Vegane Ernährung ist für viele Menschen ein rotes Tuch. Auch bei unserem Redakteur Gino war es ein Prozess, offen für veganes Essen zu sein und nicht grundsätzlich zu behaupten, dass vegane Speisen furchtbar fad und geschmacklos wären.
Auch das Vorurteil, dass vegane Ernährung keine sportlichen Höchstleistungen zulassen würde, hält sich hartnäckig in den Köpfen vieler Fleischliebhaber*innen.
In diesem Artikel räumen wir mit fünf Mythen rund um vegane Ernährung und Sport auf.
1. Intensives Lauftraining ist als Veganer*in nicht möglich
Dass Ausdauersportler*innen kein Fleisch benötigen, hat spätestens Ultramarathon-Legende Scott Jurek unter Beweis gestellt, der unter anderem 1999-2005 den Western States 100 Mile Endurance Run, den Spartathlon (2006, 2007, 2008) und viele weitere bedeutende Ultramarathons gewonnen hat. Auch vegane Bodybuilder wie Robert Cheeke oder Leon Gabbidon beweisen, dass sich ein athletischer Körper, Profisport und vegane Ernährung nicht ausschließen.
Auch der nicht unumstrittene Film Gamechangers zeigt, dass Höchstleistungen im Profisport und vegane Ernährung wunderbar zusammenpassen können.
Nicht unumstritten ist der Film unter anderem deswegen, weil er das Thema Veganismus und Sport aus einer relativ einseitigen, vegan-positiven Perspektive darstellt. Der Film lässt teilweise das große Ganze vermissen und pickt sich immer nur die Sportler*innen heraus, die die Thesen des Films unterstützen. Weniger unterhaltsam und interessant macht dieser Umstand diese Dokumentation jedoch nicht.
2. Veganer*innen leiden an Mangelerscheinungen
Wichtig ist vor allem eines: Der Nährstoffmix muss stimmen, damit der Organismus gesund und leistungsfähig bleibt. Das gilt aber nicht nur für vegane Ernährung, sondern grundsätzlich. Kohlenhydrate und Eiweiß können auch fleischlos ausreichend gegessen werden.
Veganer*innen sollten wert darauf legen, genug potenzielle Mineralstoffe zu sich zu nehmen, wie etwa Kalzium (zum Beispiel in Brokkoli, Nüssen, Samen und Trockenfeigen enthalten). Zudem sollten Veganer*innen darauf achten, genug Vitamin B12 in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich zu nehmen. Denn Vitamin B12 kommt nur in tierischen Lebensmitteln in ausreichend großen Mengen vor.
Auch auf eine ausreichende Zufuhr von Zink – das vermehrt in Nüssen, Samen, Weizen, Roggen, Vollkornprodukten, Haferflocken, Amarant und Quinoa enthalten ist – sollte geachtet werden. Wird auf diese Dinge geachtet, gibt’s auch keine Mangelerscheinungen.
3. Vegane Ernährung ist generell gesünder
Diese Aussage ist so pauschal nicht korrekt. Wer sich vegan, aber zum Beispiel vorwiegend von Weizenmehlprodukten wie Pizza, Oreo-Keksen oder Pommes mit Ketchup ernährt, nimmt zu wenige Vitamine und Ballaststoffe auf und tut seinem Körper keinen Gefallen. Das gilt aber für alle Ernährungsformen.
Am ungesündesten – weil tödlich – ist übrigens die Lichtnahrung. Anhänger*innen dieser “Ernährungsform” gehen davon aus, sich nur von Sonnenlicht ernähren zu können – ohne feste Nahrung, ohne Wasser. Was klingt wie ein schlechter Scherz, sorgte tatsächlich schon für Trauer und Tod, wie diese interessante Dokumentation von STRG_F belegt.
4. Salat ist jederzeit das richtige Essen für Sportler*innen
Jein, Sportler*innen sollten spät abends keinen Salat, vor allem keinen Blattsalat, essen. Sonst bleibt ein Teil unverdaut oder halb verdaut im Darm bis zum nächsten Morgen. Das führt zu Gärungen und bildet Fuselalkohole, die die Leber belasten. Dann doch lieber einen milden Riesling.
Wer jetzt trotzdem Lust auf einen leckeren Salat verspürt, dem legen wir unseren Quinoa-Powersalat mit Sprossen ans Herz. Schmeckt super! Aber denkt daran – Gönnt euch den leckeren Spaß am besten tagsüber.
5. Rohkost ist uneingeschränkt zu empfehlen
Es soll Sportler*innen geben, die nur von roher Kost leben, sich Eiweißdrinks aus Algen, Gräsern und Karotten mixen. Doch Rohköstler*innen leben unter Umständen gefährlich, denn die rohe Kost enthält Pilze, Parasiten und andere Gifte, die beim Kochen abgetötet werden. Zudem gibt es Menschen, die Rohkost generell schlecht vertragen und dann mit Bauchschmerzen, Durchfall und anderen unappetitlichen Problemen zu kämpfen haben.
Vertragt ihr Rohkost nicht gut, möchtet den Nährstoffgehalt der Lebensmittel aber möglichst bewahren, ist Dünsten eine super Sache. So bleiben die Inhaltsstoffe – anders als beim richtigen Kochen – weitestgehend erhalten. Wenn ihr mögt, zaubert ihr aus dem Garwasser eine leckere Suppe – so gehen euch noch weniger Nährstoffe verloren.
Wie so oft ist also auch beim Thema Rohkost der gesunde Mittelweg am empfehlenswertesten. Soll heißen: Esst gerne Rohkost, aber achtet auch darauf, genügend Eiweiß und Fette zu euch zu nehmen.
Eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung ist der Schlüssel für einen fitten Körper – das geht auch wunderbar vegan, wenn ihr es richtig anstellt.