Immer höher, immer schneller und immer weiter – im Sport scheinen menschlichen Höchstleistungen keine Grenzen gesetzt zu sein. Doch leider geht da nicht immer alles mit rechten Dingen zu. Der Leistungssport hat ein andauerndes, noch nicht gelöstes Doping-Problem.
Beispiel 100-Meter-Sprint: Der Weltmeister von 1991 – Carl Lewis – hätte mit seiner Zeit von 9,86 Sekunden bei der Leichtathletik–WM 2009 gerade einmal Platz vier belegt.
Die damalige Nummer eins, Usain Bolt, lief für den Sieg 9,58 Sekunden. Auf einer Strecke von 100 Metern ist dieser scheinbar geringe Unterschied zwischen den Sportler*innen ein Quantensprung.
Ähnliche Entwicklungen gibt es in vielen anderen Sportarten. Die Athlet*innen werden schneller, ausdauernder und zunehmend kräftiger. Erklären lässt sich diese Entwicklung zum Teil durch das zunehmend ausgefeilte System der Sportförderung.
Bereits im Kindesalter werden die Grundlagen für späte Höchstleistungen gelegt. Darüber hinaus haben sich Trainingsmethoden und Sportmedizin stetig weiterentwickelt.
Athlet*innen trainieren nicht nur mit einem Stab an Physiotherapeut*innen und Techniker*innen, sondern setzen auch Videoauswertung und moderne Analysen ein, was ein Training im Optimal-Bereich erlaubt.
Leider zeigt sich seit Jahren aber auch, dass Sportler*innen immer wieder mit dem Chemiebaukasten nachhelfen. Die Rede ist vom “Doping”. Dieses Thema rückt gerade im Rahmen sportlicher Großereignisse, wie den Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften, in den Fokus.
Doping erweist sich in einigen Sportarten tatsächlich als verbreitetes Problem – doch zeigt sich immer wieder, dass sich Doping letztlich nicht lohnt.
Doping: bekannte Methoden
Doping ist definitionsgemäß die Nutzung unerlaubter Substanzen und Methoden, um eine Leistungssteigerung im Training oder im Wettkampf zu erreichen.
Das Augenmerk liegt hierbei auf dem Begriff “unerlaubt”. Damit die Einnahme spezieller Wirkstoffe wirklich als Doping angesehen wird, muss die Substanz auf einer Verbotsliste erscheinen.
Je nach Sportart können ganz unterschiedliche Substanzen geächtet werden. Beispiel Capsaicin: Die Substanz ist in Cremes und Pasten heute bei Verbraucher*innen gegen Verspannungen im Einsatz. Im Reitsport führt die Verwendung dieses scheinbar so harmlosen Mittels aber zur Disqualifikation.
Der Grund ist die sensibilisierende Wirkung des Capsaicins, welches Springpferde empfindlicher macht – und als chemisches Barren bezeichnet. Das Pferd will Berührungen mit dem Hindernis vermeiden und springt aus diesem Grund höher. Für einen Paukenschlag sorgte Capsaicin im Falle Christian Ahlmanns und Cöster bei den Spielen in Peking.
Erythropoetin
Erythropoetin (EPO) ist wahrscheinlich die Dopingsubstanz, welche viele Sport-Fans und Zuschauer*innen heute kennen. Die Substanz hat eine positive Wirkung auf die Ausdauerleistung.
Eigentlich handelt es sich hierbei um ein Glykoprotein-Hormon, das als Wachstumsfaktor bei der Bildung roter Blutkörperchen von Bedeutung ist und auch im Körper hergestellt wird.
Durch eine höhere Anzahl an EPO ist ein besserer Sauerstofftransport im Blut möglich. EPO ist seit Anfang der 1990er Jahre eine unerlaubte Substanz. Wirksame Methoden zum Nachweis standen aber erst später zur Verfügung. Hochrechnungen der World Anti-Doping-Agency (WADA) anhand der hergestellten Mengen gingen für 2007 von einem Überschuss in Höhe eines Faktors von fünf bis sechs aus.
E-Doping
In Sachen “E-Doping” markiert der Mai 2016 ein besonderes Datum. Mit der Sperre der Radfahrerin Femke Van den Driessche rückte das technische Doping in den Mittelpunkt. Grund für die drakonischen Maßnahmen war ein Fund im Equipment der Sportlerin. Expert*innen stellten ein Fahrrad mit eingebautem – und gut verstecktem – Hilfsmotor sicher.
Dieser kann ferngesteuert im entscheidenden Moment die nötige Leistung zur Verfügung stellen, um sich auf Bergetappen oder bei Ein-Tages-Rennen vom Feld abzusetzen.
Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Entdeckung des technischen Dopings werden sich Fahnder*innen in Zukunft vermehrt auf diesen Bereich konzentrieren.
In welchen Sportarten wird besonders gedopt?
Wahrscheinlich sollte die Frage eher lauten: Wo wird heute nicht mit Mitteln und Methoden nachgeholfen? In den letzten Jahren war besonders stark der Radsport vom Doping mit EPO betroffen.
Ab etwa 1998 tauchten EPO und dessen Derivate immer wieder in Doping-Proben auf. Als besonders spektakulär sind hier die Fälle:
- Lance Armstrong
- Roberto Heras
- Eufemiano Fuentes Rodríguez
Die verschiedenen Skandale zeigen, wie verbreitet die Verwendung leistungssteigernder Mittel in dieser Ausdauersportart über Jahre war.
EPO ist in der Vergangenheit aber auch in anderen Sportarten wie etwa der Leichtathletik zum Einsatz gekommen. Hier bleiben unter anderem die folgenden Namen im Gedächtnis:
- Jerome Young
- Alvin Harrison
- Michelle Collins
- Marion Jones
- Bouchra Ghezielle
Aber auch der Wintersport ist in den letzten Jahren nicht ganz sauber geblieben. Langlauf und Biathlon gehören hier leider zu den betroffenen Sportarten. Heinz Patzelt von dem Sportwetten-Portal “Wettfreunde.net” äußerte sich zu diesem Thema: “Nicht selten greifen sogar die Fußball-Profis zu Doping-Mitteln, weil sie anderen Spielern nicht vertrauen, dass sie nicht gedopt sind und Angst haben, einen Nachteil zu haben.”
Warum schadet Doping dem Sport?
Sport ist ein Kräftemessen und Unterhaltung für die Massen. Auf beides lassen sich sportliche Events reduzieren. Sport ist heute aber noch mehr. Dahinter steht eine ökonomische Komponente. Und Medaillen-Gewinner*innen haben eine Vorbildfunktion.
Werden die Erfolge nicht allein durch Schweiß, Training und Ehrgeiz erzielt, sondern durch chemisches und technisches Doping, dann haben die Erfolge letztlich kaum noch einen Wert. Doping ist nichts anderes als Betrug!
In einigen Fällen mussten und müssen überführte Doper*innen auch mit strafrechtlichen Konsequenzen und Schadensersatzansprüchen rechnen.
Zu guter Letzt hat Doping aber auch Auswirkungen auf den eigenen Körper. EPO erhöht beispielsweise das Risiko für Blutgerinnsel im Körper. In der Sportgeschichte sind Fälle dokumentiert, in denen Athlet*innen infolge des Dopings verstorben sind. Gravierend können auch die Folgen eines Anabolika-Missbrauchs sein.
Fazit: Doping bleibt ein Problem
Nachkontrollen zu den Olympischen Spielen 2012 haben im Jahr 2016 zu einem Paukenschlag geführt. Nachweislich dutzende Sportler*innen waren bei den gefeierten Spielen in London gedopt. Noch höher war die Zahl jener Athlet*innen, deren Proben von den Spielen aus Peking stammten.
Unerlaubte Mittel zur Leistungssteigerung sind ein Problem. Zuschauer*innen müssen sich dem bewusst sein. Teilweise sind Fans mit verantwortlich. Jedes Mal werden noch bessere Leistungen erwartet.
Und sobald sich sportlicher Erfolg auch wirtschaftlich rechnet, wird der Druck noch größer. Eine Tatsache, die nur ein Fazit zulässt: Doping wird es im Sport auch in Zukunft geben.