Huch, was passiert hier denn plötzlich? Eigentlich wollten alle gerade das Wochenende in vollen Zügen genießen, da flattern jede Menge Nachrichten rein. Unter anderem, dass Sportartikelhersteller Adidas ab April die Mietzahlungen stoppen will – und dafür kassieren sie einen ordentlichen Shitstorm. Aber alles mal der Reihe nach.
Bereits am Ende der Woche (27. März 2020) verkündeten verschiedene Unternehmen ihre Mietzahlungen für die aufgrund der Corona-Pandemie geschlossenen Filialen auszusetzen. Darunter auch der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach: Adidas. Geht nicht? Geht doch und das ganz legal.
Keine Mietzahlungen von Adidas
Dabei nutzt Adidas eine aktuelle und temporäre Änderung im Mietrecht. Normalerweise kann ein*e Vermieter*in die Mietpartei fristlos kündigen, wenn sie länger als drei Monate nicht mehr bezahlt hat. Dieses Kündigungsrecht wurde allerdings von der Bundesregierung für zwei Jahre ausgesetzt, wenn der Mietende aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht zahlen kann. Dazu gehören angeordnete Geschäftsschließungen oder auch Gehaltseinbußen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit. Das gilt für Unternehmen wie auch Privatpersonen und soll vor schneller Insolvenz schützen. Mietfrei bleiben sie aber nicht. Denn die Mietrückstände müssen bis spätestens Mitte 2022 beglichen werden.
Und genau diese Möglichkeit nutzt jetzt auch Adidas und will ab April die Miete nicht mehr zahlen. Das bestätigten Sprecher*innen des Unternehmens verschiedenen Medien gegenüber. Hier betonen sie zwar, dass dies im engen Dialog mit den Vermieter*innen geschehen soll, aber der Shitstorm gegenüber Adidas ließ sich damit natürlich nicht abwenden.
Hello shitstorm for Adidas!
Schon tausende enttäuschte und wütende Kund*innen äußerten ihren Unmut im Netz. Das aktuelle Profilbild von Adidas auf Facebook hat sich zum Sammelbecken von Shitstorm-Kommentaren gewandelt. Immer wieder betonen User*innen, dass sie nie wieder etwas von Adidas und den Tochtermarken wie Reebok kaufen werden. Manche sagen, sie haben direkt ihre Bestellungen storniert.
Auch bei der Mecker-Plattform Twitter geht es richtig ab. Hier trendet am Samstagabend der Hashtag #adidas und das gleiche wütende und enttäuschte Bild macht sich breit:
Umsatz 2019: 23 Mrd. €
— extra3 (@extra3) March 28, 2020
Gewinn 2019: 1,9 Mrd. €
Jetzt setzt #adidas die Mietzahlungen für seine Filialen aus. pic.twitter.com/F5rdOl0zIi
Überall wird richtigerweise Solidarität eingefordert. Und #adidas tritt der Gesellschaft mit Stollenschuhen in den Arsch. Vielleicht erinnern wir uns nach Ende der Pandemie wieder daran, wenn wir vor der Wahl stehen, welche Sportausrüstung wir von welcher Marke kaufen.
— Prof. André Bühler (@Prof_Buehler) March 28, 2020
Und selbst auf der Plattform, auf der normalerweise viel Liebe und Zuneigung herrscht, gibt es harsche Kritik zum aktuellen Vorgehen des deutschen Unternehmens. Der neuste Instagram-Post, wo noch viele Promis für die aktuelle Kampagne #hometeam werben, wird ebenfalls genutzt um dem Unmut Luft zu machen.
Adidas reagiert auf Shitstorm nur Medien gegenüber
Adidas reagiert auf den aktuellen Shitstorm in verschiedenen Medien und wirbt um Verständnis. Denn auch sie würden mit den aktuellen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie kämpfen, nicht nur in Deutschland. Auch in Nordamerika, Europa und Lateinamerika haben sie Läden schließen müssen. “Unser Online-Handel macht im Moment nur 15 Prozent unseres gesamten Geschäftes aus. Wir fahren den zwar jetzt intensiv hoch, ebenso wie das Online-Geschäft mit unseren Handelspartnern wie etwa Footlocker, Zalando oder Asos, die unsere Produkte auf ihren Portalen anbieten. Aber das wird nur zum Teil Umsatzeinbußen kompensieren können, die wir durch die Ladenschließungen in den meisten Ländern der Welt haben”, sagt Adidas-Sprecher Jan Runau gegenüber tagesschau.de.
Kritik an Adidas kommt aber nicht nur von Kund*innenseite. Auch mehrere Mietverbände und Politiker*innen haben schon ihren Unmut auf verschiedenen Kanälen Luft gemacht. Man wollte mit der Maßnahme kleine Unternehmen vor der Insolvenz schützen und nicht große Konzerne, heißt es immer wieder.
Eine Reaktion oder gar ein Community-Management gegenüber der Kundschaft in den sozialen Medien seitens Adidas bleibt bisher vollkommen aus.
Nicht nur Adidas nutzt die aktuelle Mietrechtänderung
Adidas ist mit dem Vorhaben nicht alleine. Auch Branchengrößen wie H&M, Puma und Deichmann wollen die Miete für ihre geschlossenen Filialen aussetzen. Hier ist das gleiche Schauspiel an Enttäuschung und Wut seitens Kundschaft und Politik sichtbar. Weitere Unternehmen und Konzerne prüfen gerade, ob sie diesem Beispiel folgen. Deichmann erwarte von den politisch Verantwortlichen, dass die durch die Zwangsschließungen entstehenden Mietschäden für die beteiligten Vertragsparteien ersetzt werden, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber der dpa.
Mal schauen, wer sich den nächsten Shitstorm ins Haus holt.
Statt bei den großen Konzernen zu kaufen, solltet ihr euren lokalen Laufladen unterstützen. Hier findet ihr eine Liste von Laufshops, die jetzt eure Unterstützung brauchen.