Man hat nicht immer gleich viel Lust zu laufen. Selbst ich, die sich eigentlich auf jede Einheit freut, hat ab und zu mal ein bisschen Regen-Wind-Hunger-kalt-Mimimi. Ich gehe trotzdem, weil ich mich auf das Gefühl dabei und danach freue. Zudem steigt meine Laune und ich brauche den Dopamin-Kick an stressigen Tagen. Ich würde sagen, mein Schweinehund ist klein, eher so Dackelwelpe. Andere Menschen haben dafür den dicken Neufundländer neben sich sitzen. Aber warum ist das so?
Der Schweinehund – woher kommt der Begriff?
Ursprünglich stammt der Begriff aus der Jagd. Der „Sauhund“ oder „Schweinehund“ war dazu da das Wildschwein „müde zu jagen“ und festzuhalten, damit der Jäger es erlegen könnte. Eigentlich also das Gegenteil von dem, wofür der Begriff heute gerne von Motivations- und Sporttrainern bemüht wird.
Ein Schwein – ein Hund – ein Mythos
Ich muss zugeben, ich persönlich mag den Terminus nicht. Zum einen finde ich ihn Quatsch: Als sei „irgendetwas“ außer uns selbst dafür verantwortlich, wenn wir unseren Hintern nicht von der Couch hochkriegen. Der Schweinehund ist nichts anderes als unsere eigene Antriebslosigkeit und fehlende Motivation.
„Außerdem schenken wir durch das Bild des Schweinehundes der Antriebslosigkeit viel zu viel Aufmerksamkeit, anstatt uns auf die positiven und die wirklich motivierenden Aspekte zu fokussieren“, so Mentalcoach Grigor Nussbaumer. Man kann seine Unlust auch zerdenken und gibt ihr damit noch mehr Raum, anstatt einfach die Lieblingsmusik auf die Ohren zu setzen und rauszugehen.
Kleiner Exkurs in die Motivationspsychologie
Wie funktioniert das denn jetzt in uns? Wir Menschen können auf unterschiedliche Weise motiviert werden, dabei werden in der Psychologie zwei Gruppen unterschieden: die intrinsische und die extrinsische Motivation. Schon mal gehört, oder?
Die extrinsische Motivation beschreibt Anreize von außen und Belohnungen, die uns zu einem Verhalten motivieren – zum Beispiel die Anerkennung für ein gutes Training oder die Medaille. Das Problem dabei: es besteht die Gefahr der sogenannten „Sättigungstendenz“. Das bedeutet, dass äußere Belohnungen wie Lob oder Medaillen selbstverständlich werden. Diese Form des Anreizes funktioniert nicht dauerhaft oder muss immer stärker werden.
Die intrinsische Motivation dagegen kommt aus uns selbst heraus. Die Belohnung liegt in der Tätigkeit selber – auch „Tätigkeitsanreiz“ genannt. Bei jedem setzt sich diese aus unterschiedlichen und individuellen Komponenten zusammen: So kann zum Beispiel der soziale Benefit, also das regelmäßige Treffen mit Freund*innen zum Laufen, besonders stark sein. Oder man merkt schnell eine gesundheitliche Verbesserung oder einen Gewichtsverlust. Auch kann das eigene Glücksgefühl danach, das uns das Hormon Dopamin beschert, ein starker innerer Anreiz sein, um immer wieder die Schuhe zu schnüren. Schlichtweg funktioniert auch das gute Gefühl „etwas getan zu haben“. Häufig kommen mehrere Aspekte zusammen.
Nachgewiesen ist jedenfalls, dass das Schaffen einer Routine ein besonders hohes Maß an Motivation bringt. Warum und wie euch das gelingt, könnt ihr hier nachlesen.
Manche Schweinehunde sind größer
Dann stellt sich doch aber die interessante Frage: Wieso ist die intrinsische Motivation bei manchen Menschen sehr groß und bei manchen eher klein? Also großer Schweinehund versus kleiner Schweinehund.
Wie hoch unsere Fähigkeit zur Eigenmotivation ist, wird durch unsere frühkindlichen Erfahrungen geprägt, wird überwiegend anerzogen und ist damit sehr individuell.
In der Psychologie spricht man bei Menschen mit viel Selbstdisziplin von einem strengen „Über-Ich“. Das Über-Ich sind diejenigen psychischen Strukturen in uns, „in denen soziale Normen, Werte, Gehorsam, Moral und somit – als Gebots- und Verbotsinstanz – das Gewissen angesiedelt sind“, so Siegmund Freud, Psychoanalytiker des 20. Jahrhunderts in seinem Instanzenmodell. Menschen mit einem strengen Über-Ich fällt es leichter sich an die eigenen Gebote und Verbote zu halten – und sie entwickeln schnell Schuldgefühle, wenn sie es nicht tun. Anderen Menschen fällt das eher schwer, ohne dass sie erklären könnten, warum. Mentales Training kann dabei helfen sich der Blockaden bewußt zu werden und sie zu überwinden.
Den Schweinehund zum Dackelwelpen machen
Das Gute ist: Man kann Verhaltensmuster ändern und Eigenmotivation lernen! Das geht einerseits mit normalem Sporttraining und dem Einführen einer Routine und andererseits mit mentalem Trainings, bei dem ihr euch auch Hilfe holen könnt. Einen ersten Vorgeschmack findet ihr hier in den Podcasts.
Eins solltet ihr immer im Kopf behalten: Es ist ein Prozess, der seine Zeit braucht, seid also nicht zu streng mit euch. Auch das strengste Über-Ich darf sich mal mit Eisbecher auf der Couch ausruhen und die anderen machen lassen. Dafür hat es morgen dann wieder mehr Lust, versprochen!
It’s not about how bad you want it, it’s about how willing you are to work for it. In diesem Sinne: Lasst uns loslegen!