Hormone beeinflussen so ziemlich alles in unserem Körper – aber bestimmen sie auch unsere sportliche Leistung? In dieser Folge klären wir mit Sportmediziner und Hormonexperte Prof. Dr. Dr. Patrick Diel, wie sich Hormone wie Testosteron zum Beispiel auf den Fettstoffwechsel oder unsere Schnellkraft auswirken, welche Cortisol für Leistungsfähigkeit spielt und welche Unterschiede es zwischen Frauen und Männern gibt.
Was genau machen Hormone
Hormone sind ein häufig unterschätzter Bestandteil unseres Körpers. Oft werden sie im Zusammenhang mit Stimmungsschwankungen erwähnt – beispielsweise während der Schwangerschaft oder der Pubertät. Auch im sportlichen Kontext hört man oft von Testosteron, das gezielt zur Förderung des Muskelaufbaus eingesetzt wird. Doch Hormone leisten weit mehr als nur diese bekannten Funktionen. Sie übernehmen vielfältige Aufgaben, die für unser gesamtes Leben essenziell sind.
Tatsächlich gibt es hunderte verschiedene Hormone, die jeweils spezifische und lebenswichtige Aufgaben erfüllen – von der Regulierung des Energiehaushalts bis hin zur Anpassung des Körpers an Belastungen. Ohne Hormone funktioniert der menschliche Körper schlichtweg nicht. Sie steuern die Kommunikation zwischen den Zellen und regulieren zentrale Prozesse wie den Stoffwechsel, die Immunabwehr und die Muskelfunktion. Sie beeinflussen zudem die Wachstumsgeschwindigkeit, oder unsere Stimmung und unser Verhalten. Ein Hormonmangel oder eine Dysfunktion kann daher schwerwiegende Folgen haben und zu Erkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen oder hormonbedingten Störungen des Nervensystems führen.
Unterschiede zwischen Frauen und Männern
Hormone unterscheiden nicht nur einzelne Funktionen im Körper, sondern auch die Geschlechter. Dabei besitzen beide Geschlechter sowohl Testosteron als auch Östrogen – allerdings in unterschiedlichen Verhältnissen. Männer haben einen höheren Testosteronspiegel, während Frauen mehr Östrogen produzieren. Diese Unterschiede beeinflussen den Körper in vielerlei Hinsicht: Testosteron fördert den Muskelaufbau und kann auch die Aggression steigern, während Östrogen den Körperfettanteil bei Frauen erhöht, um Reserven für Fortpflanzung und Stillzeit zu schaffen. Frauen sind zudem biologisch besser darauf vorbereitet, langanhaltende Hungersituationen zu überstehen, da ihr Stoffwechsel effizienter auf Fettreserven zurückgreift.
Die Unterschiede werden besonders während der Pubertät deutlich, wenn Sexualhormone die körperliche Entwicklung prägen. In dieser Phase entwickeln Männer und Frauen die charakteristischen geschlechtsspezifischen Merkmale, die nicht nur äußerlich sichtbar sind, sondern auch die körperliche Leistungsfähigkeit beeinflussen.
Wie wirkt sich all das auf die sportliche Leistungsfähigkeit aus?
Die hormonellen Unterschiede zwischen Männern und Frauen spielen auch im Sport eine bedeutende Rolle, insbesondere in Ausdauersportarten, bei denen der Energiehaushalt eine zentrale Bedeutung hat. Frauen nutzen Fett als Energiequelle effizienter als Männer, was besonders in der zweiten Zyklushälfte auffällt. Dieser Vorteil zeigt sich häufig auf Langstrecken. Der effizientere Fettstoffwechsel bei Frauen könnte erklären, warum sie auf extrem langen Distanzen, etwa 600 Kilometer oder mehr, teilweise bessere Leistungen erbringen. Zyklusorientiertes Training kann in solchen Fällen bei einigen Frauen zusätzliche Vorteile bringen.
Doch nicht nur die Geschlechterunterschiede beeinflussen die sportliche Leistung. Auch andere Hormone spielen eine wichtige Rolle im Sport. Eines davon ist Cortisol, das sogenannte Stresshormon. Bei intensiven Belastungen wie einem Marathon wird Cortisol verstärkt ausgeschüttet, um den Energiebedarf des Körpers zu decken. Langfristig kann das Hormon jedoch katabol wirken, was bedeutet, dass es den Muskelabbau fördert und gleichzeitig das Immunsystem schwächt. Chronisch erhöhte Cortisolspiegel, etwa durch anhaltenden Stress oder Übertraining, steigern zudem das Risiko für Infektionen und können die Regenerationszeit erheblich verlängern.
Um solchen negativen Auswirkungen vorzubeugen, ist eine sorgfältige Vorbereitung unerlässlich. Sie hilft, hormonelle Dysbalancen während Wettkämpfen zu vermeiden und die Belastung für den Körper zu reduzieren. Gut trainierte Athlet:innen haben hierbei einen entscheidenden Vorteil: Ihr Körper ist besser darauf eingestellt, hormonelle Stressreaktionen zu regulieren, und regeneriert deutlich schneller nach intensiven Belastungen.
Wie eine gute Ernährungsweise für den Hormonspiegel aussehen könnte, was sonst unseren Hormonhaushalt positiv und negativ beeinflusst und weitere spannende Fakten, gibt es wie immer in der ACHILLES RUNNING Podcastfolge. Diese findet ihr wie immer auf Spotify, Apple Podcasts und überall da, wo es Podcasts gibt.