Was legt man auf den Grill, wenn Steaks, Würstchen und sogar Käse tabu sind? Die überzeugte Veganerin Michaela Marmulla spricht im Interview über Vorurteile, Bambusgeschirr und ausgewaschenes Mehl. Plus: Ein sommerliches Grill-Rezept: Gegrillte Avocado mit Tomatensalsa.
Achilles Running: Michaela, du hast ein Kochbuch über veganes Grillen geschrieben “Grill vegan” – das ist sicher ziemlich dünn, oder?
Aber viel mehr als Gemüse zu grillen ist doch nicht drin, oder? Ist das nicht langweilig?
Auf keinen Fall. Kreativ zubereitet ist Gemüse noch leckerer. Zum Beispiel: Orientalische Gemüsespieße, krosse Fenchelscheiben oder Süßkartoffel-Bohnen-Burger. Und man kann auch Obst, Tofu, Seitan und Ähnliches verwenden für Gerichte wie Tofu-Ananas-Spieße und feurige Seitan-Hackbällchen.
Das Geheimrezept bei Gemüsegrillen: Gewürze
Gibt es ein Geheimrezept beim Gemüsegrillen?
Gewürze! Die sind wichtig, weil sie das Eigenaroma von Gemüse unterstreichen. Mein Rezept für würzige Süßkartoffelscheiben vom Grill bekommt durch Pimentón (geräuchertes Paprikapulver) eine ausgefallen rauchige Note.
Welches Gemüse schmeckt gegrillt besser als man denkt?
Avocados. Die kennt man eigentlich nur kalt – pur oder als Guacamole. Avocado vom Grill mit fruchtiger Tomatensalsa schmeckt herrlich frisch.
Muss man irgendwas beachten im Unterschied zum Grillen von Fleisch?
Zartes Gemüse wie Aubergine oder Zucchini haben natürlich eine deutlich kürzere Garzeit als ein dickes Steak. Die muss man also entsprechend anpassen. Maiskolben und auch Süßkartoffeln koche ich kurz vor, damit sie auf dem Grill schneller gar werden.
“Darf” man als Veganer Würstchenersatz und Fake-Steaks grillen?
Klar. Das finde ich zumindest. Gerade Menschen, die aus ethischen Gründen vegan geworden sind, greifen gerne zu Fleischalternativen, weil sie den Geschmack durchaus mögen, aber eben kein echtes Tier auf dem Teller haben möchten. Dennoch gibt es natürlich auch viele Veganer, die solche Ersatzprodukte ablehnen.
Gemüse ist günstig, aber Fleischersatz ist recht teuer und nicht überall erhältlich. Damit alle Grillgäste satt werden, muss man vermutlich viel Geld ausgeben.
Man kommt beim veganen Grillen auch gut ohne Ersatzprodukte aus und wird dennoch satt. Neben deftigen Gerichten wie Rote-Beete-Burgern oder gefüllten Champignons gibt es ja auch viele Beilagen. Auch beim Grillen mit Fleisch kommt die Sättigung meistens durch Brot und Kartoffelsalat ? gibt es beides auch vegan.
Außerdem muss Fleischersatz nicht teuer sein. Seitan-Steaks kann man selbst machen ? mit einem Seitan-Fix-Pulver aus dem Supermarkt oder besonders billig: Man wäscht Mehl aus, bis nur noch Gluten, also Klebereiweiß übrig ist. Nichts anderes ist Seitan.
Wenn ich gegrillte Avocado mit Tomatensalsa für 15 Leute machen will, kostet das natürlich ein bisschen mehr, aber das tut ein argentinisches Rumpsteak im Vergleich zur Bratwurst ja auch.
Soßen, Dips, Salsa
Besonders lecker wird Grillen auch durch die vielen Soßen – Aioli, Tsatsiki und Mayonnaise fallen wohl flach – welche Alternativen gibt es?
Aioli ist ursprünglich vegan und kommt komplett ohne Ei oder Milch aus ? das wissen nur die wenigsten. Aber auch andere beliebte Dips wie Hummus, Salsa und Guacamole sind von Haus aus vegan. Es gibt natürlich auch veganes Tsatsiki und vegane Mayonnaise in allen Varianten.
Ist Grillen generell überhaupt mit veganem ökologischen Bewusstsein vereinbar?
Ich verwende weder Einweggrills, Alugrillschalen noch Einweggeschirr. Wenn man zum Grillpicknick im Park keine richtigen Teller mitnehmen will, gibt es tolle Alternativen ? zum Beispiel aus Bambus.
Wie grillt man am besten, mit Gas oder Kohle?
Wie beim herkömmlichen Grillen kann man, je nach Vorliebe, klassisch mit Holzkohle oder auch mit Gas grillen. Ich mag den Holzkohlegrill am liebsten. Der rauchige Geschmack erinnert mich immer an Urlaub.
Wie reagiert dein Umfeld wenn du als Veganerin zum Grillen kommst?
Meistens kommt die Frage: “Oh je, was kannst du überhaupt essen?” Wenn ich dann meine veganen Grillsachen auspacke, ist die Neugier mittlerweile auch bei Fleischessern groß.
Haben sich die Reaktionen in den vergangenen Jahren verändert?
Meine Nachbarn fragten neulich, ob ich Lust hätte, bald mal mit ihnen zusammen zu grillen. Sie würden das doch gerne mal vegan ausprobieren. Solche Offenheit finde ich super.
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