Auf der Laufmaschine kommt schnell die Wahrheit ans Licht, was für ein Laufband-Typ du bist. Hand aufs Herz: Zu welcher Gattung gehörst du?
1. Die Verbissenen
Ziehen ihr Hardcore-Training gnadenlos auf dem Laufband durch. Auch Kilometer-Intervalle in 3:30 Minuten müssen daran glauben. Im Gegenzug bekommt im Umkreis von 100 Metern jede*r das scheppernde Laufband zu hören.
Trainieren auf dem Laufband gewissenhaft alle Eventualitäten eines Wettkampfs: Essen, Trinken, Unterhose wechseln, Zieleinlaufjubel.
Erkennungsmerkmal: Tragen an jedem Handgelenk eine GPS-Uhr und eine Fitbit, um ihren Trainingsfortschritt penibel zu analysieren und zu optimieren.
2. Die Geher*innen
Erkennt man vom Weiten nicht nur am Gang, sondern daran, dass sie sich dabei die Fingernägel lackieren, auf dem iPad neue WhatsApp-Nachrichten tippen oder Zeitung lesen. Vorsatz seit dem ersten Januar: “Sich bewegen ist besser, als sich nicht bewegen.”
Erkennungsmerkmal: Können alles, nur nicht laufen.
3. Die Vorsichtigen
Der Blick ist streng nach unten gerichtet, die Hände krallen sich selbst bei Zeitlupentempo am Gerät fest. Ja, das Band bewegt sich. Oh Gott, und die eigenen Beine auch.
Erkennungsmerkmal: Legen Traubenzucker neben das Laufband, aus Angst vor plötzlicher Unterzuckerung. Bringen immer zwei Wasserflaschen mit, um nicht zu verdursten. Trinken stereo.
4. Die Handtuch-um-den-Hals-Läufer*innen
Eine aussterbende Art. Hin und wieder kann man diesen Typus noch bestaunen: meist in normalem T-Shirt (100 Prozent Baumwolle!), zu kurzer Hose (Grundschulsport?), weißen Socken (Mallorca 1994) und ausgelatschten Tretern.
Zum Übergewicht gesellt sich das unerklärliche Handtuch. Nur weil Rocky beim Laufen eines um den Hals hatte, ist das noch lange nicht sinnvoll …
Erkennungsmerkmal: Was wohl? Handtuch um den Hals. Und das T-Shirt schön tief in die Hose gesteckt.
5. Die Abgelenkten
Haben eigentlich keinen Bock, laufen zu gehen. Können sich aber daran erinnern, in einer Ausgabe von “Men’s Health” gelesen zu haben, dass Laufen gut sei. Nutzen und freuen sich über jede Möglichkeit, vom Laufband absteigen zu können.
Quatschen ausgiebig mit allen, die nicht bei drei auf dem Baum sind: über Fußballergebnisse, Body-Mass-Index und eingewachsene Zehennägel.
Erkennungsmerkmal: Binden sich auffällig häufig die Schnürsenkel, und legen viele Pinkelpausen ein.
6. Die Checker*innen
Bestaunen sich beim Laufen selbst im Spiegel. Wie bei solchen Läufer*innen das Schlafzimmer aussieht, dürfte ja wohl klar sein: komplett verspiegelt. Das gewählte Lauftempo darf nicht zu schnell sein, um die Frisur nicht zu gefährden.
Werden abgelenkt, wenn andere Personen in ihr Blickfeld geraten. Die beobachten sie genau und bewerten sie nach ihrer selbst geschaffenen “Gala-Skala”: Zwischen 1 (siehe Handtuch-um-den-Hals-Läufer*innen) und 10 (sie selbst). Im Gegensatz zu den Gockel-Läufer*innen (siehe unten) ist sportliche Leistung nicht ausschlaggebend. Hauptsache gut aussehen.
Erkennungsmerkmal: Sind von Kopf bis Fuß in einer Marke eingekleidet, wünschen sich nichts sehnlicher, als dass Louis Vuitton endlich Laufschuhe auf den Markt bringt. Ihre Hand fährt minütlich durchs wallende Haar.
7. Die Pragmatiker*innen
Laufen eigentlich lieber draußen. Sagen sich aber: Wenn es dort ungemütlich wird, bleibe ich lieber drinnen. Trainieren einfach nur. Meiden Blickkontakt. Reden nicht. Machen kein Fitness und keine Faxen. Wollen nicht zum üblichen Studio-Volk dazuzugehören.
Erkennungsmerkmal: keines.
Anmerkung: Eine Sonderform der Pragmatiker*innen sind die Vati- beziehungsweise Mutti-Läufer*innen. Trotz Kind und fehlendem Babysitter möchte das Elternteil nicht auf seinen Lauf verzichten und schafft sich ein Laufband an. Sehr lobenswert.
8. Die Aufwärmer*innen
Auftritt Bodybuilder*innen: Sie schwingen sich im Fitness-Studio sofort aufs Laufband und laufen zehn bis 15 Minuten. Danach stellen sie abrupt das Laufen ein. Hüpfen mit einem breiten Lächeln vom Laufband herunter. Watscheln im breitbeinigen Gang in den Hantelraum. Spannen dabei die Arme an. Vorhang auf.
Erkennungsmerkmal: Bizeps.
9. Die Paar-Läufer*innen
Laufen niemals allein, sondern gehen nur aufs Laufband, wenn die beste Freundin oder der beste Kumpel auch am Start ist. Verhalten sich so ähnlich wie beim Phänomen “Gemeinsam-auf-Klo-Gehen”.
Erkennungsmerkmal: Freundschaftsbändchen.
10. Die Gockel
Superschneller und superkurzer Sprint unter fünf Minuten. Danach hektisches Hin-und-Her-Schauen, um zu sehen, ob sie bei irgendwem Eindruck hinterlassen haben. Haben sie meistens auch. Aber keinen positiven.
Bemerkenswert ist, dass weibliche Gockel-Läuferinnen in der freien Wildbahn so selten zu sehen sind wie Schneeleoparden.
Erkennungsmerkmal: Gel im Haar und aufdringliche Parfumwolke, Siegelring und Einstecktuch.