Viele Läufer*innen machen in der Corona-Krise Home-Workouts und trainieren weiter. Das Training wird dann gefiltert, wie hochwertiger Kaffee und bis ins kleinste Detail inszeniert auf Instagram gepostet. Unsere Redakteurin Anna findet das erzeugt unnötigen Druck. Für alle, denen das zu viel ist hat sie zwei Worte: Digital Detox.
„Wir laufen weiter“, schallt gefühlt einstimmig aus dem Netz. Aber „wir“ laufen nicht nur. „Wir“ optimieren! Anders gesagt: Seit Beginn der Isolation rennen Selbstoptimierungsanhänger*innen in der heimischen Isolation wie auf Speed in der eigenen Wohnung auf und ab. Tägliche Time-Lapse auf dem Stepper gefällig? Nein? Bekommt ihr trotzdem. Live-Stream des HIIT-Trainings? Könntet ihr drauf verzichten? Ihr habt keine Wahl. So kann schnell der Eindruck entstehen, dass das Lebensmotto in Corona-Zeiten #workhardisolateharder lautet.
Social Pressure im Netz
Klar gehen alle auf ihre eigene Weise mit der neuen Normalität um. Und ja, Sport kann guttun und gesund sein. Hört also auf keinen Fall auf euch zu bewegen, wenn ihr euch so am besten entspannt.
Aber für manche erzeugen die oft gut gemeinten Challenges und Live-Workouts, die gerade im Netz kursieren Druck. Druck zu performen. Druck die sportliche Form zu halten. Druck einfach weiterzumachen und so zu tun, als ob alles beim Alten wäre. Aber es ist eben alles anders. Leider.
Manche brauchen eine Pause
Dass das vielen zu schaffen macht, geht gerade im Getöse des Online-Produktivitätssturms unter. Viele kommen nicht so einfach über den Verlust der eigenen Routine hinweg wie die äußerst durchtrainierten Damen und Herren auf Instagram, die ihr Leben kurzerhand zu einem 24-Stunden-Fitness-Live-Stream umgestalten.
Manche von uns müssen sich erstmal in der neuen Normalität – ohne Laufevents, mit Kontaktsperren und Co – neu verorten und zu sich selbst zurückfinden. Es gilt es den Alltag zu organisieren, sich um Familie und Freunde zu Hause und aus der Ferne zu kümmern und einmal tief durchzuatmen. Manche trauern vielleicht auch um geplatzte Träume – die lang geplante Weltreise, Teilnahme am Traum-Marathon oder die Bestzeit knacken.
Das braucht Zeit. Das braucht Geduld. Und, das kann auch bedeuten, dass Fitness vorerst an letzter Stelle steht. Falls das noch niemand gesagt hat: Auch das ist in Ordnung.
Es ist wichtig sich diese Zeit zu nehmen und das Geschehene zu verarbeiten. Das kann ein paar tränenreiche Abende mit Tiefkühlpizza und Netflix-Marathon bedeuten. Sogar Profi-Athlet*innen hatten nach der Verschiebung der Olympischen Spiele in 2020 ein paar Tage frei, um das zu verarbeiten, Luft zu schnappen und sich mental zu erholen.
Digitale Entgiftung – so nimmst du den Druck raus
Für alle, die feinfühlig auf die ganze Selbstdarstellung online reagieren, haben wir zwei Worte: Digital Detox. Alternativ könnte man auch sagen: Druck rausnehmen. Denn es bringt nichts aus FOMO – „fear of missing out“, die sogenannte Angst etwas zu verpassen – andere durch die elektronische Scheibe zu beobachten und sich dabei schlecht zu fühlen. Die Lösung: Handy und PC mal in einer Schublade verstecken und fühlen was guttut – ohne das Internet damit voll zu pflastern.
Falls ihr nicht mehr wisst, wie das geht, haben wir ein paar Tipps:
1. Gönnt euch was Leckeres
Gönnt euch zum Beispiel euren Lieblingsschmaus? Ihr könnt euch nicht mehr erinnern was das ist? Bei Stress kann das schon mal passieren. In diesem Fall empfehlen wir unseren wunderbaren Kaiserschmarrn. Der zaubert euch garantiert ein Lächeln aufs Gesicht. Und bevor jetzt das schlechte Gewissen anfängt euch böse Dinge über eure Körper ins Ohr zu flüstern – Stopp!
Nein! Es ist nicht schlimm jetzt zuzunehmen. Nein, ihr müsst eure Körper unter diesen Umständen nicht kontrollieren. Es ist okay. Ihr seid genau richtig – und zuckersüß, wenn wir das mal so sagen dürfen – wie ihr seid. Lasst es euch schmecken!
2. Ohne Uhr laufen
Falls ihr die Bewegung trotzdem vermisst, aber keine Lust auf Leistung habt, probiert mal ohne Uhr und ohne App zu laufen – da sind wir wieder beim digital Detox. Das ist FREIHEIT!
So lernt ihr langsam wieder eure Körper zu spüren und weckt Erinnerungen an Rookie-Tage *seufz*.
3. Nehmt euch Zeit für eure Liebsten
Ruft eure Herzmenschen an und falls sie mit euch wohnen, schenkt ihnen doch eure Aufmerksamkeit. Das geht oft unter im stressigen Alltag, zwischen Sport und Arbeit und den ganzen sozialen Verpflichtungen. Es kann schön sein, sich genau jetzt die Zeit für die wirklich wichtigen Dinge zu nehmen – Freundschaft und Liebe.
4. Einfach mal chillen und machen worauf ihr Lust habt
Das ist nicht so einfach, sind wir doch alle mittlerweile von gewissen Routinen gesteuert. Da geht Improvisation gerne im durchgetakteten Alltag unter. Dabei stecken doch die kostbarsten Momente in der Improvisation – das wussten schon Jazz-Musiker*innen.
Wie wäre es mit Ausschlafen? Eine Stunde länger im Bett kuscheln? Ein Buch lesen? Oder einfach aus dem Fenster schauen?
Macht man selten, ist nicht wirklich „instagramable“ – aber tut gut. Versprochen!