Basische Hautpflege liegt voll im Trend, aber: Was ist das überhaupt? Und was bringt es? Und funktioniert es wirklich? Dr. Peter Jentschura erforscht seit über 30 Jahren die Ursachen und Symptome der Übersäuerung des Menschen. Was das mit Hautpflege zu tun hat und wie diese Form der Hautpflege funktionieren soll, erklärt er in unserem Haut-Special.
1. Warum sollte man seine Haut basisch pflegen?
Babys wachsen neun Monate lang im “Vollbad” des Fruchtwassers heran. Und dieses Fruchtwasser ist basisch, genauso wie die wunderschöne, samtweiche Babyhaut. Was liegt also näher, als von der Natur zu lernen und unseren Körper ebenfalls basisch zu pflegen?
Auch zu Zeiten des alten Ägyptens und der alten Römer*innen war Körperpflege basisch. Diese Kulturen benutzten für ihre Körperpflege Natron oder basische Seife.
Bei den heutigen säurelastigen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten ist es wichtiger denn je, mit basisch-mineralischer Körperpflege die natürliche Ausscheidungsfunktion der Haut zu unterstützten und dadurch die Entsäuerung und die Regeneration des gesamten Organismus zu fördern.
2. Wie funktioniert’s?
Die Haut ist ein sehr effektives Ausscheidungsorgan. Mit ihren hunderttausenden Schweiß- und Talgdrüsen wird sie in der Naturheilkunde zu Recht auch als “dritte Niere” bezeichnet.
Aufgrund der zunehmenden Übersäuerung der Menschen sind die Schweiß- und Talgdrüsen bei den Betroffenen meist schon aktiv bis “hyperaktiv” am Entsäuern. Weil das unangenehm ist, unterdrücken die meisten lieber die Ausscheidungsfunktion der Haut mit besonders saurer Körperpflege (mit Cortison etc.), anstatt sich die basische Körperpflege zu Nutze zu machen.
Basische Körperpflege mit einem pH-Wert von 8,5 befreit im ersten Schritt die Haut von bereits ausgeschiedenen Säuren und Stoffwechsel-Endprodukten. Dies signalisiert dem Körper, dass weitere nachgeschoben werden können.
So entsteht ein effektiver Entsäuerungs- und Entgiftungsprozess, letztendlich für den gesamten Organismus. Gleichzeitig werden dadurch die übrigen Ausscheidungsorgane Nieren, Darm und Lunge effektiv entlastet und die Regeneration enorm beschleunigt.
3. Welche basischen Anwendungen gibt es?
Mit einem basischen Badesalz können Voll-, Fuß- und Handbäder, basische Wickel, basische Strümpfe und Stulpen sowie basische Peelings gemacht werden. Außerdem kann man mit dem Salz auf der Haut auch sehr gut in die Sauna gehen und die Tiefenwirkung verbessern.
Zu den Spezialanwendungen gehören basische Dampfbäder mit Salz-Honig-Einreibungen, basische Massagen mit Pflanzenölen oder -extrakten oder auch spezielle Kräuterstempelmassagen, Bürstenmassagen und vieles mehr …
4. Was sollte ich tun, wenn ich meine Haut basisch pflegen will?
Zum Duschen sollte man statt der üblichen sauren Körperpflege, welche den Lipid-Schutzmantel beeinträchtigen, besser basische Duschgele nutzen.
Der Einstieg in die intensive basische Körperpflege und Entsäuerung gelingt am besten mit täglichen Fußbädern, da die Haut an den Füßen mit rund 600 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter so ziemlich die drüsenreichste ist und hierüber sehr viel ausgeschieden werden kann.
Deshalb gelten die Füße in der Naturheilkunde als “Hilfsnieren”. Das, was die Nieren nicht ausscheiden können, versucht der Körper über die Füße auszuscheiden. Ein Symptom der Übersäuerung ist der Fußschweiß, der sehr einfach und nachhaltig durch basische Fußbäder behandelt werden kann.
5. Was muss ich beachten?
Es gilt der Grundsatz: “Je mehr Haut und je länger basisch gebadet wird, desto mehr Säuren und Schadstoffe können ausgeschieden werden.” Die Anwendungen sollten mindestens 30 Minuten lang andauern, da es eine gewisse Zeit braucht, bis der Ausscheidungsprozess der Haut in Gang kommt.
Darüber hinaus braucht der Abtransport der Säuren aus den Geweben, zum Beispiel nach dem Sport, aus den Muskeln, über das Blut und dann über die Haut einfach Zeit.
Empfehlenswert ist es, sich ein- bis zweimal im Jahr kurmäßig, aber insbesondere bei stärkeren Belastungen, etwas intensiver zu pflegen. Dann gehören ein bis zwei Vollbäder bei 36 bis 38 °C und zwei bis drei Fußbäder bei 38 bis 41 °C auf den Wochenplan. Die Ausscheidungsleistung der Haut kann noch gesteigert werden, wenn während der Bäder die Haut gebürstet wird.
Für basische Wickel, Strümpfe und Stulpen gibt es ein spezielles Wickelsortiment aus Naturmaterialien, was immer nach dem gleichen Prinzip funktioniert: Ein dünnes Teil wird basisch getränkt, ausgewrungen und umgelegt, mit einem dickeren Teil wird warm abgedeckt.
6. Was bringt basische Körperpflege Sportler*innen?
Je intensiver der Sport, desto mehr Säuren und Stoffwechselendprodukte entstehen. Für eine schnellstmögliche Regeneration sollten diese schnellstmöglich wieder ausgeschieden werden. Andernfalls drohen zum Beispiel Muskelkater, entzündliche Prozesse bis hin zu Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen oder Übertraining.
Gerade nach intensiven Trainingseinheiten, Wettkämpfen oder auch bei Etappenrennen wie der Tour- und Bike-Trans Alp, konnten die Sportler*innen mit basischen Fußbädern im Zielbereich ihre Regenerationszeiten spürbar verbessern.
7. Muss ich mich danach überhaupt noch eincremen?
Nein, erforderlich ist das nicht, am wenigsten am Körper. Ausreichende basische Körperpflege sorgt für eine klare, gepflegte und gut durchblutete Haut und für eine angenehme Selbstfettung und einen intakten Lipid-Schutzmantel.
Insbesondere bei empfindlicher Haut rate ich zur basischen Körperpflege, da es, wie gesagt, die natürlichste Form der Pflege ist und den Hautstoffwechsel auf sanfte Art reguliert. Wurde allerdings im Vorfeld viel eingecremt, so muss die Selbstfettung erst wieder angeregt werden, und das braucht etwas Zeit.
8. Gibt es Hautprobleme, für die basische Körperpflege nicht geeignet ist?
Egal ob bei fettiger Haut, Pickeln, Akne, Ekzemen oder bei trockener, schuppiger Haut, bei starkem Schwitzen, Neurodermitis oder bei anderen Symptomen der Übersäuerung: Basische Körperpflege ist lohnenswert.
Bei sehr stark irritierter Haut, zum Beispiel im Gesicht, sollte man jedoch nach dem Prinzip der “umleitenden Entschlackung” besser erst mit Fußbädern beginnen. Das heißt, dass erst über die gesunde Haut ausgeleitet wird und die Problemstellen so entlastet werden.
Im nächsten Schritt können dann auch basische Vollbäder gemacht werden. Hat die Gesichtshaut sich wieder beruhigt, sind zum Beispiel auch basische Gesichtsanwendungen hilfreich. Basische Institute können hier individuell beraten.
9. Hilft basische Körperpflege auch bei übermäßigem Schwitzen?
Ja klar! Viele Menschen leiden heutzutage unter vermehrtem Schwitzen und übermäßigem Schweißgeruch. Die Zusammensetzung des Schweißes zeigt deutlich, dass darüber große Mengen saurer Stoffwechselendprodukte ausgeschieden werden.
Um dieses Problem zu unterdrücken, hat sich ein Riesenangebot an Deos entwickelt, die leider häufig schädliche Substanzen wie allergieauslösende Stoffe enthalten – zumal die Unterdrückung der Entgiftungsfunktion der Haut zu einer Verlagerung der Probleme führt.
Die basische Körperpflege geht hier einen gesünderen Weg. Über basische Anwendungen wird der Organismus von Säuren und Schadstoffen befreit und die Schweiß- und Geruchsbildung wird auf diesem Weg ursächlich und ganz natürlich vorgebeugt. Mein Tipp: Basische Waschung unter den Achseln als natürliches Deo für jeden Tag.
10. Hautpflege: Geht das nur von außen?
Basische Körperpflege befreit die Haut von belastenden Säuren, Stoffwechselendprodukten und Schadstoffen und regeneriert den Lipid-Schutzmantel.
Aber eine schöne Haut ist maßgeblich auch von unserer täglichen Ernährung abhängig. Denn dadurch wird der Organismus mit wertvollen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen versorgt, die wiederum für gesundes, straffes Gewebe sowie für ein makelloses Hautbild benötigt werden.
Daneben ist das Trinken von ausreichend stillem Wasser für die Elastizität und Spannung des Gewebes äußerst wichtig. Und natürlich die tägliche Bewegung und das gezielte Training – am besten an der frischen Luft.