Das IOC hat die Olympischen und Paralympischen Spiele ins Jahr 2021 verlegt. Eine Entscheidung, die Sportkarrieren beeinflusst. Unsere Redakteurin Anna hat sich mit Athlet*innen unterhalten, die sich auf die Spiele vorbereiteten.
Tokio 2021 – das neue Datum der Olympiade und der Paralympics. Am Dienstag hatte das IOC, in Absprache mit dem japanischen Premierminister Shinzo Abe, die Spiele um ein Jahr verschoben. Eine historische Entscheidung, die bisher nur in Kriegszeiten getroffen wurde.
Aber wie nehmen Athlet*innen das auf, deren Lebensplanung oftmals komplett auf die Spiele ausgerichtet ist? Sie haben harte Arbeit, viel Geld und noch mehr Zeit in ihre Vorbereitung gesteckt.
Wir haben mit den Marathon-Profis Anna Hahner und Philipp Pflieger, der Paralympics-Siegerin Christiane Reppe und der Mittelstreckenläuferin Denise Krebs gesprochen. Sie alle hatten das Ziel Tokio 2020. Zwischen Erleichterung und finanziellen Sorgen – das sind ihre Reaktionen.
Anna Hahner (30), Marathonläuferin
Anna Hahner ist eine der bekanntesten Marathon-Läufer*innen Deutschlands. Seit Dezember 2019 war sie fast durchgehend im Trainingslager, musst aber aufgrund der Corona-Krise frühzeitig aus Äthiopien abreisen. Beim Hannover-Marathon am 26.4 wollte sie sich das Ticket für Tokio sichern.
“Die Entscheidung war die einzig Richtige. Nicht nur für die Sportwelt, sondern für die ganze Welt. Natürlich ist das als Sportlerin für mich traurig. Aber man darf auch nicht vergessen, dass es um so viel mehr geht, als Sport. Es gehen gerade ganze Existenzen zu Grunde und vor diesem Hintergrund rückt doch das Persönliche hier in weite Ferne. Ich bin nur ein Mosaikstein im großen Bild. Für mich persönlich war die Ungewissheit das Schlimmste. Nach der Entscheidung des IOC hat sich alles etwas konkretisiert. Damit kann ich besser umgehen.
Natürlich beeinflusst das Wegfallen von Wettkämpfen auch meine finanzielle Lage, da sie Auswirkungen auf meinen Marktwert hat und die Wettkampfeinnahmen im Frühjahr komplett wegfallen. Aber das steht gerade für mich nicht im Vordergrund. Ich möchte die Situation so annehmen wie sie ist und positiv bleiben. Das ist sowieso gerade in dieser Zeit besonders wichtig. Als Sportler haben wir auch eine große Verantwortung und wir können dazu beitragen das gesellschaftliche Wir-Gefühl zu stärken. Für uns alle ändert sich gerade viel. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir das gemeinsam schaffen können.
Was mir gerade Mut macht ist zu sehen, wie sehr Menschen zusammenhalten und -arbeiten.
Anna Hahner, Marathonläuferin
Was mir gerade Mut macht ist zu sehen, wie sehr Menschen zusammenhalten und -arbeiten. Dazu habe ich neulich einen schönen Spruch gelesen, der die Situation treffend beschreibt: Wenn ein einziger Moment die Welt verändern kann, dann kann auch ein einziger Mensch die Welt verändern. Daran glaube ich fest.“
Christiane Reppe (32), Paratriathletin
Christiane bereitete sich noch bis vor kurzem auf die Paralympischen Spiele in Tokio im Trainingslager auf Lanzarote vor. Ihr Ticket hatte sie als zweite im Paralympischen Ranking schon so gut wie in der Tasche. 2016 holte sie bereits Gold bei den Paralympischen Spielen im Straßenrennen. 2020 wollte sie im Paratriathlon an den Start gehen.
„Ich habe die Nachicht sehr positiv aufgenommen. Innerlich hatte ich mich schon einige Zeit darauf vorbereitet. Wer die ernste Lage in den vergangenen Wochen beobachtet hat, wusste eigentlich auch, dass die Absage bzw. die Verschiebung kommen würde.
Ich frage mich, ob die Planung für 2021 realistisch ist, hoffe aber sehr, dass ich nächstes Jahr nach Tokio reisen kann. Die Verschiebung bedeutet für mich aber auch, dass ich 2021, statt der Teilnahmen an den Ironmanweltmeisterschaften in Kona, eben Tokio priorisieren muss.
Jetzt ist erstmal die Zeit sich auf die wichtigen Dinge wie Gesundheit und Familie zu konzentrieren.“
Christiane Reppe, Paratriathletin
In den kommenden Wochen werde Ich zwar auch versuchen mich in den eigenen vier Wänden fit zu halten – dafür habe ich meine Wohnung schon auf Vordermann gebracht (lacht) – aber dieses Jahr ist im Hinblick auf Wettkämpfe kaum planbar. Jetzt ist erstmal die Zeit, sich auf die wichtigen Dinge wie Gesundheit und Familie zu konzentrieren.“