Besser fokussieren, mental stärker werden. Das ist ein Wunsch, den viele haben und eigentlich leicht erfüllbar ist – mit Hilfe von Meditation. Das geht auch völlig remote von Zuhause mit dem Smartphone. Im App-Dschungel tümmlen sich derzeit so einige Meditations-Apps. Unsere Redakteurin Anna hat diese genauer unter die Lupe genommen.
„Ich brauche ein Fitness Studio für den Kopf“, das schreibt die Schriftstellerin Susan Sontag 1976 in ihr Tagebuch. Eine Idee, die an Aktualität nicht verloren hat. Denn obwohl sich viele dessen bewusst sind, dass körperliche Fitness wichtig ist, kommt die mentale Gesundheit oft zu kurz.
Ängste, Sorgen, Stress gehen zwischen Arbeit, den vielen sozialen Verpflichtungen und anderen Hobbys schlicht unter. Genau wie die alte Wäsche, die wir tagelang ausblenden, bis der Wäschekorb überquillt, vermeiden wir es häufig uns mit dem eigenen seelischen Wohl auseinanderzusetzen. Das ist nicht die beste Strategie und kann langfristige Konsequenzen haben.
Lustlos, übermüdet, schlapp – kurz vor dem Burnout – schleppen wir uns dann von Termin zu Termin. Am Ende sind wir so urlaubsreif, dass sogar die Kolleg*innen froh sind, wenn wir zwei Wochen in der Versenkung verschwinden, damit sie unsere Launen nicht mehr ertragen müssen. Dabei muss das nicht sein.
Laufen ist für viele oft schon der erste Schritt in Richtung freier Kopf. Aber es ist nicht die einzige Möglichkeit. Meditation ist eine weitere Alternative.
Meditation als Langzeitstrategie
Genau wie das Laufen braucht Meditation Geduld, Motivation, Routine und Übung. Wer also in einer Stressphase anfängt zu meditieren, kann schnell enttäuscht sein. Zeit und Geduld lautet die Devise.
Deshalb ist unsere Empfehlung gerade dann mit Meditation anzufangen, wenn man einen freien Kopf hat. Wenn das nicht geht, sollte man sich in jedem Fall immer wieder bewusst machen, dass Meditation eine Langzeitstrategie auf dem Weg zur mentalen Stärke ist.
YouTube, Meditationskurse oder Apps – Wie fange ich am besten an?
Es gibt unterschiedliche Wege mit der Meditation anzufangen. Natürlich gibt es auf YouTube Tutorials – zu welchem Thema gibt’s die eigentlich nicht? Oder habt ihr schon einmal überlegt einen Meditationskurs zu besuchen? Die findet man eigentlich überall – einfach mal die Website eurer lokalen Volkshochschule checken.
Für die meisten ist es aber kaum denkbar neben Arbeit, Sozialleben und Fitness-Training auch noch einen Meditationskurs zu besuchen. Für sie sind besonders Meditations-Apps geeignet. Bevor jetzt der Aufschrei kommt: Ja, es ist ironisch, dass wir genau bei diesem Thema erneut zu der kleinen Stressmaschine mit ihren ganzen Notifications greifen. Aber es kann sich lohnen. Denn es gibt kaum eine flexiblere Art und Weise Meditation zu lernen als mit einer App – egal, ob in der Bahn, der Mittagspause, direkt nach dem Aufstehen oder vor dem Zubettgehen.
Ein Yeah für Meditations-Apps
Wir haben ein paar der beliebtesten Meditations-Apps, in ihren kostenlosen Funktionen, genauer unter die Lupe genommen.
1. Headspace
Headspace ist eine der bekanntesten Meditations-Apps, wohl auch wegen ihres aggressiven Marketings. Die App ist übersichtlich gestaltet. Als Anfänger*in kann man kostenlos einen Basics-Kurs machen, der eine kurze Einführung und einen Überblick zum Thema Meditation gibt. Dabei setzen die App-Macher*innen auf einen praktischen Ansatz: Learning by doing. User*innen meditieren bereits bei der Einführung. Die Länge der jeweiligen Einheit ist im Basics-Kurs wählbar zwischen drei, fünf oder zehn Minuten.
Mit einem Abo könnt ihr auf eine fast schon unübersichtliche Vielzahl verschiedener Kurse zugreifen, die sich in verschiedenen Kategorien bewegen. Es gibt Kurse um das Selbstbewusstsein zu stärken, die Produktivität zu erhöhen und besser mit Angst und Stress umzugehen. Headspace bietet außerdem tägliche Videos, in denen Mindfullness-Themen wie „Decluttering“ von Expert*innen erklärt werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit an Live-Meditationen teilzunehmen und mit Menschen weltweit gemeinsam zu meditieren.
Aber Headpsace bietet nicht nur Meditation. In der App verstecken sich auch Einschlafübungen und Workouts. Ich bekommt also mehr als nur eine Meditations-App.
Das Schönes für alle Self-Tracking-Junkies unter euch: ihr könnt bei den Statistiken einsehen, wie viele Minuten, Stunden und Tage ihr bereits meditiert habt. Außerdem bietet die App kleine Videos, die Meditationstechniken, wie Visualisierung und Noting genauer erklären.
App-Facts
Geeignet für: Anfänger*innen
Kosten: Zwei Wochen kostenlos, danach 4,99 pro Monat (Jahresabo) oder eine Woche kostenlos, danach 12,99 Euro (Monatsabo)
Sprache: Englisch
Betriebssystem: iOS, Android, Browser
Notifications: optional
Fun Facts: Es kann zwischen einer männlichen und weiblichen Stimme bei den Meditationen gewählt werden.
Erster Eindruck
Headspace ist sehr ansprechend gestaltet, ist aber durchaus teuer. Besonders schön ist, dass man zwischen verschiedenen Sprecher*innenstimmen wählen und auch die länge der Meditation bestimmen kann. Sie ist perfekt, um sich dem Thema Meditation zu nähern.
2. 7Mind
Auch eine sehr beliebte App für Meditation ist 7Mind. Sie ist ansprechend minimalistisch gestaltet und bietet eine einwöchige Testphase, in der ein Grundlagenkurs gemacht werden kann. Die Meditationen sind zwischen sieben und 20 Minuten lang. Wer ein Abo abschließt, kann sie zu verschiedenen Themen wie Stress & Anxiety oder Well-Being oder Grundlagen, einen Kurs aussuchen.
Die Meditations-App bietet auch ein Self-Tracking-Feature. Unter „My Journey“ können User*innen verfolgen, welche Kurse sie bereits absolviert haben.
App-Facts
Geeignet für: Anfänger*innen
Kosten: 11,99 Euro (monatliches Abo), 4,99 Euro (Jahresabo), 149,99 Euro (Lifetimeabo)
Sprache: Deutsch
Betriebssystem: iOS, Android, Browser
Notifications: optional
Fun Facts: Für Mitglieder der Barma Krankenversicherung ist 7Mind sogar kostenlos. Gesetzlich Versicherte, die nicht bei der Barmer Krankenkasse sind, können sich den Kurs Achtsamkeitsbasiertes Stressmanagement (ABSM) von ihrer Krankenkasse zurück erstatten lassen, nachdem sie alle acht Einheiten absolviert haben.
Erster Eindruck
Die App 7Mind besticht durch ihren Minimalismus, bietet aber im Vergleich zu ähnlich teuren Apps deutlich weniger Optionen. Ihr größter Vorteil ist, dass die Übungen auf Deutsch sind und man sich Teile der Meditations-Kurse, wenn man gesetzlich versichert ist, zurückerstatten lassen kann. 7Mind ist eine schöne App, um Meditation auszuprobieren.
3. Calm
Die App Calm ist ein ganz schönes Monster – so viele Möglichkeiten gibt es, dass sie fast schon etwas überladen wirkt. Öffnet man sie, spielt im Hintergrund Meeresrauschen, dass man nur durch das Muten seines Handys abstellen kann. Das hat seinen eigenen Charme, wenn man der Typ dafür ist. Der Hintergrund kann im Übrigen mit verschiedenen Moodbildern und Geräuschen angepasst werden.
In ihren Grundfumktionen ist die App kostenlos. Aufpassen muss man bei der Anmeldung, dass man kein sich selbst verlängerndes Probeabo abschließt – das ist leicht zu übersehen und wohl vom Anbieter genauso gewollt.
Neben Meditationen bietet Calm außerdem Sleep Stories – die auch in der Premium Version von Promis wie Matthew McConaughey vorgelesen werden. Neben diesem Feature hat Calm auch einen eingebauten Mood-Tracker, bei dem selbstoptimierungsfreudige Menschen ihre Launen festhalten können.
App-Facts
Geeignet für: Anfänger*innen
Kosten: 38,99 Euro Jahresabo
Sprache: Englisch
Betriebssystem: iOS, Android, Browser
Notifications: optional
Fun Facts: Schon in der kostenlosen Version ist ein Mentaltraining mit LeBron James enthalten.
Erster Eindruck
Die Meditations-App Calm wirkt überladen und etwas aufgebläht. Die Navigation im Menü ist leicht überfordernd und kostenlose Features sind schwer zu finden. Schön ist, dass man den Hintergrund anpassen kann. Calm erfordert aber auch ein leistungsstarkes Handy. Beim Scrollen auf dem iPhone 7Plus wackelte das Bild stellenweise. Das ist nicht besonders schön. Wer Geduld mitbringt, kann hier bestimmt einige Juwelen – allerdings nur in der Premium Version – finden.