Sporter*innen wird es seit jeher eingetrichtert: Ohne Proteine geht nichts! Egal, ob du schnell laufen willst, abnehmen oder Muskelmasse aufbauen möchtest – ein wichtiger Faktor ist eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß. Soweit, so bekannt. Doch hast du dir auch schon mal Grillenprotein gegönnt? Taugt der Verzehr der Krabbelviecher zu mehr als einer Dschungelcamp-Prüfung?
Ob die Grillensnacks geschmacklich mehr als Trash-TV-Assoziationen zu bieten haben und welche Vorteile die ungewöhnlichen Proteinlieferanten besitzen, verrät euch unser Redakteur Gino.
Wie viel Eiweiß ist gut für dich?
Bei der Auswahl der Proteinquelle haben Athlet*innen die Qual der Wahl: (Soja-)Quark, Hummus, Ei, Nüsse, Lachs, Tofu oder ein zartes Rinderfilet – Eiweiß steckt in all diesen Köstlichkeiten. Zwar gibt es unterschiedliche Wertigkeiten von Proteinen, vor allem sollten Sportler*innen aber darauf achten, dem Körper ca. zwei Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht am Tag zuzuführen.
Warum nicht mal eine Proteinquelle der unkonventionelleren Art probieren? Grillenprotein!
Grillenprotein ist ein Nachhaltigkeitschampion
Klarer Pluspunkt: Grillenprotein ist deutlich nachhaltiger als die Gewinnung von Protein aus der Fleischproduktion.
So hat sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bereits damit befasst, welche Vorteile Insekten als Nahrungs- und Futtermittel bieten.
Gesunde Nährstoffe
Da wären zum einen die bereits erwähnten Nährstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Insekten enthalten hochwertige Proteine, ungesättigte Fettsäuren, Vitamine sowie Mineral und Ballaststoffe. Die Dichte und Zusammensetzungen variiert dabei je nach Insektenart.
Ökologische Nachhaltigkeit
Ein weiterer Vorzug der Insektennahrung – Die Krabbeltierchen besitzen eine hohe Futterverwertungseffizienz, sie benötigen also vergleichsweise wenig Futter, um zu wachsen. Zudem vermehren sie sich sehr schnell und benötigen viel weniger Ressourcen als zum Beispiel Rinder.
Laut des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wird für ein Kilogramm des essbaren Anteils an Grillen zwölf mal weniger Futter benötigt als für ein Kilogramm Rindfleisch.
Zudem ist der Wasserverbrauch für die Produktion von Grillenprodukten zumindest laut Hersteller Sens 2000 mal geringer als bei Rindfleischprodukten. Außerdem enthalten die Grillenprodukte keine Antibiotika und können selbstverständlich auch keine Krankheiten wie “Schweinegrippe” oder “Rinderwahn” übertragen.
Ebenfalls super: Einige Insektenarten sind in der Lage, organische Abfälle in hochwertiges Protein umzuwandeln.
Klimafreundliche Alternative
Insektenzucht ist zweifelsfrei eine klimafreundliche Alternative zur konventionellen Tierhaltung. Denn es entstehen deutlich weniger Treibhausgase. Laut des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung produzieren Schweine zum Beispiel 10- bis 100-mal mehr Treibhausgase pro Kilogramm Körpermasse als Mehlwürmer.
Auch als Futtermittel eignen sich Insekten ideal. So können Kosten und Umweltbelastung bei der Futtermittelproduktion mit Hilfe von Insekten deutlich gesenkt werden. Gleichzeitig kann Insektenfutter zu einem schnelleren Wachstum der Tiere und und einer besseren Fleischqualität beitragen.
Kann das schmecken?
Nachhaltigkeit schön und gut, aber mal ehrlich: Wenn wir an köstliche Pasta oder leckere Proteinriegel denken, kommen uns Grillen als Zutat nicht als erstes in den Sinn. Als zweites übrigens auch nicht.
Sens hat uns ein paar ihrer Produkte als Kostproben zur Verfügung gestellt. Unsere Meinung zu den Grillen-Produkten wird dadurch jedoch nicht beeinflusst.
Auf gehts: Mein erstes Mal Grillenprotein
Ich hocke vor den Grillenprodukten und habe die Qual der Wahl – Was darf’s sein? Ein Proteinriegel der Geschmacksrichtung Peanut Butter & Cinnamon, bestehend aus… Grillen! Pasta, genauer gesagt Fusilli? Hauptzutat: Grillen! Black-Olives-Cracker? Zubereitet aus… Na, du ahnst es schon.
Erst einmal ein Outing vorab: Als bekennender Dschungelcamp-Zuschauer und Trash-TV-Liebhaber habe ich schon so manchen X-, Y-, Z-Promi dabei “bewundern” dürfen, wie er oder sie daumendicke Mehlwürmer, gigantische Heuschrecken oder – völlig schnörkellos – einen aromatischen Stier-Hoden verputzen durfte. Nun will ich das Essen der Grillen-Produkte von Sens nicht mit einer Dschungelprüfung vergleichen, aber mal ehrlich: Gedanklich war ich beim Essen kurzzeitig Jörn Schlönvoigt, der gerade dabei ist, einen Kamelpenis zu verspeisen. Zum Glück gelang es mir nach ein paar Bissen, dieses eher wenig appetitanregende Bild aus meinem Kopf zu verdrängen.
Natürliche Proteinriegel
Den Geschmack der Proteinriegel von Sens zu beschreiben, ist gar nicht so einfach.
Eine Warnung vorab: Wer auf der Suche nach einer gesunden und nachhaltigen Snickers-Alternative ist oder wenn für dich nichts über Milky Way geht, wirst du hiermit geschmacklich nicht glücklich.
Bist du jemand, der natürliche Aromen bevorzugt und nicht darauf steht, wenn ein Riegel als Plombenzieher fungiert, dann bist du hier besser aufgehoben. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Dinger schmecken irgendwie bio, fast schon gesund. Das mag nicht jede*r, ist aber auf jeden Fall nichts Schlechtes.
Ich persönlich mag den Erdnussbutter-Zimt-Riegel. Die Aromen schmecken nicht so künstlich wie bei vielen Konkurrenzprodukten, was mir gut gefällt.
Mehlige Pasta?
Kommen wir erstmal zum Positiven: Die Nudeln aus gemahlenen Grillen und roten Linsen sind dank der komplexen Kohlenhydrate der ideale Energielieferant für Läufer*innen. Zudem sind die Grillennudeln glutenfrei und enthalten einen Anteil von bis zu 30 Prozent an Proteinen. Außerdem haben sie keinen zugesetzten Zucker.
Und doch ist es kurzzeitig wieder da. Das Dschungelcamp-Feeling – und der Gedanke, dass mir gleich eine kleine, grüne Grille in den Mund springt. Doch vergessen wir das und widmen uns dem Wesentlichen: Sind die Dinger genießbar?
Nun ja, geschmacklich sind diese Fusilli ehrlicherweise nicht mein Fall. Es mag an der Natur der Sache liegen, doch die Pasta schmeckt mir zu mehlig. Dass die Nudeln von einer „al dente“-Bissfestigkeit weit entfernt sind, war zu erwarten, doch selbst bei sehr kurzer Kochzeit sind sie mir zu weich. Doch das ist natürlich, wie so oft im Leben, Geschmackssache.
Grillen-Cracker mit Crunch-Effekt
Die Bissfestigkeit, die mich die Nudeln vermissen haben lassen, bieten die Grillen-Cracker um so mehr. Ganz nebenbei lässt mich das dritte Grillenprodukt meines Lebens allmählich vergessen, womit ich es hier eigentlich zu tun habe: Essen aus gottverdammten Krabbelviechern!
Wie die Proteinriegel zeichnen sich auch die Cracker durch sehr natürliche, hochwertig schmeckende Aromen aus. Sowohl die Oliven-Cracker als auch die Tomaten-Basilikum-Cracker sind für mich der perfekte Snack nach einem langen Lauf, ohne mein Gewissen unnötig strapazieren zu müssen.
Denn die Cracker enthalten Samen, getrocknetes Gemüse und natürlich Grillenprotein ohne einfache Kohlenhydrate oder Gluten. Ebenfalls zuträglich fürs gute Gefühl: Die Cracker sind nicht frittiert oder gebacken, sondern luftgetrocknet.
Mehr als ein Abenteuer für Experimentierfreudige?
Hat man sich erst einmal von dem Gefühl befreit, gerade Teilnehmer*in bei “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus” zu sein und vor einer ekligen Dschungelprüfung zu stehen, bleibt vor allem eine Erkenntnis: Das Grillenzeugs ist durchaus genießbar!
Mich überzeugt vor allem der nachhaltige Ansatz dieser Grillenprodukte. Klar, es ist noch nicht alles perfekt. So räumt der Hersteller auf seiner Homepage selbst ein, dass sie zum Beispiel noch keine Lösung für kompostierbare Verpackungen ihrer Produkte gefunden haben.
Doch der Ansatz, die Umwelt durch alternative Proteinquellen weniger zu belasten und die CO2-Emissionen gegenüber der Fleischproduktion deutlich zu reduzieren, ist definitiv der richtige.
Auch die natürlichen Aromen der Eiweißriegel und Cracker haben mich überzeugt, auch wenn die Grillen-Pasta geschmacklich bei mir durchgefallen ist.
Ich jedenfalls werde die Augen offen halten und mich weiterhin nach alternativen Lebensmitteln aus Insekten umsehen. Denn auch wenn der Verzehr von Krabbelviechern auf uns Europäer*innen auf den ersten Blick etwas verstörend wirkt – besser für unseren Planeten ist es unbestritten. Außerdem ist das alles nur eine Sache der Gewöhnung. Es geht um alte Denkmuster, die es abzulegen gilt.
Wem jetzt der Sinn nach natürlichen Proteinriegeln steht, sollte unbedingt auch mal das Rezept für Schoko-Energieriegel mit Kokos und Cashew abchecken.
Mein Pro-Tipp für alle Insekten-Probierfreudigen: Nicht an vergangene Trash-TV-Abende denken, sondern einfach genießen. Gönn’ dir!