Fasten ist wie Frühjahresputz für den Körper. Man muss noch nicht einmal religiös dafür sein. Wie man richtig fastet und was Fasten alles bewirken kann, folgt hier im kleinen Lexikon “Fasten von A-Z”.
Ausnahmen: Gibt es leider keine. Während des Fastens gewöhnt sich der Körper daran, keine Nahrung zu bekommen und greift Reserven an. Wer auch nur einen Apfel ist, beendet sein Fasten-Programm. Der Körper schaltet sofort um. Der gewünschte Effekt ist futsch.
Bewegung: Ist während des Fastens wichtig. Fasten schadet dem Körper oder dem Herzen bei Gesunden nicht. Teilnehmer*innen einer Studie an der Charité in Berlin absolvierten während ihrer 21-tägigen Fastenkur ein moderates körperliches Training. Zu Beginn und am Ende wurden die Ausdauer und Leistungsfähigkeit des Herzens untersucht. Diese war zum Schluss um 20 Prozent gestiegen.
Cholesterinspiegel: Beim Fasten steigt der Cholesterinspiegel. Das beobachteten Mediziner*innen vom Intermountain Medical Center in Utah bei 200 Patient*innen, die in 24 Stunden nur Wasser zu sich nahmen. Der Grund: “Fasten erzeugt Hunger und Stress. Der Körper setzt in Folge mehr Cholesterin frei und erlaubt diesem, Fett statt Zucker als Energiequelle zu beziehen”, erklärt Studienleiter Benjamin Horne.
Darmentleerung: Ist zu Beginn des Fastens sinnvoll. Der Körper weiß dann, dass er auf Ernährung von innen umschalten muss und das Hungergefühl verschwindet. Mit Salzen oder Zitrone und Sauerkrautsaft klappt die Darmentleerung gut.
Entschlacken: Modewort, das aus der Industrie stammt. Schlacke ist ein Schmelzrückstand bei der Metallproduktion. Beim Fasten beschreibt Entschlacken, dass der Körper von Überflüssigem beziehungsweise Schädlichem befreit werden soll. Nutzen ungewiss.
Männer fasten leichter als Frauen
Frauen haben es beim Fasten schwerer als Männer. Wissenschaftler*innen vom Brookhaven National Laboratory in New York ließen ihre Versuchsteilnehmer*innen 17 Stunden lang fasten und untersuchten anschließend ihre Hirnaktivität. Während Männer den Gedanken ans Essen verdrängen konnten, bekamen Frauen ihre Lieblingsspeise nicht aus dem Kopf.
Gute Laune: Laut einer Studie an der Universität Göttingen steigt während des Fastens das Gute-Laune-Hormon Serotonin im Körper an. Das Stresshormon Cortisol dagegen sinkt.
Heilfasten: Spirituell oder religiös motiviertes Fasten. Dient dem Ziel, den Körper von Schadstoffen zu reinigen. Fasten steht allgemein für den Verzicht auf bestimmte Genussmittel. Im Gegensatz dazu ist Heilfasten eine strenge Fastenkur. Erlaubt sind nur Tee und Wasser.
Intelligenz: “Gehirndoping” nennt Hans Detlef Wassmann von der Universität Münster das Fasten. Der zeitweise Verzicht auf kalorienhaltige Nahrung oder ungesunde Ernährung ist gut für das Gehirn. Der Grund: Hirngefäße bleiben elastisch und sorgen für eine bessere Hirndurchblutung.
Jetlag: Wer unter Jetlag leidet, soll fasten, sagt ein Forschungsteam der Harvard University. Bislang wurde angenommen, dass Licht für die Beschwerden ausschlaggebend ist. Das Team fand heraus, dass es neben der Hell-Dunkel-Uhr im Körper auch eine innere Nahrungsaufnahme-Uhr gibt. Schlafforscher Jürgen Zulley von der Universität Regensburg rät: Die Essenszeiten verschieben und beispielsweise das Essen im Flugzeug auslassen.
Krankheiten: Wenn wir krank sind, fasten wir. Wir haben keinen Appetit, trinken Tee und essen Zwieback. Der Körper braucht all seine Energie, um den Infekt loszuwerden, da kann er sich keine lästige Verdauungsarbeit aufhalsen. Beim Fasten funktioniert das genauso.
Lebenserwartung: Richard Weindruch von der Wisconsin-Universität fand in einem Versuch mit Affen heraus, dass weniger Essen zu längerer Lebensdauer führt. Alle Affen bekamen gesunde Nahrung, mit wenig Fett, viel Eiweiß und Vitaminen.
Eine Gruppe bekam jeden Tag eine begrenzte Menge an Futter, die Kontrollgruppe durfte so viel essen, wie sie wollte. Nach 20 Jahren zeigte sich, dass von der Kontrollgruppe jeder zweite Affe gestorben war, aus der Diätgruppe nur jeder fünfte.
Migräne: Bei Migräne kann Fasten helfen. Natürlich nicht immer. Wenn die Halswirbelsäule schief ist, bringt auch Fasten nichts. Sollten die Beschwerden aber vor allem nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel auftauchen, liegt die Ursache vermutlich im Darm.
Hier kann Fasten helfen. Denn durch den zeitweiligen Verzicht auf Nahrung wird der Darm gereinigt und kann in Zukunft die problematischen Lebensmittel besser verarbeiten.
Fasten heißt nicht automatisch Null-Diät
Null-Diät: Fasten heißt nicht automatisch “Null-Diät”. Wem strenges Fasten zu anstrengend ist, die*der kann auf die Kur von Dr. Otto Buchinger zurückgreifen. In seiner Variante dürfen Fastende zusätzlich zu Tee und Wasser auch Gemüse- und Obstsäfte konsumieren.
Dabei nimmt man jeden Tag etwa 200 bis 300 Kilokalorien zu sich. Den meisten fällt das leichter als eine strenge Fastenkur.
Ostern: Ostersonntag ist der Tag, an dem das Leiden endlich ein Ende hat. Bei den Katholik*innen beginnt die Fastenzeit am Aschermittwoch und endet am Ostersonntag, wenn die Auferstehung Jesus gefeiert wird. 40 Tage lang muss man durchhalten.
Prahlad Jani: Der indische Yogi Prahlad Jani aus Indien soll angeblich seit über 70 Jahren nichts mehr gegessen und getrunken haben. Seine Kraft schöpfe er aus göttlicher Energie, sagt er selbst. Für einige Ärzte und Ärztinnen ist der Mann ein Wunder, für andere ein Dorfscharlatan.
“Quatsch” sagen die einen, “sinnvoll” die anderen. Das Fasten ist umstritten. Ob und in welcher Form man fastet, ob man vollständig auf Nahrung verzichtet oder eben nur die Schokolade weglässt, bleibt jeder*m selbst überlassen.
Ramadan: Ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. In diesem Monat, so steht es im Koran, dürfen Muslim*innen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang weder essen noch trinken. Der Abschluss des Ramadan bildet das Fest des Fastenbrechens. An diesem Tag beschenken sich Freund*innen und Verwandte mit Süßigkeiten.
Schlaf: Wer schläft, fastet automatisch. Das funktioniert ähnlich, wie wenn wir krank sind. Da der Körper in dieser Zeit keine Nahrung verarbeiten muss, kann er sich anderen schönen Dingen wie Atmung, Stoffwechsel und Kreislauf widmen. Die dafür benötigte Energie holt er sich aus den Fettpolstern. Und: Schlafen stärkt die Muskeln.
Tumor: Fasten bekämpft Tumore. Der Bio-Gerontologe und Zellforscher Professor Dr. Valter D. Longo von der Universität South California fand heraus, dass die Kombination aus Chemotherapie und Fasten wirksamer sei als die Chemotherapie allein.
Kurzzeitige Fasten-Perioden sollen das Wachsen bösartiger Tumore verringern und die Wirkung der Chemotherapie verbessern. Der Grund: Durch den Verzicht auf Nahrung würden die Krebszellen “verwirrt” werden und sich nicht so schnell ausbreiten können.
Fasten, Laufen, Bodybuilding
Laufschuhe, gesunde körperliche Verfassung, starker Wille und eben ein bisschen Übergewicht sind laut Reginald Grünenberg die Voraussetzung für seine Samurai-Diät. Er schwört auf Fasten, Laufen und Bodybuilding und preist seine Erfindung als “radikalste, effizienteste und gesündeste Diät” an. Er ist allerdings auch der Einzige, von dem bekannt ist, dass er sie ausprobiert hat.
Verstopfung: Wenn der Darm nicht richtig arbeitet, können Fehlernährung oder mangelnde Bewegung die Ursache sein. Um die Verstopfung zu beheben, ist Fasten eine Möglichkeit – und auf jeden Fall besser als Abführmittel. Durch den Verzicht auf Nahrung kann sich der Darm regenerieren und eine neue Darmflora aufbauen.
Wohlbefinden: Es gibt keine wissenschaftlich gesicherten Aussagen ob, wann und wie viel Fasten gut für den Körper ist. Viele Menschen berichten jedoch von ihren subjektiv positiven Erfahrungen mit einer Fastenkur. Der Darm werde gereinigt, man fühle sich fitter und schlanker. Eine Fastenkur belebe nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Das Gehirn könne mehr aufnehmen und werde leistungsfähiger. Muss jede*r selbst an sich probieren.
Xylit: Der Xylit-Zucker sieht aus wie Zucker und schmeckt auch so. Er hat aber 40 Prozent weniger Kalorien als richtiger Zucker und soll damit fürs Abnehmen sehr gut geeignet sein. Ob man beim Fasten Xylit-Zucker essen darf oder nicht, ist unsicher. Aber wahrscheinlich vergeht einer*m sowieso der Appetit, wenn man weiß, dass bei der industriellen Herstellung von Xylit-Zucker Holzreste und Reste von Maiskolben verwendet werden.
Yo-Yo-Effekt: Wer nur fastet, um abzunehmen, löst sein Problem nur kurzzeitig. Logisch, dass man einige Kilos verliert, wenn man auf Nahrung verzichtet. Allerdings kommen die schneller zurück, als man denkt. Es ist einfach so: Wer sein Übergewicht auf Dauer loshaben will, muss sich gesund ernähren und sich bewegen. Die beste Diät beginnt in den Beinen.
Zeit: Wie lange man fastet, ist von den individuellen Beweggründen und der Beschaffenheiten abhängig. Das können drei Wochen oder auch nur fünf Tage sein. Das Heilfasten sollte man aber auf alle Fälle mindestens 14 Tage lang durchhalten. Erst dann trete die gewünschte Wirkung ein.