Der Tokio Marathon 2020 wurde aufgrund des Coronavirus für Hobbyläufer*innen abgesagt. Lediglich Profis dürfen an den Start. Die Absage kam gut zwei Wochen vor dem beliebten Laufevent. Der einzige Trost: Wer einen Startplatz für 2020 hatte, darf 2021 sicher laufen. Der Haken ist allerdings, dass die Startgebühr nochmals neu entrichtet werden muss.
Hintergrund ist die rasende Verbreitung des Coronavirus. Allein auf dem asiatischen Kontinent sind mittlerweile über 75.000 Menschen mit Covid-19 infiziert. Mehr als 2000 Menschen sind weltweit gestorben. Nachdem neue Erkrankungen in Japan gemeldet wurden, sagten die Veranstalter das Lauf-Event am vergangenem Montag als Vorsichtsmaßnahme weitgehend ab.
Rund 38.000 Läufer*innen sind betroffen
Der Tokio Marathon gehört zu den sechs Marathon Majors und hat daher eine besondere Strahlkraft in der Lauf-Community. Die rund 38 000 betroffen Läufer*innen hatten sich über ein Losverfahren für die Startplätze beworben.
Eine Absage etwa zwei Wochen vor dem Wettkampf bedeutet nicht nur, dass viele Läufer*innen bereits das Vorbereitungstraining abgeschlossen, sondern auch viel Geld in Reisekosten und Startgebühren gesteckt haben.
Wenn dir der Coronavirus einen Strich durch deinen Wettkampf macht
Was das bedeutet weiß Freizeitläuferin Kathi Schulz, die einen Startplatz für das beliebte Rennen im Losverfahren ergattert hatte. „Ich wollte mir die Chance nicht entgehen lassen“, erzählt die 30-jährige Wahl-Berlinerin und erinnert sich an ihre Freude, als sie ausgelost wurde. „Es ist unheimlich schwer einen Platz für dieses Rennen zu bekommen und als ich gezogen wurde, war klar, dass ich fahre – obwohl mir das finanziell eigentlich nicht passte.“
Der Tokio Marathon wäre ihr neunter Marathon gewesen. Dafür hatte sich Kathi insgeheim eine neue Bestzeit vorgenommen.
„Am Tag vor der Absage habe ich mich gefühlt, als hätte ich Geburtstag. So viele Nachrichten von Freunden habe ich bekommen!“
Kathi Schulz
Der Grund für die vielen Nachrichten war allerdings weniger erfreulich. Kathis Freund*innen und Laufbuddies machten sie darauf aufmerksam, dass der Marathon, auf den sie sich schon seit einiger Zeit vorbereitete, abgesagt werden könnte. Am Montag saß sie dann auf der Arbeit und aktualisiert die offizielle Website des Tokyo Marathons alle fünf Minuten. Die bittere Nachricht kam: Der Tokio Marathon 2020 wurde für Nicht-Profis gecancelt.
Teure Enttäuschung
„Das hat mich schon sehr traurig gemacht. Nach dem stressigen Tag auf Arbeit ist mir das dann erst am Abend so richtig bewusst geworden.“ Kathi hatte am Tag der Absage schon ihre komplette Vorbereitung abgeschlossen, Flüge im Wert von über 600 Euro gebucht und über 300 Euro für ein Hotel ausgegeben. Dazu kommen noch die Startgebühren von rund 150 Euro. Das Hotel kann sie kostenfrei stornieren und auch ein Teil der Flüge wird vermutlich erstattet.
Der einzige Trost ist, dass ich nächstes Jahr laufen darf.
Kathi Schulz
Die Startgebühr verfällt jedoch. Die Veranstalter des Tokio Marathons bieten Läufer*innen stattdessen einen sicheren Startplatz für 2021, ohne Losverfahren, an. Die Gebühren müssen sie allerdings erneut entrichten.
„Der einzige Trost ist, dass ich nächstes Jahr laufen darf,“ erzählt Kathi. Viele Freund*innen hatten sie gefragt, ob sie trotzdem dieses Jahr nach Japan fliegt. „Eigentlich wollte ich noch eine Woche nach dem Marathon bleiben und Japan ein bisschen kennen lernen. Jetzt bin ich froh, dass ich diese Planung bis heute hinausgezögert habe, denn das wäre ganz schön teuer geworden“. Nächstes Jahr möchte Kathi unbedingt den verpassten Marathon nachholen und nach Tokio reisen.
Wohin mit der der Top-Form?
Eine Frage bleibt jedoch offen: War das Training jetzt völlig umsonst? Kathi ist derzeit in Bestform, nachdem sie das komplette Training für den Marathon hinter sich hat und in der Tapering-Phase steckt. Wohin also mit der überschüssigen Energie?
„Momentan überlege ich, ob ich mir für April eine Alternative suche. Der Wien- oder der Leipzig-Marathon kämen dafür in Frage. Nach Wien wollte ich sowieso, um Freunde anzufeuern.“
Dann wäre zumindest das Training nicht umsonst gewesen.