Jedes Jahr stellen sich tausende Läufer*innen der Herausforderung: Marathon zum ersten Mal. Dieses Jahr war auch Achilles-Redakteurin Eileen unter ihnen und hat die Achilles-Community via Instagram an den Vorbereitungen teilhaben lassen. Der Marathon ist nun vorbei. Zeit auf den Marathon zu schauen und ein Resümee zu ziehen.
Ich checke meine Wetter-App im Stundentakt, doch es tut sich nichts. Regen, Wind und kalt. Kalt finde ich ja gut, den Rest nicht. Egal, da muss ich jetzt durch. Genau wie über 40.000 andere beim Berlin-Marathon.
Auf geht’s!
Outfit on Point, Mindset ist da und die Beine sind bereit loszulegen. Ich stehe im Startblock, sauge die Atmosphäre ein und quatsche mit meiner Pacegruppe. Die Vorfreude ist groß. Die Musik erklingt, der Countdown wird gezählt und ganz langsam macht sich die Masse auf den Weg. 42,195 Kilometer liegen vor uns.
0 bis 15 Kilometer – erst „Yeah“, dann „Oh, nein“
Trocken und kühl. Genau so mag ich es beim Wettkampf. Der Start verläuft leichter als noch beim Berliner Halbmarathon. Ich muss weniger Zickzack laufen und die Stimmung ist weniger aggressiv beim Überholen. Leider fühlt sich Geschwindigkeit zügig zu schnell an. Meine Pacegruppe teilt sich auf. Diejenigen, die die Pace halten können und zuversichtlich sind und diejenigen, die es dann doch langsamer angehen wollen. Wir bleiben also zu zweit zurück und machen unser eigenes Ding. Ein ordentlicher Regen setzt ein.
15 bis 30 Kilometer – schwere Beine und kein Bock
So langsam fühlen sich meine Beine schwerer an. Viel früher als gedacht – bei Kilometer 17. Ich bezweifle nicht, dass ich es nicht schaffen kann, aber verabschiede mich von den 3:45:00 Stunden. Mein Zweier-Grüppchen hält sich tapfer und wir motivieren uns gegenseitig. Das erste Gel wird bei circa Kilometer 16 genommen. Es folgt ein weiteres bei jeder zweiten Verpflegungsstation.
Das erste mentale Tief besetzt meinen Kopf. Bei 24 Kilometern habe ich keinen Bock mehr und ziehe eine Schippe, wie es sonst nur ein bockiges Kleinkind kann. “Einfach weiterlaufen” heißt mein innovatives Geheimrezept. Irgendwann ist die Laune dann besser.
30 bis 42 Kilometer – Kampf, nicht Krampf
Meine Gruppe ist leider auf 1 geschrumpft. Ich kämpfe mich vorwärts durch den kalten Regen. Die Kilometer verschwimmen ineinander. Ich hangele mich von Kilometer zu Kilometer, von Gel zu Gel. Bei Kilometer 39 ist dann alles vorbei. Mein Körper kann nicht mehr und beschließt zu streiken. Eine kurze Geh-Pause bewahrt mich vermutlich vor einem „DNF“ – Did not finish. Ich versuche tief zu atmen, rufe mir die Stimme einer Freundin in den Kopf: „Eileen, genieß es!“
Ziel – Schmerzen, aber glücklich
Die letzten hundert Meter starre ich auf den Zielbogen. Bei jedem Schritt weiß ich, dass es einen Schritt näher zum Finish ist. Ich weiß jetzt bereits, dass ich es unter vier Stunden schaffen werde. Nach der Ziellinie brauche ich ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass ich es geschafft habe. Wie in Trance wackele ich weiter. Die Stimme meines Kollegen Namri holt mich ins Hier und Jetzt zurück. So langsam steigt die Freude über die geschaffte Herausforderung. Namri hält alles auf Video fest.
Mein Fazit
Gerne wieder, aber das nächste Mal entspannter und ohne Zielzeit. Das Genießen soll beim nächsten Marathon im Vordergrund stehen.
Es hat, trotz der großen Anstrengung, riesen Spaß gemacht und ich habe sehr viel über mich und meinen Körper gelernt. Ich weiß nun, dass ich mit meinen eigenen Beinen eine Strecke laufen kann, für die ich sonst nur das Auto oder die Öffis nehmen würde. Das hat mich stärker gemacht – auf ganz vielen Ebenen.
Das nächste Mal muss ich unbedingt das Tapering ernster nehmen und vorher meine Beine häufiger hochlegen. Jetzt darf ich mich offiziell Marathon-Läuferin nennen – „stolz“ ist gar kein Ausdruck!
Zum Nachhören mit Gänsehaut-Momenten
Im Podcast nehme ich euch noch einmal mit in die Vorbereitung und natürlich auch mit zum Berlin-Marathon – inklusive allen Höhen, Tiefen, Rückschlägen á la Verletzungen und Infekten, und warum ich gegen die wichtigste Marathonregel “Don’t try anything new” verstoßen musste, um durchzukommen.