Erfrierungen und Verbrennungen entstehen schneller und häufiger, als oft angenommen wird. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass Laufblasen zu den Verbrennungen gehören. Hier eine Sammlung von zehn interessanten Fragen (und Antworten) rund um die Themen Verbrennungen und Erfrierungen.
1. Was sind Verbrennungen?
Von Verbrennungen spricht man, wenn Temperaturen von mehr als 45 Grad auf die Haut einwirken. Ursachen können heiße Flüssigkeiten, Dämpfe oder Gase, Flammeneinwirkung, Sonneneinstrahlung, elektrischer Strom oder Reibung sein. Zu unterscheiden sind vier Verbrennungsgrade:
- Grad 1: Rötung der Haut, leichte Schwellung, die Oberhaut (Epidermis) ist betroffen. Heilt vollständig aus, keine Narbenbildung. Zu dieser Kategorie gehören die meisten Sonnenbrände.
- Grad 2: Bildung von Brandblasen, rot-weißer Untergrund, Oberhaut und Lederhaut (Dermis) sind betroffen, Differenzierung in 2a: vollständige Heilung, die schmerzhaften Laufblasen sind hier einzuordnen, und 2b: Narbenbildung bei tieferer Verletzung der Lederhaut.
- Grad 3: Schwarz-weiße Blasen, Zellen sterben ab, geringe bis keine Schmerzen durch die Zerstörung der Nervenenden, reicht bis in die Unterhaut (Subkutis).
- Grad 4: Wird auch unschön als “Verkohlung” bezeichnet, schädigt Muskeln, Sehnen oder Knochen irreversibel.
2. Warum schmerzen Verbrennungen so stark?
Schmerzen werden individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen. Es scheint jedoch, dass Schnittwunden wie zum Beispiel beim Zwiebelschneiden von vielen oft erst bemerkt werden, wenn die Zwiebeln schon in der Pfanne sind.
Bei Verbrennungen dagegen springt man vor Schmerzen augenblicklich im Dreieck. Der Hautarzt Dr. Andreas Degenhardt aus Bremen bestätigt diese Beobachtung, denn: “Bei Verbrennungen ersten oder zweiten Grades bleiben die Nerven und Rezeptoren meist weitestgehend erhalten, und davon gibt es in der Lederhaut besonders viele.
Es gilt allerdings: Je tiefer die Verbrennung, umso geringer der Schmerz. Bei Schnittwunden wird dagegen verhältnismäßig wenig Gewebe auf kleinerer Oberfläche zerstört, daher der Unterschied im Schmerzempfinden.”
3. Was sollte man bei Verbrennungen zuerst tun?
Der Volksmund sagt: “Wasser drauf!” Das macht jedoch nur bei schnellem Handeln Sinn und sollte sich auf die verbrannte Körperstelle begrenzen. Am besten benutzt man Wasser, das ungefähr Raumtemperatur hat, auf keinen Fall Eiswasser.
Zudem gilt laut dem Deutschen Rotem Kreuz die Faustregel: Sind die verbrannten Stellen großflächiger als die Handfläche der Betroffenen, sollten sie nicht gekühlt werden, da ansonsten die Gefahr einer Unterkühlung des gesamten Körpers besteht.
In diesem Fall ist nichts weiter zu unternehmen, als den Betroffenen zu wärmen, die verbrannten Stellen keimfrei und locker zu bedecken und den Notruf beziehungsweise den Arzt oder die Ärztin zu rufen.
4. Womit kann man Verbrennungen behandeln?
Vorweg: Es geht an dieser Stelle um Verbrennungen maximal zweiten Grades. Alles andere sollte man Ärzt*innen überlassen! Neben Brandsalben aus der Apotheke sind kühlende Gele, Lotionen oder Umschläge hilfreich, gute Erfahrungen wurden zudem mit reinem Aloe Vera Gel gemacht.
Es hilft gegen den Schmerz und versorgt die Haut mit Flüssigkeit. Brandblasen (wie auch Laufblasen) sollte man übrigens nicht öffnen, da die Haut der Blase wie ein steriles Pflaster wirkt. Größere Blasen müssen in einzelnen Fällen allerdings behandelt werden, aber bitte nur in der Arztpraxis.
5. Wie gefährlich ist die Sonne für den Körper?
Für viele Menschen ist das Sonnenbad im Sommer unverzichtbar, jedoch sollte man sich über die Gefahren im Klaren sein. In überhöhtem Maß kann die UV-Strahlung aber Sonnenbrand – bis zur Verbrennung zweiten Grades – verursachen, im schlimmsten Fall Hautkrebs. Grob gesagt gilt: Zehn bis 20 Minuten ungeschützt in praller Mittagssonne kann, abhängig vom Hauttyp, bereits ausreichend für einen Sonnenbrand sein.
Natürlich braucht der Körper Sonnenlicht. Neben den stimmungsaufhellenden Effekten durch die Freisetzung verschiedener Hormone ist sie für die Produktion des wichtigen D-Vitamins im Körper unerlässlich. Schon ein kurzer Spaziergang (zehn bis 20 Minuten) reicht aus, um für ausreichend Vitamin D im Körper zu sorgen.
6. Welche Sonnen-Hauttypen gibt es?
Ob und wie schnell man einen Sonnenbrand bekommt, hängt vom Hauttyp ab. Insgesamt unterscheidet man sechs Hauttypen, wovon die folgenden vier in unseren Breitengraden am häufigsten vorkommen:
- Typ 1: Sehr helle, nicht bräunende Haut, helle Augen, rotblondes Haar, Sommersprossen, Sonnenbrandgefahr bei ungeschützter Haut bereits nach zehn Minuten.
- Typ 2: Helle, empfindliche Haut, helle Augen, helles Haar, langsame Bräunung, Sonnenbrandgefahr bei ungeschützter Haut nach circa 20 Minuten.
- Typ 3 (dazu gehören rundk drei Viertel der Menschen in Deutschland): Mittelhelle Haut, helle oder dunkle Augen, braunes Haar, einfache und langsame Bräunung, Sonnenbrandgefahr bei ungeschützter Haut nach ungefähr 30 Minuten.
- Typ 4: Bräunliche, kaum empfindliche Haut, dunkle Augen, dunkelbraunes bis schwarzes Haar, schnelle, tiefe Bräunung, Sonnenbrandgefahr bei ungeschützter Haut nach ungefähr 45 Minuten.
Eckart Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention in Hamburg weist darauf hin, dass die Einteilung der Hauttypen lediglich als Richtwert zu verstehen ist. Welchen Hauttyp genau man hat, wie viel Sonne dieser verträgt beziehungsweise benötigt und wie man sich gut schützt, sollten Hausärzt*innen entscheiden.
7. Was tun bei Sonnenbrand?
Zuallererst mal raus aus der Sonne. Dann zeitnah, kurz und nicht zu stark kühlen und unbedingt den Verlauf beachten – ein Sonnenstich ist immer möglich und nicht ungefährlich. Er kündigt sich durch Kopfschmerz, Schwindel und Übelkeit an.
Bei der anschließenden Behandlung des Sonnenbrands haben sich verschiedene Hausmittel bewährt. Dr. Degenhardt empfiehlt hierfür kühlende Umschläge mit Quark – zur Not auch Joghurt oder Kefir – oder schwarzen, abgekühlten Tee, ebenso Gurkenauflagen und Aloe Vera Gel. Wichtig ist, sämtliche Rückstände nach der Eigenbehandlung komplett und sanft wieder zu entfernen.
8. Wie entstehen Laufblasen?
Laufblasen gehören tatsächlich zu den Verbrennungen. Blasen im Allgemeinen sind Hautveränderungen, bei denen sich aufgrund einer Hautreizung Flüssigkeit ansammelt und den Hautbereich nach außen wölbt.
Hervorgerufen werden sie bei Läufer*innen durch hitzeerzeugende Reibung, die zu Verbrennungen zweiten Grades führt. Ursache können neue Schuhe oder das Laufen mit nassen Schuhen oder Socken sein.
Den teuren Laufschuh also nicht gleich aus dem Fenster werfen, sondern vorsichtig einlaufen. Zur Behandlung gibt es spezielle Blasenpflaster in der Apotheke. Wenn’s doch zu sehr schmerzt, hilft leider nur die Trainingspause.
9. Was sind Erfrierungen?
Die Symptome von Erfrierungen ähneln denen von Verbrennungen, werden in vier unterschiedlichen Schweregraden beschrieben und treten meist an den äußeren Gliedmaßen auf.
Bei der Erfrierung ersten Grades verfärbt sich die Haut gelb-gräulich und wird hart. Rötung und Schmerzen beim Wiedererwärmen. Im zweiten Grad ist auch die zweite Hautschicht betroffen, es kommt zur Blasenbildung innerhalb von 24 Stunden, Folgeschäden sind nicht zu erwarten.
Bei den Erfrierungsgraden drei und vier sieht es anders aus. Sie verfärben die Haut blau bis schwarz, reichen bis in tiefere Hautschichten hinein und zerstören das Gewebe nachhaltig. In diesen Fällen muss unbedingt eine Arztpraxis aufgesucht werden.
10. Wie entstehen Erfrierungen?
“Für Laien sind Erfrierungen oft schwer erkennbar, da die Sensibilität in den betroffenen Regionen durch die Kälte eingeschränkt ist”, so Dr. Degenhardt. “Bei Erfrierungen schützt der Körper seinen inneren Kern, indem er Blut aus den Gliedmaßen abzieht. Ab einer Temperatur von etwa zehn Grad unter null sind Erfrierungen möglich. Da das Auskühlen des Körpers jedoch von unterschiedlichen Faktoren abhängt, kann es bei Wind, nasser Kleidung und schweißtreibender Bewegung auch früher losgehen.”
Übrigens: Es fühlt sich vielleicht so an, als würde einem warm vom Schnaps, tatsächlich entzieht Alkohol aber dem Körper Wärme, da er die Gefäße erweitert.
Zur Person: Dr. med. Andreas Degenhardt ist Facharzt für Hautkrankheiten und Spezialist für Allergologie und Phlebologie in Bremen. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind Medizinisch-Dermatologische Kosmetologie und Berufsdermatologie (DDA). Er ist Mitglied bei zahlreichen medizinischen Verbänden, unter anderem dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen und der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Dermatologie.