Vinyasa Flow, Jivamukti oder Bikram? Die Liste von Yoga-Arten ist schier endlos. Doch wie finden sich Neulinge zurecht? Welchen Schwerpunkt haben die heutigen Yoga-Stile? Yoga-Lehrerin Jasmin Bühler gibt dir einen Überblick über zehn unterschiedliche Yoga-Schulen.
Die heutigen Yoga-Formen basieren alle auf einer uralten Tradition: Hierbei geht es um den Sinn des Lebens, um ein ausgeglichenes, glückliches und selbstbestimmtes Dasein. Mit Hilfe verschiedener Körperhaltungen, Wahrnehmungs-, Achtsamkeits- und Atemübungen werden Körper, Geist und Verstand miteinander verbunden. So bringt dich Yoga zu dir selbst. Vielleicht findest du hier deinen passenden Yoga-Stil!
1. Hatha Yoga: für die gemütliche Bewegung
Was ist das? Im Hatha Yoga werden die Gegensätze verbunden.
Wie geht das? Üblicherweise wird langsam und ruhig geübt. Die Körperhaltungen führen die Ausübenden im Sitzen, Liegen und Stehen aus. Sie werden ungefähr fünf bis zehn Atemzüge gehalten. So kann man entspannt und tief in die verschiedenen Yoga-Haltungen gehen. Die Übungen stärken den gesamten Muskelapparat und den Geist.
Was ist das Besondere? Die Stunden enthalten entspannende, kraftvolle und gut nachvollziehbare Körperübungen, sanfte Dehnungen, Atemübungen, Tiefenentspannung und Meditation.
Für wen geeignet? Für gemütliche Bewegungstypen, die Ruhe und Entspannung benötigen und Stress abbauen wollen. Hatha Yoga eignet sich als Einstieg und präsentiert eine eher traditionelle Form.
2. Vinyasa Flow Yoga: Meditation in Bewegung
Was ist das? Vinyasa Flow ist ein dynamischer und fließender Yoga-Stil.
Wie geht das? Bewegung und Atmung verbinden sich zu einem Bewegungsfluss. Man ist ständig in Bewegung, wodurch man ganz im gegenwärtigen Moment ist und keine Zeit hat, mit den Gedanken abzuschweifen.
Was ist das Besondere? Die Abfolgen sind fließend und variieren. Sie fordern dich körperlich wie auch mental und schulen deine Konzentration und Aufmerksamkeit. Vinyasa Flow Yoga gleicht einem Tanz.
Für wen geeignet? Für dynamische Bewegungstypen, die gerne ständig in Bewegung sind. Hierbei hilfreich sind ausgeprägte koordinative Fähigkeiten oder das Ziel, diese zu trainieren.
3. Ashtanga Yoga: von Level zu Level
Was ist das? Ashtanga Yoga ist der Vorläufer des Vinyasa Flow Yoga. Der Begründer Sri K. Patthabhi Jois hat sechs festgelegte Übungsserien entwickelt. Sie variieren je nach Schwierigkeitsgrad. Erst wenn man eine Serie perfekt beherrscht, darf man zur nächsten wechseln.
Wie geht das? Die anspruchsvollen Serien bestehen aus fließenden, gleichbleibenden Sequenzen. Die Übergänge werden durch Sprünge miteinander verbunden. Die Ausführungen sind sehr exakt.
Was ist das Besondere? Korrekte, sich wiederholende Übungsabfolgen – sehr kraftvoll und schweißtreibend.
Für wen geeignet? Für die Athlet*innen unter uns, die anspruchsvolle Bewegungsabläufe lieben.
4. Power Yoga: zum “Auspowern”
Was ist das? Power Yoga kommt aus den USA. Es ist eine Weiterentwicklung des Ashtanga Yoga.
Wie geht das? Der Körper ist viel in Bewegung. Die dynamischen Asanas (*siehe Glossar weiter unten) werden jeweils fünf Atemzüge gehalten. Es stärkt die Widerstandskraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Meist wird die Ujjayi-Atmung verwendet.
Was ist das Besondere? Sehr körperbetont, schweißtreibend und zum “Auspowern”. Dabei motivieren oft moderne “Dance Beats”.
Für wen geeignet? Für die intensiven Bewegungstypen, die überschüssige Energie haben oder Ärger und Frust loswerden wollen.
5. Jivamukti Yoga: Spaß, Lachen und Mitsingen
Was ist das? Jivamukti Yoga wurde 1984 in den USA ins Leben gerufen und im Jahr 2000 von Patrick Broome nach Europa gebracht.
Wie geht das? Hier wird grundsätzlich zu traditioneller wie auch moderner Musik geübt. Freude, Spaß, Lachen und Mitsingen sind dabei herzlich willkommen. Die fließenden Bewegungen werden fast tänzerisch verbunden.
Was ist das Besondere? Broome hat die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft inspiriert und zum Jivamukti Yoga verführt.
Gefordert wird man hier sowohl physisch als auch mental. Jivamukti Yoga basiert auf philosophischen Unterweisungen, Hingabe, Gewaltlosigkeit, Musik und Meditation.
Für wen geeignet? Für die offenherzigen Bewegungstypen, die Leichtigkeit und Freude integrieren möchten.
6. Bikram Yoga: flexible Entgiftung
Was ist das? Bikram Yoga ist das Yoga der Hollywoodstars und “very hot”.
Wie geht das? Bei einer Raumtemperatur von 38 Grad Celsius werden 26 gleichbleibende Stellungen geübt.
Was ist das Besondere? Bikram sagt: “In dieser extremen Hitze schmieden wir einen Körper und einen Geist aus Stahl.” Der Körper wird flexibel und entgiftet. Alle Lehrer*innen werden bei Bikram Chowdhury, einem der wohl bekanntesten Yoga-Lehrer, ausgebildet.
Für wen geeignet? Für extreme, leistungsorientierte Bewegungstypen, die Grenzerfahrungen mögen und gern unter Hitze stehen.
7. Hormon-Yoga: für die Wechseljahre
Was ist das? Dina Rodrigues hat das “Hormon-Yoga” 1992 entwickelt. Es ist eine alternative Behandlungsmethode für Probleme, die während der Wechseljahre auftreten.
Wie geht das? Es ist eine Kombination aus Hatha Yoga, Kundalini Yoga und tibetischen Energieübungen. Mit Hilfe der Atmung wird Energie gelenkt. Dynamische Körperübungen unterstützen die Wirkung.
Was ist das Besondere? Eine Hormon-Therapie für Frauen in den Wechseljahren – ohne Einnahme von Medikamenten.
Für wen geeignet? Für Frauen ab 35 Jahren, die gerne ihre Selbstheilungskräfte aktivieren wollen.
8. Iyengar Yoga: gegen Laufverletzungen
Was ist das? Iyengar Yoga ist eine Form des Hatha Yoga und nach seinem Begründer, dem indischen Guru B.K.S. Iyengar, benannt.
Wie geht das? Die Körperhaltungen werden sehr exakt, langsam, achtsam und Schritt für Schritt ausgeführt. Äußere Hilfsmittel unterstützen, damit die Schüler*innen die volle Kraft der Übungen erfahren können.
Was ist das Besondere? Hilfsmittel wie Blöcke und Seile an den Wänden zeichnen diesen Stil aus. Diese Yoga-Form kann sehr gut bei Krankheiten und Störungen eingesetzt werden.
Für wen geeignet? Für die exakten Bewegungstypen, die verbal präzise Anweisungen und Korrekturen brauchen oder (Lauf-)Verletzungen kurieren wollen.
9. Kundalini Yoga: Energie pur
Was ist das? Kundalini Yoga wurde von Yogi Bhajan entwickelt. Es gilt als “Yoga der Energie”.
Wie geht das? Die Körper- und Atemübungen zielen darauf ab, die Körperenergie zu aktivieren.
Was ist das Besondere? Das Singen von Mantras ist ein großer Bestandteil. Dies ist ein sehr traditioneller Yoga-Stil.
Für wen geeignet? Für neugierige Menschen, die an Körpererfahrungen auf der feinstofflichen Ebene interessiert sind.
10. Acro Yoga: akrobatischer Triathlon
Was ist das? Wie ein Triathlon – eine Kombination aus drei Disziplinen: Yoga, Akrobatik und Thai-Yoga-Massage.
Wie geht das? Zu zweit oder zu dritt probiert man akrobatische Figuren und erlebt ein schwereloses Yoga in der Luft. Zudem gibt oder empfängt man eine Thai-Massage.
Was ist das Besondere? Mit Leichtigkeit und Freude lernt man, zu fliegen und verlässt seine Komfortzone. So werden sowohl Vertrauen als auch Kommunikation untereinander gestärkt wie auch die Körperbeweglichkeit trainiert.
Für wen geeignet? Für die experimentellen Bewegungstypen, die Verbindung und Berührung spielerisch erleben wollen.
Bist du bereit?
Hast du Lust, alte Wege zu verlassen und Neues auszuprobieren? Denk daran: Jeder Mensch ist anders. Jeder Körper ist anders und jeder Yoga-Stil ist anders.
Noch dazu: Verschiedene Lehrer*innen haben natürlich ihre ganz eigene Form des Unterrichts. Lass dich also nicht entmutigen, falls deine erste Stunde nicht sofort einem Feuerwerk gleicht. Yoga ist nicht gleich Yoga. Sei also offen, neugierig und hab Freude am Experimentieren. Namasté.
Yoga-Glossar
- Namasté: Das Göttliche in mir grüßt das Göttlich in dir.
- Asana: Körperhaltung
- Prana: Atem
- Pranayama: Atemübung
- Meditation: Achtsamkeits- und Konzentrationsübung, um den Geist zu beruhigen und das Bewusstsein zu erweitern
- Tiefenentspannung: tiefe körperliche und geistige Entspannung, die zur Öffnung des Unterbewusstseins führt
- Sanskrit: altindisch
- Mantra: heilige Silbe oder Wort, das mehrfach rezitiert wird
- Kirtan: Singen eines Mantras
- Mudra: Fingerhaltung
Zur Person: Jasmin Christina Bühler ist seit Januar 2015 mit ihrem Unternehmen JCB|bewegt.berührt.verbindet. auf dem Markt.