Wir tracken, posten und machen ständig Selfies – da wird das Laufen fast zur Nebensache. Aber unterstützt uns die Technik beim Sport oder hat sie uns im Griff? Warum soziale Medien stressen und Leerlauf wichtig ist.
Bei Instagram hat der Kollege gerade ein grinsend-verschwitztes Selfie von sich nach dem Morgenlauf gemacht. War wieder schnell unterwegs – um 6:30 Uhr. Streber.
In ihrer Story hat die von Nebenan gerade ihr Frühstück gepostet. Sojaguhrt mit zuckerfreiem Müsli und frischen bunten Beeren. Sah mega lecker aus. Gesund.
Ich hatte heute morgen Schokocroissant und zwei Kaffee. Ich wollte auch Sport machen, habs dann aber gelassen – aus Zeitmangel und sieben anderen Gründen.
Toll, jetzt fühle ich mich faul und ungesund.
Stress durch soziale Medien
Instagram kann motivieren, inspirieren, aber genauso auch demotivieren und frustrieren. In meiner Fitness-Runner-Feedblase sind scheinbar alle gesunde, schöne, positive Wesen, die erfolgreich und beliebt durchs Leben schweben. Ich dagegen habe seit drei Tagen nichts gepostet. Gab nichts Positives zum Teilen.
“Es kann Stress auslösen, wenn ich mich immer super fühlen muss”
Johanna Constantini ist Psychologin und arbeitet in Innsbruck. Sie setzt sich vermehrt mit dem Gebrauch digitaler und sozialer Medien auseinander. Die ständige Beschallung durch Insta & Co, GPS-Uhren, die einen gnadenlos tracken, das ewige Nachdenken darüber, ob jetzt ein Selfie angebracht wäre. Tools zum Meditieren, Apps, die den Handygebrauch limitieren sollen.
Kann ich ohne Handy laufen?
Schon wieder eine Nachricht. Whatsapp, SMS, Facebook Messenger, Mail, Slack-Nachricht – irgendwann will man einfach nur weg vom digitalen Leben. Detox, Baby. Laufen. Natur. Durchatmen.
Aber so ganz ohne Handy gehts dann auch nicht. Will noch ein Sonnenuntergangsbild machen und was ist, wenn jemand anruft? Und ohne Strava/ Runtastic laufe ich nicht.
“Ich würde empfehlen, den Ausgleich zu schaffen. Loszulaufen, ohne seinen Lauf zu tracken. Oder sich zu überlegen, was passiert, wenn der Akku aus ist. Laufe ich dann weiter oder drehe ich sofort um, weil ich kein Foto posten kann?”
Johanna Constanini
Das ist die neue große Aufgabe unserer Zeit: Wir müssen klären, wie viel Technik gut für uns ist. Ab wann ist die Technik eher hinderlich? Zum Beispiel, wenn man minutenlang nicht losläuft, weil die Uhr das GPS-Signal nicht findet. Wie schaffe ich es, nicht mehr alle zwei Minuten aufs Smartphone zu schauen? Wie befreie ich mich vom digitalen Detox?
Mehr über Digital Detox beim Laufen im Achilles-Running-Podcast.