Du läufst auf einem weichen Sandweg entlang, die Sonne scheint dir ins Gesicht und du bist umgeben von wilder Natur. Alles könnte so schön sein, wären da nicht fiese Wurzeln, Geröll und im Weg liegende Äste, die dir das Leben schwer machen. Mit welchen Unwegsamkeiten Trailläufer*innen zu kämpfen haben und welche Besonderheiten es im Vergleich zum Straßenlauf gibt, schildern wir euch in unserer Liebeserklärung zum Trailrunning.
Abwechslungsreicher Boden voller Stolperfallen
Asphalt ist eben, bietet keine bösen Überraschungen wie
hervorstehende Wurzeln und ist ideal für schnelle Tempoläufe. Aber trotzdem oder
gerade deswegen ist dieser Untergrund auch ziemlich öde, oder?
Es fühlt sich so viel natürlicher an, über raue Kieselsteine, weichen Sandboden
oder Schlamm zu laufen, als auf eintönigen asphaltierten Straßen.
Klar, es kann ziemlich fies sein, über eine Wurzel zu stolpern und von kleinen Steinen in den Schuhen gepeinigt zu werden, doch es gibt Schlimmeres. Im Gegenzug bietet uns das raue Terrain des Trailrunnings mehr Abwechslung, als es eine graue Betonstraße je könnte.
Beeindruckende Natur während eines Wettkampfs genießen
Wenn du durch alpines Gelände läufst, dabei ordentlich Höhenmeter sammelst und währenddessen mit einem spektakulären Sonnenaufgang über majestätische Berglandschaften belohnt wirst, dann weißt du, dass sich die Strapazen gelohnt haben. Die schweren Beine, nervigen Blasen und aufgeschürften Knie – alles vergessen.
Es ist normal hinter einen Busch zu pinkeln.
Apropos, schöne Aussichten. Die sind für Trailläufer*innen definitiv auch beim Geschäft verrichten spektakulärer als auf dem Dixi-Klo beim Straßenmarathon. In der Stadt führt „Wildpinkeln“ schnell zu einem saftigen Bußgeld, in der Natur juckt‘s höchstens das Eichhörnchen neben euch. Von Vogelgezwitscher und Bäumen umgeben ist die empfundene Erleichterung danach gleich doppelt so groß.
An dieser Stelle muss ich mich kurz verabschieden. Nachdem ich so viel übers Erleichtern philosophiert habe, drückt die Blase…
…
So zurück. Weiter geht´s!
Es geht nicht um Zeiten.
Dein Körper ist so klitschnass wie nach einer morgendlichen Dusche, deine Beine so schwer wie nach einer intensiven Squat-Einheit im Fitnessstudio. Deine Trinkflasche fühlt sich verdächtig leer an. Vor dir liegen noch über 1000 Höhenmeter quer durch anspruchsvolles, steiniges Terrain. Guckst du jetzt auf deine GPS-Uhr und checkst deine Zeit? Nein! Du bist froh, wenn du es packst. Wenn du einfach ankommst. Alles andere überlassen wir den Profis.
Bergarb ist schwieriger als berghoch.
Was für unerfahrene Trailläufer*innen zunächst komisch klingen mag, ist eigentlich ziemlich einleuchtend. Wenn du einen Berg herunterläufst, werden deine Gelenke und Knie viel mehr beansprucht als wenn es aufwärts geht. Du bist quasi durchgehend „am bremsen“. Das geht auf Dauer auf die Substanz. Wenn das Laktat in die Beine schießt und dir alles weh tut, dann ist die Vorfreude auf den hoffentlich baldigen Zieleinlauf um so größer.
Wenn man für einen Kilometer 20 Minuten braucht
Ein Kilometer ist nicht gleich ein Kilometer! Es macht einen Unterschied, ob wir auf einer glatten Straße, über einen alpinen Wanderweg oder quer durch die Wüste düsen. Auch Höhenmeter, Wetter und die Gesamtlänge des Rennens spielen eine Rolle.
Klar, wenn nach einem Kilometer 20 Minuten auf der GPS-Uhr stehen, sorgt das nicht unbedingt für begeisterte Jubelstürme auf Social-Media – anspruchsvolle Gegebenheiten hin oder her. Wenn du nach 13 Stunden Blut, Schweiß und Tränen erfolgreich einen Ultra-Trail-Marathon gefinished hast, allerdings schon.
Verpflegungsstationen sind wie üppige Buffets
Vorbei die Zeiten, in denen dir an Verpflegungsstationen beim Stadtmarathon ein paar mickrige Bananen, ekliges Gel oder eine laufwarme Apfelschorle angeboten wird. Beim Ultramarathon tankst du deine Energiespeicher an üppigen Buffets nach Herzenslust wieder mit deftiger Pasta, leckerem Käsebrot, Suppen, Kuchen oder Keksen wieder auf. Vorausgesetzt, du nimmst dir die Zeit und gönnst dir eine kleine Verschnaufpause. Da macht es gleich doppelt so viel Spaß, die nächste Verpflegungsstation zu erreichen.
Je schmutziger die Schuhe, desto mehr Spaß hatte man
Wenn deine Schuhe nach einem Traillauf noch wie neu aussehen, hast du entweder etwas falsch gemacht oder bist am Ende des Rennens durch eine gigantische Pfütze getreten. In jedem Fall wirkt es authentischer, wenn du mit schmutzigen Schuhen im Ziel einläufst. Nur so als kleiner Tipp fürs eventuelle Zielfoto.
Es ist ok zu gehen
Bei Straßen-Läufer*innen verpönt, bei Trailläufer*innen eine Strategie, auf die selbst Profis auf anspruchsvollen, steilen Wegen regelmäßig zurückgreifen: Gehen. Es bringt schließlich nichts, beherzt den nächsten Hügel hoch und runter zu rennen, nur um 100 Meter weiter vor Erschöpfung zusammenzubrechen.
Trailrunning-Storys zum Anhören
Wenn du mehr über Trailrunning erfahren möchtest, solltest du unbedingt auch in unseren ACHILLES RUNNING Podcast reinhören. Dort erzählt uns Ultra-Läufer und Trailrunner Florian Neuschwander unter anderem, warum er es so liebt, durch die raue Natur zu ballern.
Tim Wortmann erzählt in seiner Podcastfolge die beeindruckende Geschichte, wie er im Karwendelgebirge abgestürzt und fast gestorben wäre. Seine Instagram-Storys trugen dabei unter anderem zu seiner Rettung bei.