Laufverletzungen sind doof. Aber was noch viel doofer ist, sind die Sprüche, die sich Läufer*innen von ihrem Umfeld anhören müssen, wenn nichts mehr geht. Unsere Redakteurin Anna hat die Nervigesten hier für euch.
Okay, okay, okay. Ja … Du gibst es zu. Es wurden Fehler gemacht. Von dir. Wahrscheinlich sogar einige Fehler. Zu viel gelaufen. Keine Stabis. Dehnen? Was war das nochmal? Jetzt hast du die Quittung bekommen. Nicht von irgendjemandem, sondern von einem zertifizierten Sportarzt, der mit seinem weißen Kittel schon sehr professionell aussah.
Eigentlich warst du stolz auf dich. Immerhin hast du dich nach Wochen des Schmerzes endlich aufgerafft und das getan, was du bis zuletzt ignoriert hast. Du hast dich in die Arztpraxis deines Vertrauens geschleppt, bist voller Hoffnung in das nach Desinfektionsmittel müffelnde Behandlungszimmer gehinkt, und hast auf deine Wade gezeigt. „Da tut es weh“, wurde gemurmelt und an den Rest kannst du dich nicht mehr so richtig erinnern. Filmriss. Schockstarre. Nur das niederschmetternde Wort „Pause“ schalt seither durch deinen Kopf, wie ein TikTok auf Dauerschleife. Sechs Wochen. Und jetzt?
Aber es wird noch schlimmer. Seit dem niederschmetternden Urteil “Laufverletzung” musst du sie hören. Von allen Seiten. Sogar deine Mutter hat kein Blatt mehr vor den Mund genommen. Nervige Sprüche. Sinnfreie Sprüche. Dinge, die man sich einfach sparen kann. Es ist als ob sich die Welt gegen dich verschworen hat und du willst sie einfach nur noch „muten“. Da das nicht geht, haben wir eine Liste geschrieben, die du gerne an alle schicken darfst, die dir jemals mit ihren „guten Ratschlägen“ und manchmal auch bösen Stichelleien auf den Senkel gegangen sind.
1. Sport ist Mord.
Das Klichee schlechthin. Es zeugt nicht nur von Einfallslosigkeit, sondern mangelndem Mitgefühl. Und ja, Winston Churchill hat’s gesagt. Aber Churchill war auch ein Rassist. Soll heißen, man muss nicht alles nachplappern, was weiße alte Männer so rumposaunen.
2. Mal nicht zu laufen ist auch nicht so schlimm.
Ja genau. Das ist wirklich hilfreich, wenn man gerade vor dem Ende einer monatelang kultivierten Form steht. NICHT. An dieser Stelle am besten einfach nichts sagen.
3. Hast du übertrieben?
Nein. Aber warum fragst du überhaupt? Die Frage impliziert schon die Erwartungshaltung. Schöner wäre: schade, dass du nicht laufen kannst. Hast du Lust stattdessen schwimmen zu gehen? So erobert ihr Herzen und sammelt Punkte.
4. Du musst einfach mal Pause machen.
Ähm ja. Mache ich ja auch. Jetzt. Laufverletzung, hast du gehört, oder? Oder worauf willst du hinaus?
5. Du musst unbedingt anfangen Stabis zu machen.
Meinst du, dass ich da nicht dran gedacht habe?
6. Schon mal Blackroll versucht?
Ich roll gleich über dich!
7. Tja, hättest du mal auf mich gehört.
Der Lieblingsspruch aller Besserwissenden. Bei der Empathie-Prüfung direkt durchgefallen und ob du den Freundschaftstest bestehst wird sich zeigen. Danke für nichts.
8. Wird schon wieder.
Lieb gemeint, aber gerade nicht hilfreich. Schöner wäre eine Einladung zum gemeinsamen Rom-Com-Marathon. Sind wir ehrlich, „Schokolade zum Frühstück“ geht nicht nur bei Trennungen und überhaupt, Herzschmerz hast du doch gerade sowieso.
9. Ich kenne da eine*n gute*n Arzt/Ärztin.
Danke. Aber nein danke. Wenn ich nach neuer Beratung suche, dann frage ich schon. Ist lieb gemeint, aber hilft gerade nicht. Wie wäre es stattdessen zusammen eine Limo zu schlürfen und über schöne Dinge zu quatschen? Ablenkung von einer Laufverletzung schadet nie.