Der erste Trailrun ist ein Abenteuer. Aber keins, vor dem man Angst haben muss. Im Gegenteil. Gut vorbereitet wird der Naturlauf zum Erlebnis.
Der Trailrun boomt. Kein Wunder. Statt Autogehupe, Ampeln und Asphaltstraßen führen die Pfade über Wiesen, durch den Wald, auf den Berg. Laufen in atemberaubender Natur ist nicht zu schlagen. Da hält kein Straßenlauf der Welt mit.
Wohlfühl-Läufer*innen statt Asphalt-Cowboys
Selbst Achim, der sich in früheren Zeiten gerne (und erfolglos) als strenger Asphalt-Cowboy und Kilometersammler zu inszenieren versuchte, läuft jetzt vor allem, um sich wohlzufühlen, am besten fernab von der Stadt. “Was soll ich sagen: Ich mag Frischluft, Anstrengung und Natur.”
Mindestens einmal die Woche läuft er eine Runde im Grunewald und erläuft Berlins “Gebirge” – auch wenn das nicht wirklich als Hochland durchgeht. “Der Teufelsberg ist eine lächerliche Erhebung, die ein altersschwacher Maulwurf in der Mittagspause aufgeworfen hat”, sagt Achim. Ein wirklicher Traillauf ist das nicht, aber eine erste Annäherung – und eine gute Vorbereitung auf einen längeres Event.
Angst vor dem ersten Trail-Event?
Kann ich das? An einem echten Traillauf-Event teilnehmen? Bei dem man womöglich zehn, 15 Kilometer oder mehr in hügeliger Umgebung rennen muss? Diese Frage stellen sich viele, die noch nie auf Trailpfaden unterwegs waren.
Dabei ist der Einstieg gar nicht mal so schwer: “Wenn du Intervalltraining kennst und schon einmal einen ‘langen Lauf’ absolviert hast, dann schaffst du prinzipiell auch einen Trailrun”, sagt Achim. Und natürlich sollte man jede Erhebung, die sich zum Training bietet, nutzen. “Aber bitte nicht so wie meine Nichte Anna, die selbst zu unserem Februar-Läufchen im Grunewald den 100-Liter-Rucksack mitbringt.”
Erst kommt die Form, dann die Ausrüstung. Denn eins ist sicher. Der erste Traillauf wird kein Spaziergang, aber man muss ihn auch nicht zu einer Extrem-Expedition aufbauschen. “Eine längere Distanz zu laufen, ist immer eine Herausforderung, egal auf welchem Level”, sagt der irische Bergläufer Dan Doherty.
Das Schöne ist: Man läuft nicht gegen die Uhr oder gegen andere, sondern macht alles mit sich selbst aus. Wer den ersten Schritt macht, ist allein deswegen schon ein*e Laufheld*in.
“Der Kopf läuft immer mit”
Wer Bedenken vor dem ersten Traillauf hat, kann sich beruhigen: Die gehören dazu und machen das Abenteuer Trail aus. Man verlässt gewohnte Bahnen und riskiert, an seine Grenzen gehen zu müssen. Dabei spielt das Mentale ebenso eine Rolle wie das Körperliche.
“Der Kopf läuft immer mit”, stellt Achim fest. “Das war eine neue Erfahrung für mich.” Es geht nicht darum, möglichst schnell irgendwo anzukommen, sondern darum, sich selbst kennen und einzuschätzen zu lernen. Und auch mit den Gegebenheiten wie schlechtes Wetter umzugehen. Die Einstellung ist wichtig.”
Ein Traillauf ist eine Erfahrung
“Man lernt, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Alles ist eine Phase, alles geht vorüber”, sagt die Extrem-Läuferin Anne-Marie Flammersfeld. Ein Straßenlauf ist Routine, ein Traillauf ist eine Erfahrung.
Anne-Marie Flammersfeld liebt die Herausforderung des Unbekannten. Sie sagt: “Bergläufe sind jedes Mal anders. Manchmal frisst der Berg mich, dann bin ich ganz klein. Manchmal fühle ich mich stärker und kann laufen und laufen. Manchmal rutsche ich Schneefelder runter, krabbele auf allen Vieren hoch und manchmal geht alles gut. Aber genau das ist der Grund, warum ich mich weiter und höher traue beim nächsten Mal. Es ist die Summe an Erfahrungen, die mich stärker macht.”