Ja, es gibt ihn. Den ungeschriebenen Verhaltenskodex unter Läufer*innen. Gesetze, die von jeder Generation zur nächsten weitergetragen werden. Es ist genau festgelegt, wie jede*r sich zu verhalten hat. Fehlverhalten wird mit bösen Blicken bestraft und im schwersten Fall mit einem verächtlichen Schnaufen geahndet.
Im Wettkampf läuft man nicht mit Musik.
Um einmal die Klugscheißerin rauszuholen: bei den meisten Wettkämpfen ist das sogar verboten.
Marathon hat seine eigenen Gesetze.
Weinen, rotzen, aufs Klo gehen … ein Marathon untersteht ganz eigenen Gepflogenheiten. Hier macht man Sachen, die man sonst nicht machen würde.
Im Wettkampf wird nicht geschnitten.
Die Beine sind schwer, der Puls kurz vor “Maximal”. Da ist die letzte Kurve. Gleich könnte die Bestzeit fallen. Und dann in der Kurve kommt dann doch noch jemand von hinten. Und was tut er? Er schneidet dich. Du wünschst ihm*ihr den grausamsten Tod. Zurecht!
Kilometer werden immer „vollgemacht“.
Das tut den Augen weh, wenn auf der Sportuhr 9,79 km steht. Selbst, wenn ich fünf Mal an meiner Haustür vorbeilaufen muss. Die Zahl wird zu einer schönen runden Kilometerzahl gelaufen.
Was nicht aufgezeichnet wurde, hat nie stattgefunden.
Sonst kann man ja einfach behaupten, man wäre 13,5km in 50 Minuten gelaufen.
Die Leistung anderer Läufer*innen wird respektiert!
Egal, ob die 10 Kilometer in 35 Minuten oder in 1:15 Stunden absolviert wurden. Wir sind alle schneller als die, die Zuhause geblieben sind.
Man vergewissert sich, dass niemand hinter einem ist, bevor man spuckt.
Wenn ich den Typen noch erwischt hätte, dessen Rotze auf meiner Hose gelandet ist. Der wäre in seinem Leben keinen zweiten 10-km-Wettkampf gelaufen.
Man hat nie zu viele Laufschuhe.
Ein Paar für Regenwetter, eins für Hitze, eins für milde Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit, eins für eine feuchte Tartanbahn mit einer Windstärke von 20 km/h und einem gemäßigten Pollenflug, eins für trockenen Waldboden mit der Option auf leichten Regen …
Läufer*innen grüßen sich!
Wahlweise durch Nicken, „Hallo“ sagen, lächeln, Finger anheben. Hauptsache grüßen!