Entzündungen sind wichtig für die Gesundheit. Denn sie sind keine Erkrankungen, sondern die Antwort des Immunsystems auf Schädigungen im Körper. Nur was tun, wenn die entzündlichen Prozesse nicht mehr abheilen und chronisch werden?
Sportler*innen gelten als gesund. Sie bewegen sich häufig und achten auf eine möglichst ausgewogene Ernährung. Doch gerade Leistungs- und Ausdauersportler*innen setzen ihre Körper regelmäßig starken Belastungen aus. An sich nicht schlimm – wenn man dem Körper genug Zeit gibt, sich zu regenerieren. Doch genau daran hapert es oft. Die Folge: Bestimmte Wehwehchen tauchen immer wieder auf und werden chronisch.
Wie äußern sich Entzündungen?
Ob anhaltende Wunden, schmerzende Gelenke, wiederkehrende Kopf- oder Magenschmerzen – Entzündungen äußern sich unterschiedlich. Selbst ein Muskelkater ist streng genommen eine Entzündung.
Auch Schüttelfrost, Juckreiz oder anhaltende Müdigkeit können Anzeichen für eine chronische Entzündung sein. Die meisten Menschen verbinden Entzündungen mit sichtbaren Merkmalen wie Rötungen, Schwellungen, Eiterbildung oder Schmerz, aber nahezu jedes Organ kann sich entzünden. Manchmal geschieht dies unbemerkt.
Werden diese Entzündungsreaktionen dauerhaft ignoriert beziehungsweise gibt man dem Heilungsprozess, der im Gange ist, nicht genügend Zeit, kann das gravierende Folgen für den Körper haben und sogar zu schwerwiegenden Krankheiten wie Herzschwäche, Krebs oder Diabetes führen. Das Immunsystem ist so geschwächt und “verunsichert”, dass es unkontrolliert auf eigentlich harmlose Eindringlinge reagiert und dauerhaft Entzündungen als Abwehrreaktion zeigt. Da macht auch irgendwann das Laufen keinen Spaß mehr.
Was sind die Gründe für Entzündungen?
Die Ursachen für chronische Entzündungen sind vielfältig. Physikalische Reize wie Hitze oder physische Einflüsse wie Stürze schädigen das Gewebe und lösen Reparaturmaßnahmen im Körper aus. Auch Umwelteinflüsse, Gifte und Schadstoffe belasten die Menschen in der heutigen Zeit.
“Das Immunsystem von Menschen der ‘westlichen Welt’ muss sich viel zu viel und viel zu oft mit Umweltfaktoren auseinandersetzen, auf die die Evolution unser Entzündungssystem nicht vorbereiten konnte”, sagt Volker von Baehr vom Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam.*
Auch die damit einhergehende übertriebene frühkindliche Hygiene und der negative Stress sowie der Schlaf- und Bewegungsmangel im Alltag seien Faktoren, die Entzündungen im Körper vermehrt auslösten. Insbesondere die Ernährung spielt eine große Rolle. So soll der übermäßige Verzehr von “antinutritiven Stoffen” – also Anti-Nährstoffen – den Körper dauerhaft schädigen.
“Anti-Nährstoffe sind genau das, was der Begriff nahelegt: Stoffe, die den Menschen nicht nähren, sondern andere Nährstoffe ganz oder teilweise unbrauchbar machen”, schreibt Felix Olschweski auf seinem Blog Urgeschmack.
Das können sowohl künstlich-industrielle Pestizide und Konservierungsstoffe sein, aber auch natürliche Pflanzenstoffe wie Schimmeltoxine und Phytate.
Was kann man tun?
Die beste Therapie ist bekanntermaßen immer die Vorbeugung. Eine ausgewogene, gesunde Ernährung spielt ebenso eine wichtige Rolle wie ein möglichst ausbalancierter Lebensstil mit viel Bewegung. Bestimmte Lebensmittel befeuern die Entzündungsanfälligkeit nämlich – was sich negativ auf die Gesundheit auswirkt.
Anders herum kann die gezielte Einnahme von bestimmten Nahrungsmitteln helfen, die Entzündungsgefahr einzudämmen. Vor allem frisches Gemüse, Nüsse und Früchte beinhalten Antioxidantien und viele sekundäre Pflanzenstoffe, die gesund sind und entzündungshemmend wirken sollen: Grünem Gemüse wie Brokkoli, Spinat oder Erbsen und Gewürzen wie Kurkuma, Ingwer oder Chili wird ein anti-entzündlicher Effekt nachgesagt.
Eine Liste von entzündungshemmenden Inhaltsstoffen in Lebensmitteln hat der NDR aufgestellt. Interessant dabei ist folgender Zusatz: “Wie für alle sekundären Pflanzenstoffe gilt für die hier vorgestellten Antioxidantien: Sie sollten nicht in Form isolierter Präparate aufgenommen werden. Am besten wirken sie im Zusammenspiel mit den anderen natürlichen Inhaltsstoffen.”
Video: Entzündungen mit gesunder Ernährung lindern
Zusätzlich gilt die Faustregel: Je unbehandelter und unverarbeiteter Gemüse oder Obst sind, desto besser. Der Ironman-Triathlet und Buchautor Brendan Brazier beispielsweise ernährt sich nicht nur vegan, seine Ernährung besteht zu 80 Prozent aus Rohkost.
Er ist das lebende Gegenbeispiel für die These, dass Veganer*innen keine ausreichende Energie für Ausdauersport hätten. Brazier ist der Meinung, dass Energie aus einer vollwertigen, nährstoffreichen Nahrung lang anhaltend ist, während Energie aus Stimulanzien wie Koffeinprodukten nur kurzfristig und vorübergehend Wirkung hätten.
Rohkost und Fermentiertes
Brazier sagt, dass der Konsum von sehr Gebackenem oder Gebratenem Entzündungen hervorrufen könne. Zudem sei Rohkost leichter verdaulich. “Der Körper muss, bevor er gekochte Nahrung in verfügbare Energie umwandeln kann, Enzyme zu deren Verdauung produzieren. Diese Enzymproduktion benötigt Energie, was ein gewisses Maß an Stress verursacht.”
Eine weitere Aufbereitungsmöglichkeit ist, Lebensmittel zu fermentieren. Nach der Systematik des menschlichen Verdauungstraktes werden funktionale organische Inhaltsstoffe, die in frischem Obst und Gemüse natürlich vorhanden sind, mit Mikroorganismen molekular aufgeschlossen und so in einem höheren Maße bio-verfügbar gemacht.
Sauerkraut beispielsweise hält nicht nur die Verdauung auf Trab und die Darmflora im Gleichgewicht, sondern schützt mit nützlichen Bakterienkulturen auch das Immunsystem. Allerdings gilt das nur für frisches fermentiertes Sauerkraut.
In anderen Kulturen hat man sich die gesundheitsfördernde Wirkung von fermentiertem Gemüse längst zu eigen gemacht. In Korea dient das Nationalgericht Kimchi – ein scharfer, durch Milchsäurebakterien vergorener Chinakohl- oder Rettichsalat – als Vitaminlieferant in den Wintermonaten. Kimchi wird zu jeder Mahlzeit gereicht und hat in den vergangenen Jahren auch im Westen für Furore gesorgt. Es gilt als eines der gesündesten Lebensmittel der Welt. Die wichtigen Schutz- und Reparaturfunktionen des Organismus werden so effizient unterstützt.
Mehr Gemüse und Obst
Kurzum: Wer sich ausgewogen und nährstoffreich ernährt und möglichst natürlich verarbeitete Lebensmittel zu sich nimmt, hat bessere Karten, Entzündungen vorzubeugen beziehungsweise zu bekämpfen.
Joel Fuhrmann, ein bekannter US-Arzt und Buchautor, schreibt in seinem Bestseller Eat to live: “Jede Studie, die bis dato über den Verzehr von Lebensmitteln und der Verbindung zu Krebs durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass die Menschen umso seltener an Krebs und Herzkrankheiten erkranken, je mehr Obst und Gemüse sie essen.” Gute Ernährung ist eben immer noch die beste Medizin.
*Quelle: Karl Heinz Blank, Ekkehard Aaron Wittich Scheller, Johannes Aaron Seider, Lothar Knopf, Axel Kohler (2012). Diagnose: Endlich gesund: Spektakuläre Heilerfolge mit kaskadenfermentierten Enzymen. Gebundene Ausgabe.