs- und Zusatztraining für Läufer und andere Sportler. Ist das Laufen draußen aufgrund der Wetter- oder Klimabedingungen nicht möglich, freut man sich aufs Laufen auf dem Laufband.
Gerade bei Eis und Schnee, Sturm oder übermäßiger Hitze, ist das Laufband-Training eine super Alternative, möglichst verletzungs- und gefahrenfrei zu laufen. Zudem ist es gelenkschonender als Laufen auf Asphalt, und man hat die Möglichkeit, das Lauf-Tempo genau festzulegen und gleichmäßig zu laufen.
Für wen ist das Laufband geeignet?
Läufer kokettieren immer damit, selbst bei miesesten Wetter draußen laufen zu gehen – mit Recht. Draußen in der Natur zu laufen ist tatsächlich schön. Dennoch kann das Laufband gerade für Menschen mit Einschränkungen eine sehr gute Bewegungsmöglichkeit bieten.
Ansonsten kommen vor allem Lauf-Ästheten und Technik-Freaks auf ihre Kosten. Lauf-Ästheten deshalb, weil man auf dem Laufband an seinem Laufstil arbeiten kann.
Technik-Fans lieben die vielen Möglichkeiten, ihre Trainingsdaten zu erfassen, verschiedene Trainingsprogramme auszuprobieren und … ja man kann auch beim Laufen super Fernsehen oder anders als im Straßenverkehr gefahrenlos Musik hören.
Was muss ich beim Kauf beachten?
Das wichtigste beim Laufband ist die Dämpfung. Hier gibt es leider nur selten vergleichbare Angaben zu. Die Elastomere (Gummipuffer unter dem Laufbrett), das Laufbrett und die Laufmatte sind hier die wichtigsten Kriterien.
Ein stabiler Rahmenbau dämmt die Geräuschkulisse und sorgt dafür, dass das Display nur geringfügig mitschwingt. Motorstärke und Lauffläche sollten dem*der Nutzer*in und seinen Laufgewohnheiten angepasst sein.
Pauschalangaben wie “Muss mindestens 2 PS haben” oder “Muss 150 cm lang sein”, sind schlicht falsch. Es gilt: Je größer man ist und je schneller man laufen will, desto länger und breiter sollte die Lauffläche sein.
Die Motorstärke richtig sich ganz klar nach dem Nutzergewicht und angestrebten Laufgeschwindigkeiten. Wichtig ist, dass die Lauffläche in Bezug auf das gesamte Gerät relativ groß ist. Leichte Handhabe, viele Programme.
Was sind die Nachteile?
Laufbänder sind im Vergleich zu anderen Fitnessgeräten relativ laut und groß. Zudem ist das Verletzungsrisiko höher als bei Fitnessgeräten mit einer geführten Bewegung wie einem Crosstrainer oder Ergometer.
Was ist besonders?
Ein Laufband bietet die natürlichste aller Bewegungen. Jeder kann es nutzen und das jederzeit. Durch die freie Bewegung schult das Laufen auch die Koordination. Die freie Bewegung ist aus Trainingssicht ein absoluter Vorteil, kann aber auch zu Verletzungen führen.
Doch der Untergrund ist aber immer eben und gut gedämpft, was das Verletzungsrisiko gegenüber dem Outdoor-Training deutlich mindert. Eine gute Dämpfung schont die Gelenke und erlaubt so mehr Training.
Auch das Training mit Steigung mindert die Belastung auf die Gelenke. Ein Laufband kann zu jeder Tageszeit und bei jeden Wetterverhältnissen genutzt werden.
Angeberfaktor in Schulnoten?
Wer ein klappriges Laufband von 1990 in seiner Wäschekammer rumstehen hat, wird wenig Eindruck bei seinen Besuchern schinden, die neueren, besseren Modelle sind wirklich absolute Hingucker und werten mit ihrem Design jedes Zimmer auf.
Mit der Datenübertragung können dann auch alle Trainingserfolge aus dem Wohnzimmer in die Welt transportiert werden.
Meine Modell-Empfehlung
TechnoGym MyRun. Hat ein tolles, schnörkeloses Design und coole Programme wie “Meine Laufstil-Analyse” , “Meine Lauf-Musik” und “Meine eigene Lauf-App” für ein abwechslungsreiches Training. Über eingebaute Sensoren kann die Schrittlänge und Schrittfrequenz ermittelt werden. In der MyRun App wird dann gezeigt, wie man seinen Laufstil verbessern kann.
Die Grund-Bedienung ist super leicht, da das Gerät nur wenige Knöpfe hat. Weitere Funktionen steuert man über die MyRun-App.
Beim Laufen mit Musik erkennt das MyRun-Laufband den Rhythmus und passt die Geschwindigkeit an. Die MyRun-App bietet weitere tolle Trainingsprogramme und trackt das Training. Die Trainingserfolge kann man selbstverständlich allen Freunden über Facebook & Co. unter die Nase reiben.
Das Gerät ist allerdings mit 2.950 Euro nicht ganz günstig, lohnt sich aber!
Laufen auf dem Laufband – das sagt der Arzt
Fernando Dimeo ist Sportarzt am Zentrum für Sportmedizin in Berlin. Wir haben ihn zu den Vorzügen des Laufbandlaufens befragt. Außerdem erklärt er uns, warum Steigungsläufe auf dem Gerät effizienter sind als am echten Berg.
Wo liegt der Unterschied zum normalen Laufen?
Beim Laufen auf dem Laufband hast du keinen Gegenwind. Das heißt, man schwitzt schneller. Meiner persönlichen Erfahrnug nach sollte der Raum nicht wärmer als fünf Grad sein. Im Winter reiße ich alle Fenster auf, im Sommer laufe ich mit Ventilator. Um den fehlenden Gegenwind auszugleichen, kann man eine Steigung von 1,5 Prozent einstellen.
Was bringt es dem*der Läufer*in?
Größter Vorteil ist, dass man ein Hügeltraining simulieren kann, ohne bergab laufen zu müssen. In der Natur muss man den Berg, den man rauf läuft auch wieder runter. Das Bergablaufen vergrößert die Anstrengung, das Training ist dadurch aber nicht unbedingt wirksamer.
Auf dem Laufband verbrauche ich bei einer geringeren orthopädischen Belastung der Körperstrukturen mehr Energie. Gerade Steigungsläufe sind ideal, wenn ich abnehmen möchte, ich aber aufgrund meines hohen Gewichts beispielsweise noch nicht wirklich laufen darf.
Was muss ich beachten?
Wer lange genug auf em Laufband läuft, trainiert seinen Laufstil. Das ist weder nachteilig noch vorteilhaft, sondern abhängig von individuellen Faktoren. Fakt ist: Auf dem Laufband läuft man eher auf dem Vorderfuß. Für Menschen, die die Ferse zuerst aufsetzen, könnte es von Vorteil sein.
Laufen auf dem Laufband – das sagt die Fitnesstrainerin
Alex Proehl, Personal Coach, Fitness-, Lauf- und Gesundheitstrainerin, gibt euch wichtige, motivierende und vor allem praktische Tipps und Hinweise für das Training auf dem Laufband.
Welche Funktionen sind wichtig fürs Training?
Ich gebe den Fitnessgeräten gerne Namen. Das Laufband nenne ich mal die “Flotte Liese”. Die Flotte Liese sollte verschiedene Geschwindigkeitszonen haben ? bis 20 km/h wäre schon cool.
Wichtig finde ich, dass es einen Notausknopf gibt, damit keine Missgeschicke passieren. Bei den meisten Laufbändern kann man die Steigung einstellen, also darauf achten, ob man das braucht oder lieber der Flachlandindianer ist.
Schick ist es wenn das Laufband ein paar Laufprogramme im Angebot hat, dann kann man die Verantwortung fürs Training auch mal ans Laufband abgeben und es dann beschimpfen, wenn es zu anstrengend ist.
Nun ja viel mehr braucht man erst mal nicht.
Manch eine Flotte Lise hat auch einen eingebauten Ventilator. Bei dem ist darauf zu achten, dass er sich in der Höhe verstellen lässt, da wir ja nicht alle gleich groß gewachsen sind. Und bringen tut der Ventilator auch nur was, wenn er so richtig auf dicke Hose machen kann und nicht nur für ein laues Lüftchen sorgt, sondern in der Lage ist, eine ordentliche Windhose rauszulassen.
Ein Getränkehalter sollte auch dabei sein. Was vielleicht auch noch wichtig ist: Wie laut ist die liebe Liese? Nicht das dir dann gefühlt ein Flugzeug durchs Wohnzimmer fliegt.
Was muss ich weiter beachten?
Beachte beim Kauf deines Gerätes, wie viel Platz dir zur Verfügung steht und wie lange deine Schrittlänge ist. Das wird dir bei der Größenangabe des Gerätes weiter helfen. Bitte gebe der Flotten Liese auch ein schönen Platz in deiner Wohnung. Im Keller oder in der Garage fühlt sich doch keiner auf Dauer zu Hause.
Wenn du Platz in der Wohnung hast, sollte es auch möglich sein, das Zimmer zu kühlen, denn auf dem Laufband wird dir recht warm bis heiß ums Herz. Ein schöner Ausblick ins Grüne kann helfen, dass man sich beim Indoor-Training auch ein bisschen wie draußen fühlt. Wenn das alles nicht hilft, lass dich vom Fernseher ablenken. Das hilft quasi immer.
Wie soll ich am Anfang trainieren?
Nun ja Beginner sollten es laaaangsam angehen. Wenn man auf seinem Gerät zwei Geschwindigkeitszonen angeben kann, ist es praktisch, dazwischen immer hin und her zu wechseln. Zu Beginn vielleicht zwischen 5 und 6 km/h.
Und dann gilt es erst ein mal wieder, den Schweinehund zu überlisten, indem ich vier Wochen lang idealerweise jeden Tag 30 Minuten auf der Flotten Liese laufe. Wenn ich das erfolgreich geschafft habe, kann ich anfangen, in einer höheren Geschwindigkeit zu laufen und wenn das Lieschen hergibt, die Steigung zu verändern.
Typische Fehler?
Einfach zu schnell loslaufen und zu ehrgeizige Ziele haben. Das kann dazu führen, dass man zu schnell zu viel Zeit auf der Liese verbringt und dann Probleme mit dem Knie, der Wade oder sonstigen Körperteilen bekommt. Hier gilt: Lieber langsamer angehen, als zu schnell zu viel machen. Das führt fast immer zu Überlastungen und dann zu einem Sportverbot. Damit ist keinem geholfen.
Auch richtiges Schuhwerk sollte dazu gehören.
Ist Laufbandlaufen nicht langeweilig?
Ein Waldlauf ist natürlich so viel angenehmer als ein Zimmerlauf: Der Geruch der Bäume, das Rauschen der Blätter, die sanfte Brise ? das alles lässt sich aber virtuell gut simulieren, wenn es zu frostig wird: mit Duftbäumen, Ventilator und einer TV-Doku von National Geographic.
Mithilfe des Laufbands kann man verschiedene Szenarien durchspielen. Will man für einen Sommerlauf trainieren, heizt man den Raum ordentlich auf. Intervalle oder gleichmäßig lang und langsame Läufe lassen sich prima auf dem Laufband absolvieren.
- Es gibt verschieden Apps fürs iPad, wie zum Beispiel RunSocial. Da kann man verschiedene Laufstrecken mit einem eigen kreierten Avatar nachlaufen, oder sogar mit Freunden virtuell laufen.
- Musik oder Hörbücher sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt.
- Eine kühle Brise ist auch hilfreich (Fenster auf!).
- Wasser und ein Handtuch für die Schweißtropfen kann auch nicht schaden.
- Der gute alte Fernseher mit Netflix und den Lieblingsfilmen oder Serien die man schon immer schauen wollte, steigern die Motivation.
Der österreichische Extremläufer Rainer Predl hält im Übrigen den Weltrekord im Laufbandlaufen. Er lief sieben Tage am Stück (mit wenig Schlaf) auf dem Laufband und legte 852,46 Kilometer zurück. Auf die Frage, was denn noch langweiliger sei als Laufbandlaufen antwortete er: “Nicht auf dem Laufband zu laufen” dann würde man rumstehen. So ist man immer unterwegs.” Kluger Mann.
Wo soll ich das Laufband hinstellen?
Wenn man einen Garten hat und handwerklich begabt ist, fände ich es angebracht, das Laufband mitten auf dem Rasen zu platzieren und ein Dach drüber zu bauen. Ich habe aber leider weder Garten noch bin handwerklich begabt. Der Balkon ist zu klein. Also: Ganz klar Wohnzimmer, wenn es teurer war als der Gebrauchtwagen. Wäschekammer, wenn es vom Discounter ist.
Unser Tipp: Darauf achten, dass es immer am Strom angeschlossen ist, sonst wirkt es unglaubwürdig. Unbedingt Fenster- und Fernsehnähe.