Dass der menschliche Körper zwar ein präzise funktionierendes aber durchaus anfälliges Gebilde ist, merken vor allem Sportler*innen. Ist das Training zu hart, wird der Körper mit einem ungewohnten Laufintervall konfrontiert oder fehlt auch nur ein Mikronährstoff, leuchtet schnell die sinnbildliche Wartungsleuchte.
Während sich der Muskelkater nach einem Berg- oder Steigerungslauf noch leicht erklären lässt, liegt die Ursache für viele andere Symptome wie schmerzende Gelenke im Verborgenen.
Ein solcher Urheber kann das Fehlen von organischem Schwefel sein, der in zahlreiche Stoffwechselprozesse einbezogen ist. Wie aber kommt es zum Schwefelmangel? Und wie können Läufer*innen von organischem Schwefel profitieren?
Was ist organischer Schwefel?
Wer bei Schwefel ausschließlich an den Chemieunterricht aus der Schule denkt, liegt leider daneben, denn auch in unserem Körper spielt organischer Schwefel eine große Rolle. Dieser kommt im menschlichen Gewebe vor allem in Form der organischen Schwefelverbindung Methylsulfonylmethan (MSM) vor.
Dass der Organismus zu rund 0,2 Prozent aus diesen Schwefelverbindung besteht, kommt auch nicht von ungefähr. Schließlich fungiert organischer Schwefel einerseits als Strukturbaustein für Proteine und das Bindegewebe, andererseits jedoch auch als Einflussfaktor für die Zelldurchlässigkeit. Dass der organische Schwefel für den Menschen wichtig zu sein scheint, liegt auf der Hand. Wo aber genau liegt das Problem?
Schwefelmangel durch falsche Ernährung
Auch wenn Sportler*innen ihren Körper grundsätzlich höher belasten und damit einen erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen haben, erklärt das noch nicht den heute vergleichsweise weit verbreiteten Schwefelmangel. Eigentlich beinhaltet eine ausgewogene Ernährung nämlich mehr als genug organischen Schwefel, um auch den Schwefelbedarf ambitionierter Läufer*innen zu decken. Die Ernährungswissenschaft hat die Rechnung allerdings ohne den Wirt gemacht, denn organischer Schwefel ist ein sehr flüchtiger Mikronährstoff, der besonders empfindlich auf Hitze und Kälte reagiert.
Da wir unsere Nahrungsmittel aber oft sehr lange im Kühlschrank lagern oder generell viele mehrfach vorverarbeitete Nahrungsmittel zu uns nehmen, sinkt der Schwefelgehalt in der täglichen Ernährung.
Insbesondere Sportler*innen bekommen den Schwefelmangel durch ihren erhöhten Bedarf als Erste zu spüren. Typische Symptome für den Schwefelmangel sind anhaltende Müdigkeit, Gelenkbeschwerden und eine merklich langsamere Regeneration. Häufen sich derartige Symptome ohne besondere Intensitätssteigerung, ist der Schwefelmangel keine unwahrscheinliche Ursache.
Organischer Schwefel stärkt die Gelenke
Die Knie sind die im Laufsport am stärksten belasteten Gelenke. Kein Wunder also, dass die Knie häufiger Probleme machen. Interessant ist vor diesem Hintergrund die Rolle des Schwefels, denn dieser ist sowohl Bestandteil der Gelenkschmiere als auch der Membrana synovialis, also der Innenauskleidung der Gelenkhöhle.
Fehlt es dem Organismus nun an organischem Schwefel, können sich die Gelenke insbesondere nach starken Belastungen nicht mehr optimal regenerieren. Das wiederum ist eine mögliche Ursache für Gelenkschmerzen. Wie wichtig die Schwefelverbindungen für die Gelenke sind, belegt eine im Jahr 2007 veröffentlichte Studie, die nachweisen konnte, dass Methylsulfonylmethan den Gelenkknorpel schützt.
Darüber hinaus unterdrückt organischer Schwefel laut den US-Forscher*innen des “Southwest College of Naturopathic Medicine and Health Sciences” die Bildung von Entzündungsmediatoren im Gelenkknorpel.
Verringerte Muskelschäden durch organischen Schwefel
Organischer Schwefel ist jedoch nicht nur für die Widerstandskraft der Gelenke bedeutend, sondern auch für die Muskulatur. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang eine Untersuchung iranischer Wissenschaftler*innen der “Islamic Azad University”, die sich mit dem Einfluss von organischem Schwefel auf sportbedingte Schädigungen des Muskelgewebes beschäftigt.
Im Rahmen der Untersuchung wurden die 18 Versuchspersonen, jeweils gesunde junge Männer, in zwei Gruppen unterteilt. Während eine Gruppe täglich 50 Milligramm organischen Schwefel pro Kilogramm Körpergewicht einnahm, erhielten die Probanden der Vergleichsgruppe lediglich ein Placebo.
Nach Ablauf der zehn Versuchstage absolvierten alle Teilnehmer einen Lauf von 14 Kilometern Länge. Im Anschluss an den Lauf stellte man fest, dass die Versuchsgruppe, die organischen Schwefel supplementiert hatte, signifikant geringere Creatinkinase- und Bilirubinwerte aufwies.
Dieser Unterschied war sowohl nach 24 als auch nach 48 Stunden nach dem Ende der sportlichen Belastung messbar. Die Forscher*innen selbst führen ihr Ergebnis auf die oxidative Wirkung des organischen Schwefels zurück. Da es sich bei diesen Werten unter anderem um Marker für belastungsbedingte Muskelschäden handelt, ist das Ergebnis für Läufer*innen und Sportler*innen allgemein interessant.
In eine ähnliche Richtung verweist eine Pilotstudie des “Departments of Health and Sport Sciences der University of Memphis”. Im Jahr 2012 konnten die Wissenschaftler*innen nämlich belegen, dass eine tägliche Einnahme von drei Gramm organischem Schwefel die regenerativen Prozesse nach sportlicher Belastung fördert.
Hinzu kommt eine messbare Abnahme von Muskelschmerzen. Diese Feststellung der iranischen Forscher*innen konnte durch weitere Untersuchungen des “Helfgott Research Institutes der University of Natural Medicine” in Portland bestätigt werden. Die US-Forscher*innen setzen dabei auf einen weitgehend gleichen Versuchsaufbau, maßen das Schmerzempfinden jedoch nach einem Halbmarathon. Gute Nachrichten also für von Schmerzen und Muskelkater geplagte Läufer*innen, die ihre Regeneration optimieren möchten.
Der Weisheit letzter Schluss
Unter dem Strich ist auch organischer Schwefel ein Mikronährstoff, den wir über die tägliche Ernährung zu uns nehmen. Dementsprechend stellt sich natürlich immer die Frage danach, wie wir das Wissen um organischen Schwefel in der Praxis einsetzen sollten.
Da die Zufuhr in erheblichem Maße von individuellen Ernährungsgewohnheiten abhängt, ist in erster Linie die Optimierung der Ernährung angebracht.
Durch den Verzehr möglichst vieler frischer und unbehandelter Lebensmittel können auch ambitionierte Läufer*innen Mangelerscheinungen vermeiden.
Wer sich überdies weiteren Vorteilen für die sportliche Leistung zuwenden, und damit den Implikationen der angeführten Studien folgen möchte, kann MSM auch gezielt über Kapseln, Tabletten und Multi-Vitamin-Präparate als Nahrungsergänzung nutzen.